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Brauereien gehen die Bierflaschen aus

von Business Insider
Immer mehr unterschiedliche Bierflaschen, immer mehr Aufwand beim Sortieren – immer weniger Flaschen kommen aus dem Handel in die Brauereien zurück. Das bringt die Bierhersteller in Bedrängnis.

Die Krombacher-Brauerei steigt auf Relief-Flaschen um. 600 Millionen neue Flaschen will das Unternehmen dafür erwerben — das Investitionsvolumen beläuft sich nach entsprechenden Medienberichten auf etwa 70 Millionen Euro. Der deutsche Marktführer im Pils-Segment (Ausstoß 2015 für diese Sorte bei 4,25 Millionen Hektoliter) erhöht damit den Druck auf das deutsche Mehrweg-System.

Für den Handel bedeutet die neue Flasche des Marktführers nämlich einen steigenden Aufwand beim Sortieren. Viele Brauereien haben bereits Probleme, geeignetes Leergut für ihre Abfüllanlagen zu finden. Das geht bis hin zu Flaschenmangel. Das bestätigte der Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Bayern, Oliver Dawid, im Gespräch mit Business Insider. Brauereien können nämlich nicht jede beliebige Flaschenform befüllen — ihre Anlagen sind spezialisiert.

Die Vielfalt auf dem Bierflaschenmarkt wird laufend größer: Es gibt Longneck-Flasche (Krombacher), Euro-Flasche (Augustiner), NRW-Flasche (Paulaner), Vichy-Flasche (Tannenzäpfle), Steini-Flasche (Astra), Bügelverschluss-Flaschen (Mönchshof) und zahlreiche unterschiedliche Relief-Flaschen (Hasseröder, Veltins oder Köstritzer). Das hat einen neuen Wirtschaftszweig wachsen lassen: „Mittlerweile gibt es spezialisierte Firmen, die die Sortierung übernehmen.“

Nachschub-Problem für manche Brauer

Mitunter reicht das allerdings nicht: „In den vergangenen zwei bis drei Monaten hat es ganz klar ein Nachschub-Problem gegeben“, sagte er. Mitunter werde händeringend geeignetes Leergut gesucht. Genaue Zahlen gebe es dafür allerdings nicht.

Aus Marketing-Sicht sei die Relief-Flasche nachvollziehbar. Manche Brauerei lege Wert darauf, dass ihre Produkte im Handel besser zu erkennen seien. Dass mancher mittelständische Brauer das als Mittel sieht, mit dem die Großen der Branche ihre Marktmacht demonstrieren wollen, hält Dawid für überzogen. Wer allerdings im Sinne eines traditionellen Mehrweg-Systems denke und kurze Transportwege für sinnvoll halte, müsse aber eine Einigung auf möglichst wenige Flaschenformate anstreben.

„Wir beobachten aber, dass immer mehr Brauereien die etwas bauchigere Euro-Flasche wieder nutzen“, so Dawid. Das solle traditionelle Produkte besser zur Geltung bringen. „Ein klassisches Helles in irgendeiner exotischen Flasche würden viele Kunden gar nicht erkennen“, so der Verbandsvertreter. Ungewöhnliche Flaschenformen seien zum Beispiel in der Craft-Bier-Szene im Kommen. Da seien auch Flaschen mit 0,66 oder 0,7 Liter keine Ausnahme. So ließen sich exotische Produkte besser betonen.

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Unterschiedliche Flaschen-Haltbarkeit

Doch wie zeigt sich der Leergut-Mangel konkret? „Mitunter bekommen Brauereien zum Beispiel ihre Euro-Flaschen nicht in der Qualität vom Handel zurück, in der sie sie selbst gekauft und ausgeliefert haben“, erläutert Dawid. Es gebe da feine Unterschiede. Die in Bayern sehr gängigen Euro-Flaschen — Augustiner etwa verwendet sie — gebe es in unterschiedlicher Qualität. „Halten Sie mal drei Flaschen nebeneinander gegen das Licht. Es kann vorkommen, dass alle drei unterschiedlich aussehen.“

Das habe nichts mit der Glasfarbe zu tun, sondern vielmehr mit der Stärke des Glases. Die Unterschiede seien nicht groß, aber fein. „Selbst Profi-Sortierer machen da keinen Unterschied.“ Folglich müssten Brauereien damit leben, wenn sie bessere Flaschen kauften und weniger gute vom Handel zurückbekämen. Die 39 Umläufe, die eine Flasche im Schnitt durchmacht, bevor sie aus dem Verkehr gezogen wird, werden dann mitunter nicht erreicht. Wer etwa ein bestimmtes Bier für den Export produziere und Rückläufe gar nicht erwarte, der müsse auch nicht die teuerste Flasche nutzen — umgekehrt sei es bei Gastronomie-Lieferanten. Hier sei der Rücklauf hoch — da sei eine wertige Anmutung sinnvoll, weil die teurere Flasche oft vom gleichen Brauer wieder genutzt werden könne.

Die Kosten für immer mehr Sortierung müssten in die Kalkulation der Unternehmen einfließen. „Mitunter lässt es sich an den Kunden weitergeben. Manchmal schmälert es aber einfach nur die Marge des Unternehmens.“

Dieser Artikel erschien zuerst bei Business Insider.

Business Insider Deutschland

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