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Dieses Dresdner Startup nutzt die Wärme von Computern zum Heizen

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Server kühlen und die anfallende Wärme zum Heizen nutzen: ein Konzept, das die Zukunft moderner Rechenzentren sein könnte. Allein in Deutschland stehen 50.000 kleine und große Serverfarmen, deren Wärme ungenutzt verpufft. Diese Energie will das Dresdner Startup Cloud&Heat nun nutzen.

Computer produzieren enorme Hitze. Diese gezielt zum Erwärmen von Raumtemperatur zu nutzen, klingt logisch. Bisher hat es dennoch kaum jemand versucht. Das Dresdner Startup Cloud&Heat wagt den Vorstoß, hat dieses Konzept nun erfolgreich realisiert und verkauft Server-Heizungen in die ganze Welt.

Auf den ersten Blick kann man das intelligente Kühlsystem, das hinter den Cloud&Heat-Servern steckt, nicht erkennen. Erst wenn man genauer hinschaut, fallen die vielen Leitungen auf, welche die Prozessoren umgeben. Die Hitze der CPUs heizt so das Wasser auf, das dann durch ein Rohrsystem an einen Pufferspeicher weitergeleitet wird. Von dort aus kann die Wärme bei Bedarf zum Heizen von Räumen oder für Warmwasser genutzt werden.

Unternehmen nutzen bis dato aufwendige Kühlsysteme, um ihre Server zu kühlen. Die anfallende Wärme ist quasi ein Abfallprodukt. Dies will Cloud&Heat ändern, im Bestfall soll ein Heizsystem drei moderne Einfamilienhäuser mit Wärme und Warmwasser versorgen.

Die Nachfrage ist groß. Vor Kurzem verkaufte Cloud&Heat drei seiner Server-Schränke an die RWE-Tochter innogy, ein weiterer Container mit Servern ist auf dem Weg nach Norwegen zu einem Anbieter von Rechenzentren. Und ab September sollen einige Cloud&Heat-Schränke den ehemaligen Sitz der Europäischen Zentralbank, das 110-Meter Hochhaus Eurotheum in Frankfurt, heizen

Die Kosten für die Server-Schränke sind unwesentlich höher als ein Schrank mit konventioneller Kühlung. Die Mehrkosten amortisieren sich bereits nach wenigen Monaten, da mit dem neuen System die Hälfte der Kosten einer klassischen Kühlung eingespart werden können. 25.000 bis 250.000 Euro kostet eine Anlage, je nach Ausstattung. Das macht die Server-Heizung auch für mittelständische Unternehmen attraktiv. Was die Unternehmen mit der anfallenden Rechnerkapazität machen, bleibt ihnen überlassen. innogy etwa will die verbesserte Prozessorleistung nutzen und sie Cloud-Betreibern zur Verfügung stellen.

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Ob diese Technologie eine Zukunft hat, wird sich zeigen. Fakt ist aber, dass die Nachfrage nach Servern steigt, auch wenn der Markt momentan schwächelt. Allein in Deutschland stehen schätzungsweise 50.000 Rechenzentren. Seit 2011 ist die Gesamtfläche der Server um 15 Prozent gestiegen, Tendenz weiter steigend. Tech-Konzerne bauen auf der ganzen Welt immer größere Rechenzentren, und damit steigt auch die anfallende Wärme. Bei solchen Größenzahlen ergibt eine intelligente Nutzung der Abwärme Sinn.

Noch können mit der Wärme nicht systematisch Wohnhäuser beheizt werden – dafür gibt es tatsächlich noch nicht genug Rechenzentren. Allerdings sieht Nicolas Röhrs, CEO von Cloud&Heat, hier noch lange nicht das Ende erreicht. Für Dienste wie autonomes Fahren werden in Zukunft noch viel mehr dezentrale Rechenzentren benötigt, um die Wege der verschickten Daten zu verkürzen. Spätestens dann besteht die Chance auf eine Server-Heizung für jedermann.

Cloud&Heat schreibt aktuell noch keine schwarzen Zahlen. Dies soll sich aber bis 2020 ändern. Im laufenden Geschäftsjahr wird wahrscheinlich ein Umsatz von drei Millionen Euro erzielt. Nächstes Jahr soll es dann schon doppelt so viel sein.

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