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So kämpft Apple mit ehemaligen NSA- und CIA-Agenten gegen Leaks

von Michael Förtsch
Ein internes Meeting von Apples Sicherheitsteam ist ins Internet geleaked. Dabei ging es um Methoden, um Leaks zu verhindern. Die Besprechung offenbart, welchen Aufwand der iPhone-Konzern betreibt. Unter anderem rekrutiert er NSA- und CIA-Agenten.

Erst vor einigen Tagen wurde mal wieder das neue große Geheimnis in der Tech-Branche offenbart. Ein Foto der Schale des kommenden iPhone 8 ist im Internet aufgetaucht. Das belegt Gerüchte, wonach das neue Apple-Telefon einen nahezu randlosen Bildschirm bieten wird. Um derart brisante Leaks ging es auch im Stopping Leakers - Keeping Confidential at Apple getauften Geheimmeeting, das offenbar von einem der Teilnehmer mitgeschnitten und dem Magazin The Outline zugespielt wurde. Rund 100 Mitarbeiter hatte David Rice, EX-NSA-Analyst und Chef von Apples Produktsicherheitsabteilung, über den aktuellen Stand informiert und erklärt, wie Leaks über unveröffentlichte Produkte unterbunden werden sollen.

In der Vergangenheit seien vor allem Angestellte bei Zulieferfirmen die größte Gefahr gewesen. In einem Fall hätte eine Frau über 8000 Einzelteile in ihrem BH aus einer chinesischen Fabrik geschmuggelt. Andere Mitarbeiter hätten iPhone-Elemente durch die Toilette in die Kanalisation gespült, um sie später zu holen. Schwarzmarkthändler bieten ihnen Summen, die teils einem ganzen Jahresgehalt entsprechen. Kurz vor der Enthüllung des iPhone 5C im Jahr 2013 seien zudem 19.000 Gehäuse des unangekündigten Produkts auf dem Technikmarkt von Huaqiangbei aufgetaucht. Mit großem finanziellen Einsatz hätte Apple diese zurückkaufen müssen, um sie „aus allen Blogs der Erde“ herauszuhalten. „Wenn ich in der Presse über einen Leak lese, dreht sich mir der Magen um“, erklärte ein Apple-Mitarbeiter in einer Videopräsentation dazu. „Es macht mich einfach krank.“

Im Nachgang zu 2013 seien die Sicherheitsbestimmungen verdoppelt, die Anti-Leak-Einheit aufgestockt und deren Tätigkeitskreis ausgeweitet worden, heißt es in dem Leak zum Meeting. Im Jahr 2014 seien dann nur 387 iPhone-Cases abhanden gekommen und 2016 lediglich fünf Einzelteile. Mittlerweile kontrollieren Apple und seine Partner täglich mehr Menschen als die US-Flugaufsicht TSA. „Deren Durchsatz liegt bei 1,8 Millionen pro Tag“, sagt Rice. „Unserer, für nur 40 Fabriken in China, liegt bei 2,8 Millionen pro Tag.“ Dazu spürt Apple auch aktiv Leaks und deren Hintermännern nach. Hierbei verlässt sich der iPhone-Produzent auf ehemalige Mitarbeiter der NSA, des FBI und der CIA. Sie sollen langfristige Lecks abdichten und nicht nur verhindern, das die Presse, sondern auch Fälscher und Konkurrenten vorab an Produktinformationen kommen.

Mittlerweile liege das Problem dabei in den USA. Vom Apple Campus selbst würde nun mehr geleaked als bei der Zulieferer-Kette. Daher werden nun Fachmänner eines sogenannten Secrecy Program in Entwickler- und Produktteams integriert, um „den Mitarbeitern zu helfen, Geheimnisse zu bewahren“. Wie genau? Unklar.

Gelangt eine Information dennoch nach draußen, würde nachgeforscht und herausgefunden, wer gequatscht hat. Das könne Jahre dauern. Zwei größere Leaks der Vergangenheit hätten zu einem Mitarbeiter des Online-Stores und einem iTunes-Entwickler geführt. Deren Motivation sei dabei selten, Apple zu schaden. Stattdessen würden solche Leaker zeigen wollen, „was wir gemacht haben“ oder in einem Gespräch einfach „zu viel ausplaudern.“

Tatsächlich haben sich Apple-Angestellte zuletzt über verschärfte Sicherheitskontrollen und teils rigorose Richtlinien beklagt. Diese haben sich laut dem Leak aber als effektiv erwiesen. Auch wenn Apples Sicherheitsabteilung stark nach einem internen Geheimdienst klingt, will David Rice verstanden wissen, dass sein Team kein Big-Brother-System etablieren wolle. „Unsere Aufgabe kam zustande, weil jemand über drei Wochen verschwieg, dass er einen Prototypen in einer Bar vergessen hat“, spielt David Rice auf das iPhone 4 an, das einst dem Techblog Gizmodo in die Hände fiel. „Es ist niemand in meinem Team, der hinter dir im Bus sitzt und deine Emails liest. So etwas tun wir nicht.“ 

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