
Die Buchung ist aufwendig und der erste Flug fiel ins Wasser. Doch am Ende hat es sich gelohnt. Gründerszene hat die Flugvermittlung des Startups Flyt.club getestet.
Ein normaler Linienflug ist schnell gebucht, die Abfertigung am Flughafen hektisch und der Flug selbst ziemlich unspektakulär. Ganz anders geht es da mit einer kleinen Sportflugmaschine auf einem abgelegenen Flugplatz zu. Man geht es gemütlich an, beschäftigt sich mit der Technik des Flugzeugs und der Rundum-Ausblick ist mit dem eines Linienflugs kaum zu vergleichen.
Bisher fristeten Flüge mit privaten Flugzeugen ein Luxusdasein. Sowohl für den Hobby-Piloten als auch die Passagiere sind solche Flüge ein teurer Spaß, der hunderte Euro kosten kann. Warum also nicht die Kosten teilen? Ein Startup aus Leipzig hat sich dieses Sharing-Modell auf die Fahnen geschrieben. Wir haben die Vermittlung von Flyt.club getestet.
Alles ist anders als an einem großen Flughafen
Als wir uns dem ehemaligen Militärflugplatz in Finow nähern, wird mir kurz etwas mulmig zumute – weniger wegen des anstehenden Fluges mit einer kleinen Propeller-Maschine als aufgrund des ungewöhnlichen Ambientes. Entlang der Rollbahn stehen ein Dutzend riesiger, bewachsener Flugzeugbunker, die kurz vor dem zweiten Weltkrieg gebaut und noch bis 1993 mit russischen Kampffliegern besetzt waren. Heute verbergen sich hinter den kolossalen Stahltüren kleine Sportflugzeuge. Eines davon hat Malte Hahm gechartert, eine Piper PA-28.
Bevor es losgehen kann, prüft Malte das Flugzeug: Er schaut sich den Propeller an, checkt die Tragflächen und wirft einen Blick in den Motorraum. Dabei erzählt er, wie er vor Kurzem erst ein älteres Pärchen für einen Rundflug mitgenommen habe. Die Buchung und Absprachen hat er über die Flugvermittlung Flyt.club geregelt. In diesem Fall sei alles einwandfrei verlaufen. Alle Beteiligten seien sehr zufrieden gewesen. Manchmal komme es aber vor, dass die Leute anfangen, über Flugzeitpunkt, Personenanzahl und die Kosten zu verhandeln. Das nervt ihn: „Ich bin kein Flugbetrieb. Es ist ein Mitflug“, betont Malte.
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Wie die anderen rund 700 registrierten Piloten organisiert auch Malte seine Flüge aus freien Stücken. Geld verdienen lässt sich mit solchen Flugvermittlungen nämlich nicht. Dafür sorgt die Plattform, die nach dem Flug eine Ausgabenübersicht anfordert, damit keine gewerblichen Einkünfte erzielt werden und Steuern anfallen. Andernfalls dürfte Flyt.club oder auch Wingly einen solchen Service nicht anbieten.
„Ein privater Charterflug kostet richtig viel Kohle“, sagt Malte. Ein einstündiger Rundflug über Berlin kommt mit Treibstoff, Charter-, Lande- und Parkgebühren hochgerechnet auf etwa 300 Euro. Mich kostet der Flug jedoch nur 88 Euro. Zehn Prozent bekommt Flyt.club, den Rest der Pilot. Malte könnte also mit einem vollbesetzten Flug 240 Euro einsparen: „So ein Mitflug ist da natürlich eine finanzielle Erleichterung fürs Hobby.“ Bisher hat der Berufspilot nur zwei private Flüge mit Mitfliegern unternommen. Trotz der bisher geringen Nachfrage sei er aber vom Sharing-Prinzip überzeugt.
Die Absprachen sind zeitaufwendig
Bevor ich mit Malte in Kontakt getreten bin, habe ich mich auf der Seite des Leipziger Startups nach Flügen in der Umgebung Berlins umgesehen. Allzu viel Auswahl gibt es bisher nicht. Auch was die Flugzeiträume anbelangt, muss man sehr flexibel sein. Als ich auf Maltes Inserat „Rundflug über Berlin“ klicke, ist noch kein Datum angegeben. Erst nachdem ich ihn anschreibe, schickt er mir ein paar mögliche Flugtage. Wir einigen uns, die Uhrzeit gibt er allerdings vor. Das Geld überweise ich vorab.
Dann fällt mir plötzlich auf: Wie komme ich eigentlich nach Finow Eberswalde, das etwa 50 Kilometer außerhalb der Stadtgrenze liegt? Ohne Auto ist der Flughafen mit den Öffis nur umständlich zu erreichen.
Die Privatflüge finden grundsätzlich von kleineren, abgelegeneren Flugplätzen statt. Malte bietet mir eine Mitfahrt an. Gegen einen kleinen Obolus teilen wir also nicht nur das Flugzeug, sondern auch das Auto. Hier wäre es generell wünschenswert, wenn Flyt.club auch gleich einen Service für die Anfahrt mit anböte.