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Das steckt hinter Apples neuer eHealth-Strategie

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Ganz still und fast schon heimlich hat Apple das US-Startup Gliimpse aufgekauft. Dieses entwickelt eine Plattform, mit der Gesundheitsdaten gesammelt und geteilt werden können. Durch die Übernahme festigt Tim Cook seine Strategie, Apple zunehmend im eHealth-Sektor zu etablieren. Damit könnte auch die elektronische Gesundheitskarte durch die Hintertür kommen.

Der moderne Mensch pimpt nicht nur sein Auto, sondern mittlerweile auch seinen Körper. Zum Beispiel mit Nahrungsergänzungsmitteln und Lifehacks. Oder er optimiert seinen Gesundheitszustand für ein längeres, besseres Leben mithilfe von Apps und Fitness-Trackern. Kurz: eHealth ist angesagt.

Infolgedessen wächst der Markt mit zweistelligen Zuwachsraten, laut Expertenhochrechnungen sollen 2016 alleine in Deutschland knapp 300 Millionen Euro mit vernetzten Fitnessgeräten, medizinischen Anwendungen und Telemedizin umgesetzt werden. Bis zum Jahr 2020 könnten es bereits über 660 Millionen Euro sein. Verständlich, dass sich immer mehr Startups wie auch namhafte Unternehmen dem lukrativen Thema widmen.

Auch Apple engagiert sich schon seit einiger Zeit im eHealth-Markt. Zum Beispiel sind seit iOS 3.0 mHealth-Anwendungen möglich – damit kann ein iPhone über eine Bluetooth-Verbindung zu Blutdruckmessern aufnehmen. Und seit iOS 8 ist Apple Health in das mobile Betriebssystem integriert, womit unter anderem die erfassten Fitness-Daten der Apple Watch und anderen Trackern gesammelt werden. Verbrauchte Kalorien, Cholesterin- und Blutzuckerspiegel oder die Herzfrequenz – alles wird zusammengetragen und optisch ansprechend dargestellt. Das sei „die Elektronische Gesundheitskarte durch die Hintertür“, meint der eHealth Blog.

Eine Bezeichnung, die Apples Strategie passend beschreibt: Der iPhone-Konzern will den gläsernen Kunden, von dem auch die Gesundheitsdaten auf den Apple-Servern liegen. Diese scheinbar dystopisch klingende Aussage wird durch eine neue Übernahme unterstrichen: Wie Fast Company berichtet, hat Apple im Laufe dieses Jahres das US-Startup Gliimpse Inc. übernommen. Und das – typisch Apple – still und heimlich. Es gab weder eine offizielle Pressemitteilung dazu, noch kommentiert Cupertino den Deal großartig. Die Übernahme, deren Transaktionssumme bislang nicht bekannt ist, wurde also leise vollzogen. Und auch schnell: Die Gliimpse-Website ist schon offline, wohingegen die Profile bei LinkedIn, Twitter sowie Facebook noch bestehen. Hier ist jedoch ebenfalls nichts von der Apple-Übernahme zu lesen.

Gliimpse war eine recht junges Startup, 2013 gegründet. Es bestand aus einer Not heraus: Der Mitgründer Anil Sethi mokierte, dass es keinen einheitlichen Standard für die Aufzeichnungen von elektronisch erfassten Gesundheitsdaten gebe. Es herrschte ein Durcheinander. Kein Wunder bei über 1000 am Markt existierenden Systemen, die nicht einmal auf ein einheitliches Dateiformat setzen. Das sollte sich mit Gliimpse ändern.

Die „World’s first automated Personal Health Data Platform“ sollte dazu dienen, dass Bürger ihre Krankheitsdaten sammeln und auswerten können. Und teilen, zum Beispiel mit Ärzten. Bislang war der Dienst nur in den USA verfügbar. Wie es aktuell scheint, soll das vorerst auch so bleiben. Fast Company zufolge möchte Apple-Chef Tim Cook nur in einem Bereich agieren, der keinen staatlichen Regulierungen unterliegt. „Für Deutschland und andere europäische Länder mit staatlichem Krankenversicherungssystem dürfte dies bedeuten, dass Apple sie auch mittelfristig nicht mit vergleichbaren Services versorgen wird“, kommentiert ZDNet die Situation.

Nichtsdestotrotz ist die Übernahme von Gliimpse ein weiterer strategischer Schachzug der Kalifornier. „Apple will das Zentrum für Gesundheitsdaten werden“, sagte der Analyst Skip Snow vom US-Marktforschungsunternehmen Forrester Research schon im Sommer 2014 gegenüber Reuters. Das wird durch die jüngste Übernahme unterstrichen.

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