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Drogenhändler im Darknet brauchen eine schlechte Bewertung!

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Die Ermittler sind überfordert. Der Handel mit illegalen Drogen verlagert sich längst auf das Darknet, und wenn ein Marktplatz geschlossen wird, ploppt bereits irgendwo der nächste auf. Laut einer US-Studie braucht es einen Strategiewechsel.

Das Geschäft mit illegalen Substanzen im Internet floriert. Schon 2016 kam eine Umfrage des Global Drug Survey zum Ergebnis, dass immer mehr Drogenkonsumenten ihre Ware per Bestellung über das Darknet beziehen, jenem verschlüsselten und anonymen Teil des Netzes, der sich nur mit bestimmten Browsern und Verschlüsselungsangeboten wie Tor erreichen lässt.

Ein Trend, den Polizisten und Behörden mit allerlei Mitteln zu bekämpfen versuchen. Erst vergangenen Monat wurden zwei der größten Marktplätze im Darknet durch eine Kooperation von US-Regierung und Europol geschlossen. Dennoch reißen die Bestellungen von Drogen via Internet nicht ab. Studenten der Ohio State University haben das Phänomen des Online-Drogengeschäfts untersucht und sind dabei auf eine ebenso simple wie effektive Methode gestoßen, um dieses zumindest einzudämmen.

Der Student Scott Duxbury und seine Kollegen nahmen laut Motherboard in einem Zeitraum von sechs Monaten Transaktionen zwischen 57 Verkäufern und 706 Käufern unter die Lupe, bei denen Opioide über das Darknet erstanden wurden. Dabei kamen sie zu dem Ergebnis, dass 82 Prozent der Kunden Erstkäufer waren, die zuvor noch keine Drogen auf diesem Weg erworben hatten.

Bundesbehörden sollten die illegalen Plattformen mit negativen Bewertungen überschwemmen


Diese unerfahrenen Nutzer legten den Untersuchungen zufolge bei der Wahl ihrer Quelle besonders viel Wert auf den Ruf und die Bewertungen des jeweiligen Händlers. Die Höhe des Preises spielte hingegen eine untergeordnete Rolle. Auf Basis dieser Erkenntnis schlagen die Nachwuchsforscher vor, dass Bundesbehörden die illegalen Handelsplattformen mit negativen Bewertungen überschwemmen sollten.

Schlechte Kommentare zum Ablauf der Transaktionen würden unsichere Ersttäter demnach davon abhalten, überhaupt einen Kauf zu tätigen. Lediglich die übrigen 18 Prozent der Wiederholungstäter blieben von diesem Ansatz weitgehend unberührt. Diese bleiben nach der ersten erfolgreichen Transaktion meist bei ihrer erprobten Quelle. Lediglich 30 Prozent der Mehrfachkäufer schauen sich nach weiteren Anbietern um.

Die Forscher glauben, dass einige kleinere Transaktionen der Polizei mit aufstrebenden Online-Drogenhändlern gefolgt von vernichtenden Bewertungen ein probates Mittel wären, um Angebot und Nachfrage ins Wanken zu bringen. „Es ist ein geringer Aufwand, der das Wachstum neuer Märkte von Beginn an stoppt“, sagt Duxbury. Die Bekämpfung des Online-Drogenhandels unterscheide sich grundlegend von der des Handels auf der Straße.

Im Darknet bildet sich laut der Wissenschaftler ein wachsendes Netzwerk, das schwer zu durchblicken und kaum abhängig von Einzelpersonen ist. Das übliche Prinzip in der Bekämpfung von Drogenringen, wichtige Schlüsselfiguren des Handels auszuschalten, greife online nicht. Im digitalen Untergrund würden wegfallende Versorgungsquellen sofort durch andere ersetzt.

Ganz neu ist der Ansatz, Darknet-Nutzer mit falschen Angaben gezielt in die Irre zu führen. Justizbehörden versuchen seit geraumer Zeit, mit vorgetäuschten Hochnahmen von Darknet-Anbietern, Menschen von der Nutzung illegaler Internet-Plattformen abzuschrecken – bislang allerdings mit mäßigem Erfolg.

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