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Die fünf interessantesten Space-Startups aus Deutschland

von Lina Hansen
Die NewSpace-Szene bewegt sich auch in Deutschland. Von satellitengestützter Kommunikation bis hin zum Mondflug reichen die Geschäftsfelder der Startups. WIRED stellt fünf besonders ambitionierte Vertreter der Branche vor, die sich diese Woche auf dem Disrupt Space Summit in Berlin präsentieren.

NewSpace – das geflügelte Wort steht für eine Branche, die mit der traditionellen Raumfahrt brechen will. Die Akteure kommen zumeist aus der Privatwirtschaft, sie sind junge Startups mit innovativen Technologien und Kunden aus den verschiedensten Bereichen. Die NewSpace-Bewegung will einen Teil vom Kuchen abhaben, der bisher nur den staatlichen Raumfahrtbehörden vorbehalten war. Diese Woche tummelt sie sich dazu ganz irdisch auf dem Disrupt Space Summit in Berlin – auf der Suche nach Ideen, Partnern und Investoren. Denn auch hierzulande drängen junge Unternehmen auf den Markt.

„Es gibt von deutscher Seite kaum Zuwendungen für Weltraum-Startups“, sagt Walter Ballheimer, CEO von German Orbital Systems. Auch Marco Witzmann von Valispace sieht dieses Problem, prophezeit aber: „NewSpace-Unternehmen werden den alten OldSpace-Playern ganz schnell das Wasser abgraben.“ Die Alten müssten schon bald nachziehen, um nicht den Anschluss an die Jungen zu verlieren.

Was die deutschen Space-Startups so vorhaben? Ein paar Hundert Satelliten um die Erde verteilen, Massen von Fernerkundungsdaten aufbereiten und auf dem Mond landen. WIRED hat sich fünf von ihnen genauer angesehen.

Part Time Scientists
Für das, was sie planen, haben die Part Time Scientists eigentlich einen viel zu bescheidenen Namen: eine Mission zum Mond. Als Teilnehmer der Google LunarX Challenge ist das Team um Robert Böhme mittlerweile jedoch Vollzeit in das Projekt eingestiegen. Die Part Time Scientists bauen an einem Mondrover, der auf dem Erdtrabanten landen, 500 Meter weit fahren und Bilder machen soll. Unterstützung bekommen sie dabei von Audi. Robert Böhme bewarb 2007 sich um die Teilnahme am Wettbewerb, damals war er 22. Seitdem ist das Team gewachsen und zählt nun unter anderem Jack Crenshaw, der an der Apollo-Mission der NASA mitgearbeitet hat, zu seinen Mitgliedern. Für Privatleute, die sich mit ihren persönlichen Gegenständen auf dem Mond verewigen wollen, bietet das Unternehmen übrigens einen Transportservice an, der in Kilopreisen abgerechnet wird.

German Orbital Systems
Raumfahrt und Erdbeobachtung für eine breite Masse zugänglich machen, das ist das Ziel von German Orbital Systems. Das 2014 gegründete Unternehmen folgt dem Baukastenprinzip: German Orbital Systems liefert alle notwendigen Teile für den Satelliten, baut ihn zusammen und schickt ihn in den Orbit. Ein Rundum-Sorglos-Paket, all inclusive, innerhalb von zwölf bis 18 Monaten erfolgt der Start. Und was wird da so in den Weltraum entlassen? Die Kunden, die die Satelliten bestellen, wollten vor allem mit Remote Sensing Kameras arbeiten, sagt Ballheimer. Aber auch Kommunikationssyteme sollen erprobt werden, ebenso wie biologische Experimente. Doch auch wenn das Startup alle Hände voll zu tun hat, komme keiner seiner Kunden aus Deutschland: „Deutsche Weltraumstartups werden hierzulande eigentlich kaum beachtet“. Das Silicon Valley sei hier schon fünf bis zehn Jahre weiter. Das größte Projekt in der nahen Zukunft von German Orbital Systems wird allerdings keine selbstgebauten Satelliten beinhalten. Zum Start einer Sojus-Rakete mit 17 Satelliten hat das Team um Walter Ballheimer die Software für die Trägerrakete entwickelt, mit der die Satelliten in den Orbit entlassen werden.

Kaskilo
Das Startup Kaskilo setzt auf globale Konnektivität über LEO-Satelliten. Übersetzt heißt das: Auf 12 Umlaufbahnebenen im Orbit werden Satelliten platziert, die eine Machine-to-Machine-Kommunikation ermöglichen sollen. Diese Art der Datenübertragung ist besonders schnell – und vor allem nicht an irdische Voraussetzungen wie Kabel gebunden. „In Berlin haben Sie vielleicht noch ganz gutes Netz, aber auf hoher See ist es dann schnell vorbei mit dem Handyempfang“, sagt Michael Oxfort, CTO von Kaskilo. Und das ist das Problem, das sein Unternehmen lösen will: Reedereien sollen mit ihren Schiffen überall auf der Welt in Verbindung bleiben können, Airlines mit ihren Flugzeugen oder die Öl-und-Gas-Industrie mit ihren entlegenen Plattformen.

Eine andere mögliche Anwendung findet sich in der Automobilindustrie: Autohersteller können so ganz leicht neue Software auf die Bordcomputer spielen, Kunden müssten dafür nicht mehr extra in die Werkstatt fahren. Die Datensicherheit hält Kaskilo dabei hoch: Dadurch, dass auch zwei Satelliten untereinander kommunizieren können, ist es nicht notwendig, die Daten auf Servern auf der Erde zu speichern. Die betreffenden Unternehmen behalten also die Hoheit.

Valispace
Kaum zu glauben, aber einige der größten Weltraumprojekte würden tatsächlich mit Word oder Excel dokumentiert, sagt Marco Witzmann, Satelliteningenieur und Gründer von Valispace. Das fresse wertvolle Arbeitszeit, denn die Daten müssen stets konsistent gehalten werden, was vor allem dann ein Problem sei, wenn viele Ingenieure zusammenarbeiten. Deswegen hat sich Witzmann mit zwei Kollegen zusammengetan und einen Ort geschaffen, an dem Ingenieure kooperieren und gemeinsame Projekte umsetzen können. Valispace will vor allem eines: Ingenieuren erlauben, bessere Raketen zu bauen.  Das Tool ist speziell auf die Bedürfnisse von Weltraumingenieuren angepasst, die browsergestützte Anwendung erlaubt es allen am Projekt Beteiligten, die jeweiligen Änderungen der anderen auf einen Blick zu sehen und nachzuvollziehen. Kleinere Startups müssen keinen eigenen Server zur Verfügung stellen, wollen sich größere Unternehmen das jedoch leisten, bietet Valispace auch dafür Lösungen an. „Man denkt immer an Hightech, aber die Realität sieht sogar bei den großen Playern ganz anders aus“, sagt Witzmann. Valispace will das ändern.

mundialis
Gerade letzte Woche hat die ESA im Rahmen ihres Copernicus-Projekts den zweiten Sentinel-Satelliten ins All befördert. Ziel sind noch mehr Fernerkundungsdaten, die als Open-Data-Projekt der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden sollen. Aber irgendjemand muss diese Daten auch auswerten – zum Beispiel das Startup mundialis. Mitgründer Till Adams erzählt von einem Archiv aus 15 Jahren Datensammlung über Oberflächentemperaturen. Auch möglich: Eine Auswertung von Vegetationsindizes, die landwirtschaftlichen Betrieben Aufschluss über ihre Bestandsentwicklung gibt. Das zweite Standbein von mundialis ist High Performance Computing: Das Unternehmen baut Serverarchitekturen so auf, dass riesige Datenmengen schneller verarbeitet werden können, zum Beispiel in einem Projekt für die ESA, das von Satelliten aufgenommene Szenen der Erde auswertet. „Free data with free software“, ist mundialis' Wahlspruch, Adams und sein Team sind glühende Verfechter von Open-Source-Projekten.

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