Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

250-Millionen-Dollar-Investition für ein umstrittenes Gen-Startup

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
23andMe hat in einer neuen Finanzierungsrunde 250 Millionen Dollar eingesammelt – die bisher größte Finanzspritze für das ambitionierte Biotech-Startup. Führender Geldgeber ist das bekannte Risikokapital-Unternehmen Sequoia Capital. Mit dem Investment sollen neue Gentests zur Erforschung und Entwicklung von Medikamenten ermöglicht werden.

250 Millionen Dollar erhält das Biotech-Startup 23andMe von der Risikokapitalfirma Sequoia Capital – der bisher größte Zuschuss für das 2006 gegründete Unternehmen. Anne Wojcicki, CEO und Mitbegründerin von 23andMe, hat auch schon konkrete Vorstellungen, was mit dem Geld passieren soll. „Wir haben gerade erst damit begonnen an der Oberfläche der Direct-to-Consumer-Genetik zu kratzen. Wir werden unseren schon beschrittenen Weg fortsetzen und zum führenden Unternehmen dieser Industrie aufsteigen”, sagte sie gegenüber TechCrunch.

Dieser Weg war für 23andMe allerdings nicht immer einfach, trotz des rasanten Aufstiegs. Nach der Gründung des Startups folgte schon im Oktober 2007 die erste Finanzierung über knapp neun Millionen Dollar, mit Google als führendem Investor. Kaum einen Monat später bot das Unternehmen einen Gentest für jedermann an. Für 999 Dollar konnten Kunden sich Auskunft über ihr Genom geben lassen. Die eingesendete Speichelprobe wurde daraufhin auf über 200 genetisch bedingte Krankheiten überprüft.

Der enorme Erfolg des Tests ermöglichte es 23andMe schon bald, den Gentest für lediglich 99 Dollar anzubieten. Ein voller Erfolg – bis Oktober 2014 hatten sich 750.000 Kunden aus 50 Ländern über ihre Gene und mögliche Krankheiten informiert. In Europa konnte man den Test aus Dänemark, Schweden, Finnland, Irland und den Niederlanden anfordern.

Doch 23andMe blieb nicht von Skandalen verschont. Im Juni 2010 kam heraus, dass das Unternehmen die Daten von 96 Kunden vertauscht hatte. Und im Juli 2013 fand ein Kunde gar einen Fehler im Test-Algorithmus, der ihm eine schwere Krankheit diagnostizierte, die er gar nicht hatte.

Im gleichen Jahr beendete die US-Behörde Food and Drug Administration (FDA) jegliche weiteren Unternehmungen, als sie den Gentest zur Überprüfung von Krankheiten verbot. Grund: 23andMe würde nicht den erforderlichen FDA-Standard für solche Tests einhalten. Heute bietet das Startup Tests zur genetischen Abstammung an.

Erfolge konnte 23andMe in der Alzheimer- und Parkinson-Forschung erzielen. In diesem Bereich dürfte wohl auch das größte Interesse der Investoren liegen. Die Untersuchung des Genoms auf Krankheiten und die Entwicklung entsprechender Medikamente könnte dem Startup in Zukunft Milliarden in die Kasse spülen.

Insgesamt wurden über die Jahre 230 Millionen Dollar in 23andMe investiert, der Wert des in Mountain View im Herzen des Silicon Valley beheimateten Unternehmens liegt mittlerweile bei geschätzten 1,75 Milliarden Dollar. Und nun also nochmals 250 Millionen Dollar von Sequoia Capital. Diese enorme Summe lässt auf viel Vertrauen seitens der Investoren schließen. Immerhin ist die Entschlüsselung des menschlichen Genoms die Basis für alle genetisch vererbbaren Krankheiten. Sollte hier ein Durchbruch gelingen, könnten unter Umständen Medikamente für bisher unheilbare Krankheiten wie Alzheimer hergestellt und eine Menge Geld damit verdient werden.

„23andMe ist eine erstklassige Forschungsplattform, welche von engagierten Kunden unterstützt wird. Die einzigartige Kombination von genotypischen und phänotypischen Informationen bietet eine konkurrenzlose Basis für Einblicke in die menschliche Gesundheit“, sagte Sequoia-Partner Roelof Botha in einer Pressemitteilung.

GQ Empfiehlt
Eine Parabel über Geld, Wahnsinn – und Saft

Eine Parabel über Geld, Wahnsinn – und Saft

von Benedikt Plass-Fleßenkämper