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Warum Indiens Nein zu Facebook Free Basics auch uns hilft

von GQ
Internetzugang auch in entlegene Teile der Welt zu bringen, ist ein guter Ansatz. Doch es lohnt sich genau hinzusehen, wer diesen Zugang ermöglicht. Einzelne Unternehmen dürfen keine Türsteherfunktion bekommen. Das Nein der indischen Regierung zu Facebooks „Free Basics“ ist ein guter Anlass, das Wie der Weltvernetzung zu diskutieren, kommentiert Nikolaus Röttger.

Für ihn ist es eine Herzensangelegenheit, so jedenfalls gibt sich Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, wenn er über seine Initiative Internet.org spricht. Er wolle die ganze Welt vernetzen, Internetzugang sei ein Menschenrecht. Vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen warb er im vergangenen Jahr für seine Idee. Und er gehört zu den Initiatoren von #connecttheworld: Zusammen mit Bonos Kampagnenorganisation One rief Zuckerberg im September dazu auf, allen Menschen bis 2020 Internetzugang zu ermöglichen. Prominente Unterstützer sind unter anderem Bill und Melinda Gates, Wikipedia-Chef Jimmy Wales, Unternehmer Richard Branson, Huffington-Post-Gründerin Arianna Huffington. Die Idee: Das Internet ermögliche Zugang zu Bildung, zu Information, es könne Unternehmertum fördern und Armut bekämpfen.

Als Teil seiner Initiative Internet.org hatte Zuckerberg in Indien den Dienst Free Basics gestartet, der kostenlosen Zugang zu ausgewählten Diensten erlaubt. Natürlich gehören dazu: Facebook und sein Messenger, aber auch Wikipedia. Eine große PR-Kampagne, um das Angebot zu retten, hat nichts genützt, die Regulierer in Indien haben gegen Facebook entschieden. Beziehungsweise pro Netzneutralität. Alle Daten müssen gleich behandelt werden, Inhalte dürfen nicht ausschlaggebend sein für unterschiedliche Tarife. Von der Entscheidung ist nicht nur Facebook betroffen, sie gilt für alle Service-Provider.


Leute kommen in die Telefonläden und sagen: Ich möchte Facebook.

Sheryl Sandberg, Facebook-COO

Zuckerberg zeigt sich enttäuscht. In einem Facebook-Post schreibt er: „While we're disappointed with today's decision, I want to personally communicate that we are committed to keep working to break down barriers to connectivity in India and around the world.“

Wer wie Mark Zuckerberg 2030 fünf Milliarden Nutzer auf seiner Plattform haben will, muss eben selbst daran arbeiten. Das Unternehmen ist der Überzeugung, dass das eigene Angebot eine Brücke für all jene ist, die bisher nicht im Netz sind. Heißt: Wer die kostenlosen Services nutzt, kann auch weiter klicken auf andere Websites, dann muss er jedoch für die verbrauchten Daten zahlen.

Auf der einen Seite sind die Bemühungen von Facebook und auch Google die Welt zu vernetzen ein richtiger Ansatz, manches Land dürfte auf die Programme der Internetgigangen sogar angewiesen sein. Zu teuer sind die Unterfangen, die in naher Zukunft mit Hilfe von Drohnen oder Ballons das Netz in entlegene Winkel der Welt bringen wollen. Dennoch ist die Entscheidung in Indien ein richtiger Anstoß, darüber zu diskutieren, wie die Welt vernetzt wird.


Denn zu Recht weisen Kritiker daraufhin, dass sich Facebook mit seiner Initiative zum Türsteher des Internets machen könnte. Umfragen zeigen, dass Nutzer von Facebooks Angebot zum Teil gar nicht wissen, dass sie im Internet sind. Es ist genau ein Jahr her, dass Quartz eine entsprechende Studie veröffentlichte. Und auch Facebooks COO Sheryl Sandberg, sagte, dass in einige Ländern Facebook und das Internet verwechselt werde. Die eigene Plattform sein ein Haupttreiber dafür, dass in Entwicklungsländern Telefone gekauft würden. „Leute kommen in die Telefonläden und sagen: Ich möchte Facebook“.


Vor allem alle jene, die bereits im Internet sind, fragen nach dem Kostenlosangebot, um Geld zu sparen.

Noch ist unklar, ob Facebooks Plan mit Hilfe von Angeboten wie Free Basics mehr User ins Internet zu bringen, überhaupt aufgeht. Buzzfeed veröffentlichte jüngst eine Umfrage unter den Service-Providern, die mit Facebook in 37 Ländern zusammenarbeiten, die zeigt: Vor allem alle jene, die bereits im Internet sind, fragen nach dem Kostenlosangebot, um Geld zu sparen. Folgt man den Aussagen verschiedener Anbieter, die Buzzfeed kontaktiert hat, ist es bisweilen auch gar nicht Facebook, das den kostenlosen Dienst anbietet. Sondern es sind die Service-Provider selbst. So jedenfalls die Aussagen von jeweils einem Vertreter von Virgin Mobile in Mexiko und Airtel in Sambia gegenüber Buzzfeed.

Zuckerberg und Sandberg geben sich nach der Entscheidung kämpferisch. Man werde auch in Indien weiter an dem Ziel arbeiten die Menschheit zu vernetzen, schreibt Zuckerberg in seinem Post. Er beantwortet in den Kommentaren zum Post Fragen und geht auf Kritik ein. Von ihm unbeantwortet blieb bisher allerdings ein Kommentar, in dem ein User auf einen anderen Ansatz hinweist, Indien zu vernetzen: Zusammen mit Indian Railways und Internatanbieter RailTel stattet Google gerade zahlreiche Bahnhöfe in Indien mit kostenlosem Internet aus. Vermutlich eines der größten WLAN-Projekte der Welt, das potenziell bis zu zehn Millionen Reisende täglich nutzen können.


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