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Zu Gast in der Hightech-Brillenschmiede Mykita

von Chris Köver
Die Berliner Firma Mykita baut die futuristischen Brillen, die sogar die Antlitze von Brad Pitt und Beyoncé verhübschen. WIRED hat einen Hausbesuch gemacht.

Betritt man die Werkstatt von Mykita in einem ehemaligen Fabrikgebäude in Kreuzberg, sieht man zunächst nichts von den Spitzentechnologien, die hier benutzt werden. Da liegen Lupen neben selbst gebauten Maschinen, es riecht etwas nach Schweiß, junge Männer an einer Werkplatte biegen grashalmzarte Brillengestelle aus Edelstahl zurecht – von Hand.

Entworfen werden Mykita-Gestelle tatsächlich am Computer und produziert unter anderem im 3D-Druckverfahren. Mit Hightech werden auch die ultraleichten Stahlgestelle hergestellt: Sie werden nicht konventionell gestanzt, sondern mit einem photochemischen Verfahren geätzt. Auf diese Art werden auch Computerchips gemacht. Das Gelenk zwischen Front und Bügel kommt ohne eine Schraube aus – eine Innovation, auf die Mykita ein Patent hält.

Im Jahr 2003 haben die vier Gründer die ersten 20 Modelle auf den Markt gebracht. Heute werden in Kreuzberg 200.000 Brillen pro Jahr gefertigt, auch aus Acetat oder Mylon, einer Eigenentwicklung. Mykita ist längst zur globalen Marke geworden, vertrieben in mehr als 80 Ländern, mit eigenen Läden, etwa in Paris, Cartagena und New York. Die Firma ist dem Hype um Berliner Startups also nicht nur um mehr als ein Jahrzehnt zuvorgekommen – sie ist auch eine der wenigen aus Berlin, die erfolgreich ein echtes Produkt verkaufen. 

Vorstufe
Mehr als 3000 Prototypen entwickelt das Mykita-Design­team jedes Jahr, 60 bis 80 davon schaffen es am Ende in die Kollektion. Neue Modelle werden in der hauseigenen Prototypenwerkstatt erst mal aus Aluminium gefräst oder im 3D-Drucker ausgedruckt, damit zunächst die Form geprüft werden kann.

Handwerk
Die Fertigung von Edelstahl-Modellen: Jede Brillenfront wandert durch selbst gebaute Maschinen und mindestens sechs Hände. Erst wird das flache Metall leicht gebogen, dann werden in einem Gerät die Nasenflügel umgeklappt.

Gelenkig
Dort, wo bei anderen Brillen der Bügel mit einem Schräubchen am Gestell befestigt ist, sitzt bei Mykita diese Spirale. Das ist das Markenzeichen der Firma – eine Innovation, die Mykita hat patentieren lassen.

Gefräsig
Die Gläser für alle Mykita-Brillen werden in einem kleinen Raum gefräst, den eine einzige Maschine zur Hälfte ausfüllt: die Sphera 3. Mit ihren diamantbesetzten Fräsköpfen kann sie parallel zwei Gläser ausschneiden, das beschleunigt die Produktion. 800 Paar am Tag schafft die Sphera 3 derzeit.

Backstube
Brillenmodelle aus Mylon landen in einem wasser­abweisenden Bad, das ihre Oberfläche versiegelt. Anschließend werden sie in diesem Ofen bei 80 Grad getrocknet.

Montage
240 Mitarbeiter sitzen im Berliner Mykita-Haus: Goldschmiede, Keramiker, Zahntechniker, die meisten von ihnen in der Manufaktur. Produziert wird zwischen 6 und 16 Uhr.

Dieser Artikel stammt aus der Herbstausgabe 2016 des WIRED-Magazins. Weitere Themen: Künstliche Intelligenz, die Zukunft des Fliegens, ein Blockchain-Krimi aus Sachsen, Udacity-Gründer Sebastian Thrun – und ein Punk, der uns vor der NSA schützen will.

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