
Mitte April inszenierte das Startup Savedroid einen PR-Stunt. Sein Gründer Yassin Hankir gab vor, sich mit dem per ICO eingesammelten Geld nach Ägypten abgesetzt zu haben. Die Reaktionen der Investoren waren Unverständnis und Wut. Im Gespräch mit WIRED gibt sich Hankir jetzt versönlich und bereut seine PR-Aktion – er will so das Vertrauen der Community zurückgewinnen.
WIRED: Hat euer PR-Stunt dem Ruf von Savedroid nachhaltig geschadet? Wird euer Token deshalb rasch an Wert verlieren, wenn er endlich gelistet wird?
Yassin Hankir: Zuallererst möchte ich die Gelegenheit nutzen, um mich noch einmal aufrichtig bei allen Mitgliedern der Community zu entschuldigen, denen wir durch unsere drastische Kampagne Bauchschmerzen bereitet haben. Um auf Ihre Frage zu antworten: Ich bin der festen Auffassung, dass sich die Community auf die Qualität unseres Produktes fokussieren wird. Der Token-Preis wird in letzter Instanz vom Arbeitsergebnis bestimmt, was wir abliefern. Daher bin ich optimistisch, dass unsere Kampagne langfristig keinen schlechten Einfluss auf den Preis haben wird.
WIRED: Ein gelungenes Produkt ist entscheidend für den Token-Preis. Aber das Vertrauen der Community ins Team ist ebenfalls wichtig. Welche Maßnahmen willst du ergreifen, um das Vertrauen der Investoren zu festigen?
Hankir: Ich glaube, dass ein gelungenes Produkt und ein guter Draht zu der Community Hand in Hand gehen. Denn gerade bei Savedroid ist die Community ein integraler Bestandteil des Projekts und deren Partizipation ermöglicht erst ein erfolgreiches Produkt. Daher sind Community-Events wie ein Barbecue eine erste Maßnahme. Das zweite Mittel ist, das wir uns alle paar Wochen den Fragen der Community stellen und diese sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch beantworten. Ein drittes Element ist, dass wir die Community bei wichtigen Fragen proaktiv durch ein Votum mit einbeziehen wollen.
WIRED: Bei welchen Fragen zum Beispiel?
Hankir: Wir lassen die Community über den Zeitpunkt der Listung des Savedroid-Token (SVD) abstimmen. Es gibt hier zwei Möglichkeiten: Entweder, wird der Token in naher Zukunft auf vier Börsen gelistet – HitBTC, Bancor Network, Tidex und IDEX – und etwa einen Monat später folgt dann die Listung auf einer weiteren sehr renommierten Börse aus der Top 5, die ich jetzt allerdings noch nicht bekannt geben kann. Oder die Community entscheidet, dass die Listung des Token auf allen fünf Börsen gleichzeitig erfolgen soll. Das wäre dann allerdings erst in frühstens einem Monat möglich.
WIRED: Hättest du früher bekanntgeben sollen, dass du nicht mit dem Geld der Investoren durchgebrannt bist, um eine Eskalation zu vermeiden?
Hankir: Das Savedroid-Team hat im Nachhinein sehr viel über die Kampagne reflektiert. Rückblickend hätten wir die Aktion am besten gar nicht erst durchgeführt.
Zu keinem Zeitpunkt haben wir Kritik am Fintech-Markt üben wollen.
WIRED: Du hast mit deiner Aktion das Vertrauen in den Technologiestandort Deutschland beschädigt. Hat die Aktion also nicht eher das Gegenteil von dem erreicht, was dein Ziel war?
Hankir: Unser Gedanke war es, dem Kryptomarkt den Spiegel vorzuhalten. Wir wollten mit der Kampagne auf die Gefahren des unregulierten ICO-Marktes hinweisen. Zu keinem Zeitpunkt haben wir Kritik am Fintech-Markt üben wollen. Wir bedauern, dass die Fintech-Industrie dachte, unsere Kritik richte sich an sie und sich daraufhin genötigt gefühlt hat, sich in einem offenen Brief an uns zu wenden.
WIRED: Die Savedroid-App wurde laut letztem Stand etwa 200.000 Mal heruntergeladen. Gab es hier einen Einbruch bei den Downloads oder hat das PR-Debakel euch sogar neue Nutzer beschert?
Hankir: Im Bezug auf aktive Nutzer haben wir keine Veränderung verzeichnet. Es hat ein paar Kündigungen gegeben, aber gleichzeitig sind auch ein paar Neuanmeldungen eingegangen. Die absoluten Downloadzahlen sind nach der Kampagne sogar leicht angestiegen.
WIRED: Wessen Idee war die Aktion und hast du im Nachgang intern Konsequenzen gezogen?
Hankir: Tatsächlich war die Idee für die Kampagne sehr viel spontaner, als sie von außen wahrgenommen wurde. Nachdem wir unser Ziel – auf die Gefahren vor ICO-Betrügereien hinzuweisen – klar verfehlt haben, haben wir uns Experten ins Boot geholt, die sich im PR-Metier sehr gut auskennen. Das schafft uns den Rücken frei, damit wir uns im Alltag ganz auf unser Produkt fokussieren können. Es gab ansonsten aber keinerlei Personalentscheidungen.
WIRED: Die Bank Frick dient als Treuhänder für einen Teil des dir von Investoren bereitgestellten Geldes. In den Folgetagen der PR-Aktion hat die Liechtensteiner Bank Savedroid für den Vertrauensmissbrauch kritisiert. Haben die Bank Frick oder andere Partner ernst gemacht und die Geschäftsbeziehungen zu Savedroid aufgekündigt?
Hankir: Wir haben mit jedem unserer Partner individuell ausführliche Gespräche geführt und unsere eigentlichen Beweggründe für unserer Kampagne offengelegt. Wir haben uns selbstverständlich für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigt und klar gemacht, dass uns so etwas kein zweites Mal unterlaufen wird. Die Bank Frick hat gesagt „Ok die Aktion war jetzt nichts, da sind wir uns einig“ und die Entschuldigung akzeptiert. Unsere Partner sind an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert und nicht an einer emotionalen Auseinandersetzung.