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Börsen-Bots versuchen, an Trumps Tweets zu verdienen

von Cindy Michel
Wenn Donald Trump über ein Unternehmen twittert reagieren die Finanzmärkte sofort. Wüssten Spekulanten sofort über relevante Tweets Bescheid, könnten sie davon profitieren. Möglich machen sollen das Bots, die die präsidialen Tweets in Anleger-Tipps ummünzen. Doch deren Erfolgsrate sinkt seit kurzem. Ist die Börsen-Macht des twitternden Trump gebrochen?

Dass Donald Trump andere und sich selbst gern auf Twitter bloßstellt, ist bekannt. Keiner scheint vor seiner virtuellen Keule gefeit. Er braucht und missbraucht die Macht von Social Media vor allem dann, wenn es darum geht, Firmen und Unternehmen öffentlich anzuprangern oder sie in den höchsten Buddy-Tönen zu loben.

Wie viel Macht noch im Januar hinter seinen Social-Media-Posts steckte, zeigten die Aktienkurse: Gegenüber Toyota etwa drohte Trump via Twitter mit einer hohen Grenzsteuer, sollte der Automobilhersteller wie angekündigt in Mexiko für die USA produzieren wollen. Parallel dazu zeichnete sich auf den Märkten ab: Basht Trump online ein Unternehmen, fielen die jeweiligen Aktien.

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Gab es virtuelles Lob, stiegen sie hingegen. Etwa nach einem Tweet vom 12. Januar, in dem Trump Linda Bean, der Enkelin des Firmengründers von L.L. Bean, für ihre Unterstützung dankte. Anschließend rief er dazu auf: „Kauft L.L. Bean.“ 

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Der Programmier und Google-X-Mitarbeiter Max Braun hat dieses Phänomen beobachtet und sich die Frage gestellt: „Was wäre wenn, man einen Bot programmieren würde, der ständig Trumps Tweets nach Firmennamen und Stimmungsmache scannen würde?“ Um sich diese gleich selbst zu beantworten: „Dann könnte man die betroffenen Aktien sofort handeln: bei einem positiven Tweet kaufen, bei einem negativen abstoßen.“

Gefragt, geantwortet, getan: Auf einem Flug von den USA nach Europa setzte Braun seine Idee um und schrieb einen Algorithmus für den Bot Trump2Cash. In einem Benchmark-Report auf GitHub zeigt Braun, wie gut sein Programm Anleger bei schon vergangenen Tweets des US-Präsidenten beraten hätte. Hin und wieder übersieht der Algorithmus zwar einen Firmennamen oder deutet die Stimmungsmache eines präsidialen Tweets falsch, aber im allgemeinen scheint er erfolgreich zu sein – zumindest bis zum 31. Januar. Das zeigt auch ein von Braun simulierter Fond mit einem Startkapital von 100.000 Dollar.    

Zu beobachten ist, dass der Fond mit dem Bot und der Trump2Cash-Strategie Gewinn macht, die annualisierte Rendite liegt am 30. Januar bei 59 Prozent. Doch am 8. Februar scheint die Twitter-Börsen-Macht des Donald Trump erstmals zu schwinden.

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Kurz nachdem der US-Präsident am 8. Februar dem Kaufhaus Nordstrom virtuell vorhält, wie grausam es sei, die Marke seiner Tochter aus dem Sortiment zu nehmen, passiert etwas unvorhergesehenes: Im ersten Moment nach dem Tweet fällt die Aktie zwar (um ein Prozent) wie erwartet, aber nur, um am Ende des Tages ein Plus von vier Prozent zu verzeichnen. Wie kann das sein? Darüber wurde nicht nur an der Börse, sondern vor allem auf Twitter heftig spekuliert. Der User The Daytrade twitterte gar, dass dies eine Rebellion der Wall Street sei. 

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Eine andere Userin schrieb, sie hätte nach Trumps Tweet sofort Nordstrom-Anteile gekauft, rein aus Solidarität. Ein viel weniger revolutionärer Grund für die scheinbare Unantastbarkeit der Firma Nordstrom könnte aber auch eine Pressemitteilung der National Retail Federation gewesen sein, wie das Online-Magazin Fortune vermutet: Nur elf Minuten nach dem Trump-Tweet kündigte der amerikanische Verband für Einzelhändler für den US-Handel ein Plus von 4,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Vielleicht ist alles aber auch noch viel simpler: Je mehr unprofessionelle Tweets Trump absetzt, umso weniger werden sie ernst genommen.

Trump2Cash ist übrigens nicht der erste Algorithmus, der Trump Tweets analysiert, um Anlage-Tipps abzuleiten. Die texanische Firma T3 programmierte etwa Trump&Dump, das ähnlich wie der Bot von Braun funktioniert. Mit dem Unterschied, dass Trump&Dump zum einen die Aktien selbstständig kauft und abstößt – je nach positiver oder negativer Tendenz. Zum Anderen sollen die Texaner schon zwei tatsächliche, nicht nur simulierte „große Gewinne“ und einen „kleinen Verlust“ gemacht haben, wie die ARD berichtet. Die Einnahmen soll die Firma an die Amerikanische Gesellschaft für die Verhinderung von Grausamkeit gegen Tiere (ASPCA) gespendet haben. Max Braun will die Gewinne von Trump2Cash hingegen Planned Parenthood zur Verfügung zu stellen.

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