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OkStupid / Wie heißt mein Online-Date nochmal?

von Bastian Utz
Online-Dating hat auch etwas mit Masse zu tun. Neue Woche, neue Dates. Doch wie organisieren wir all die Menschen in unserem Kopf — und in unserem zweiten Kopf, dem Smartphone? Drei Sichtweisen auf die Sache mit den Namen.

Es sind immer die, die keinen Nachnamen haben. Nicht auf Tinder und nicht in meinem Telefonbuch. Zumindest am Anfang. Was neben der Nummer in meinem Smartphone steht, ändert sich mit der Zeit. Ein mehrstufiger Prozess, in dem wir uns näher kommen (und uns dann oft auch wieder voneinander entfernen). „Du bist bestimmt ein Netter, hier ist meine Nummer“, schreibt sie im Tinder-Chat und landet (während ich überlege, ob das ein Kompliment war oder eher nicht) nur mit Vornamen im Telefonbuch. So bleibt es über diverse WhatsApp-Unterhaltungen, erste Dates und eventuelle gemeinsame Nächte hinweg. Erst wenn mehr daraus wird, bekommt sie einen Nachnamen, im echten Gedächtnis wie im digitalen. Die, aus denen nicht mehr wurde, erkennt man am Verharren in der Nachnamenlosigkeit. Gelöscht werden ihre Nummern nämlich irgendwie auch nicht. Warum eigentlich? Trophäensammelei? Aber wer sieht die denn jemals außer mir?
– Bastian Utz

Nachnamen haben sie bei mir alle. Nur nicht ihre richtigen, sondern Attribute. Die eine heißt Tinder, der andere OkCupid. Selten heißen sie auch mal Happn und noch seltener — ja, ich weiß, wie oldshool! — Kneipe X oder Club Y. Manchmal mache ich mir Sorgen, ob ich meine Dates so nicht stigmatisiere. Stellt euch vor, ihr schaut mein Telefonbuch durch und bleibt an jedem einzelnen Date-Namen hängen, weil das passende Portal dahintersteht. Sehr einfühlsam wirkt das nicht. Aber seien wir ehrlich, früher war es doch nicht anders. Da funktionierte das Daten und die One-Night-Stands noch viel mehr über Attribute: Der Veganer war toll im Bett. Die Italienerin küsste wahnsinnig gut. Himmel, ich datete einmal wochenlang einen Typen namens „BWLer“! Ich finde ja, echte Vornamen sind schon ein Fortschritt. Wer weiß, vielleicht heißen meine Kinder ja mal Jonas-Tinder.
Janine Jonas

Pfeift doch auf die Namen! Oder darauf, wo jemand herkommt. Die Nummer als solche ist doch das Wichtige, das hat sich auch im Zeitalter des Online-Datings nicht geändert. Eine Nummer zu bekommen, ist der ultimative Match. Ein Beweis von Vertrauen und die Möglichkeit zum direkteren Kontakt. Und diesen Vertrauensvorschuss zu bekommen, das kostet auf Tinder und OkCupid genauso viel Arbeit, vielleicht sogar ein wenig mehr, als wenn man nachts irgendwo jemanden kennenlernt und betrunken ein paar Zahlen abstaubt. Es fühlt sich toll an, sie sich zu verdienen. Namen und Attribute, sie sind da nur Beiwerk. Ist ja auch nicht so, als würden „Lacroix“, „Jonas“ oder „Utz“ für euch irgendeine Rolle spielen, oder?
Lorenzo Lacroix

Diese Kolumne wird wöchentlich von mehreren AutorInnen unter Pseudonym verfasst. Alle Folgen findet ihr hier

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