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Die Theranos-Affäre erreicht ihren vorläufigen Höhepunkt

von Timo Brücken
Das Bluttest-Startup Theranos schließt alle seine Labors und entlässt mehr als 40 Prozent der Mitarbeiter. Es ist die vorläufig höchste Eskalationsstufe der Affäre um das Unternehmen von Gründerin Elizabeth Holmes.

Nur ein Piks in den Finger, um einen Tropfen Blut zu gewinnen: Damit wollte Theranos einfache, günstige und umfangreiche Bluttests für jedermann möglich machen. Doch dann enthüllte das Wall Street Journal, dass das Startup gar nicht wie versprochen eine neue Technologie für seine Tests entwickelt hatte, sondern die gleichen traditionellen Geräte nutzte wie andere Labors. Das Unternehmen von Gründerin Elizabeth Holmes zog alle früheren Testergebnisse offiziell zurück.

Es folgten Ermittlungen der US-Gesundheitsbehörden und später auch der Börsenaufsicht und des Justizministeriums. Sie deckten Anfang 2016 umfangreiche Mängel in den Theranos-Labors und Ungenauigkeiten in den Testergebnissen auf. Holmes wurde mit einem zweijährigen Berufsverbot für den Betrieb ihrer Bluttest-Labors belegt, wogegen sie Einspruch erhob. Die endgültige Entscheidung darüber ist noch nicht gefallen.

Nun erreicht die Affäre ihren vorläufigen Höhepunkt, wobei man eigentlich vom Tiefpunkt sprechen müsste: Theranos schließt alle Labors und und entlässt mehr als 40 Prozent seiner Mitarbeiter – rund 340 Menschen. „Nach mehreren Monaten, in denen wir unsere stärken evaluiert und unsere Schwächen adressiert haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen, unser Unternehmen nach dem Modell zu strukturieren, das am besten zu unseren Grundwerten und unsere Mission passt“, schreibt Holmes in einem offenen Brief.

Theranos werde sich in Zukunft auf seine miniLab-Plattform konzentrieren, das sind automatisierte Miniaturlabore, mit denen sich kleinere Proben untersuchen lassen. Verkauft werden sollen sie an Arztpraxen und Krankenhäuser, zum Beispiel in der Onkologie, Pädiatrie oder Intensivmedizin.

Durch den Schritt kann Theranos im Geschäft und Holmes trotz Berufsverbot an der Spitze des Unternehmens bleiben. Er bedeutet aber auch eine Abkehr von der ursprünglichen Strategie einfacher, kostengünstiger Bluttests, die dem Startup 2014 eine Bewertung von neun Milliarden Dollar einbrachte – und Elizabeth Holmes ein geschätztes Vermögen von 4,5 Milliarden Dollar. Mittlerweile ist die Gründerin pleite und Geldgeber wie die, die einst gut 750 Millionen Dollar in Theranos investierten, dürften skeptisch bleiben.

Für die 340 entlassenen Mitarbeiter dürften es traurige Tage sein. Wall-Street-Journal-Reporter John Carreyrou, der die Affäre ins Rollen brachte, freut sich hingegen, „seinen Job gemacht“ zu haben.

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