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Mit diesen 4 Schritten bleibt ihr im Bitcoin-Netzwerk anonym

von Klemens Kilic
Wer Bitcoins kauft, tut dies unter einem Pseudonym, aber eben nicht anonym. Und wessen Deckname enttarnt wird, dessen Überweisungen können problemlos nachverfolgt und beobachtet werden – sogar zurück in die Vergangenheit. Keine schöne Vorstellung. WIRED zeigt, wie ihr trotzdem anonym bleibt.

Im kollektiven Unterbewusstsein vieler Menschen ist der Bitcoin eine Währung für Kriminelle, die ihn nutzen, um anonym ihre illegalen Geschäfte abzuwickeln. Zu Unrecht. Denn seinen Ruf hat sich Bitcoin vor allem dadurch eingehandelt, dass das Kryptogeld die offizielle Währung des 2013 vom FBI hochgenommenen virtuellen Schwarzmarkts Silk Road war.

Wer mit Bitcoins handelt, tut dies mit einem Pseudonym, einer langen Zahlen- und Buchstabenfolge – einer Art Kontonummer. Anonym ist das also nicht. Denn jeder versandte Bitcoinbetrag ist öffentlich einsehbar und wird inklusive Sender- und Empfängeradresse sowie dem Transaktionszeitpunkt für immer auf der Blockchain gespeichert.

Folgende Annahme liegt nahe: Wenn lediglich ein Zahlencode anstelle des eigenen Namens verwendet wird, dann ist man doch eigentlich sicher, oder? Nicht ganz. Mit genügend Aufwand und technologischer Expertise kann eine Bitcoin-Adresse ihrem Nutzer zugeordnet werden. Und wenn das passiert, dann liegt plötzlich der gesamte eigene Zahlungsverkehr von Jahren oder Jahrzehnten offen.

Es gibt jedoch ein paar Methoden, um die eigene Identität im Bitcoin-Netzwerk zu verschleiern. Hier sind die vier wichtigsten:

1. Kauft Bitcoins anonym

Am schnellsten und zuverlässigsten lassen sich Bitcoins auf einem Exchange (einem Online-Handelsplatz) wie Bitcoin.de oder Bitpanda.com erwerben – am schnellsten per Kreditkarte. Allerdings ist der Erwerb von Bitcoins dort keineswegs anonym. Der Kunde muss zuvor seine Identität mit einem Ausweisdokument verifizieren. Wer also anonym Bitcoins erwerben möchte, muss eine Alternative finden.

Die erste Möglichkeit ist, Bitcoins in persona zu kaufen, also persönlich und ohne Vermittler. Partner für solch einen Tausch von Bitcoins in Fiatgeld lassen sich unter anderem in extra dafür gegründeten Facebook-Gruppen oder Internetseiten wie LocalBitcoins finden. Wichtig ist hier natürlich, dass man während der Übergabe keine persönlichen Informationen preisgibt. Ansonsten könnte über den Tauschpartner ein Zusammenhang zwischen Person und Bitcoin-Adresse hergestellt werden. Um die Gefahr eines Diebstahls zu minimieren, sollte man für solch einen Tausch einen öffentlichen Platz wählen.

Eine zweite Möglichkeit bietet das Mining (auf Deutsch: Schürfen) von Bitcoin. Allerdings ist das Schürfen zur Zeit für kleinere Miner nicht besonders lukrativ. Schuld daran sind die steigenden Kosten für die dafür notwendige Hardware. Um wettbewerbsfähig zu sein, bräuchte man einen professionellen Miner, wie zum Beispiel den AntMiner S9 für 1.250 Euro. Ob sich das Investment lohnt? Angesichts der hohen Stromkosten in Deutschland vermutlich nicht, denn die Konkurrenz von professionellen Minern ist groß – und die ausgegebenen Bitcoins werden immer weniger.

Eine weitere Möglichkeit bietet der Erwerb von Bitcoins an einem Automaten. Es gibt Maschienen, die einem klassischen Bankautomaten nachempfunden sind und die darauf spezialisiert sind, nationale Währungen gegen Bitcoins oder andersherum zu tauschen. In manchen Fällen ist dies vollkommen anonym möglich. An welchen Orten der Welt solche Automaten aufgestellt sind, lässt sich online auf einer speziell dafür entworfenen Karte sehen. Leider sind solche Automaten noch eine Seltenheit und nur vereinzelt in großen Metropolen zu finden. In Deutschland gibt es davon noch keinen einzigen.

2. Nutzt mehrere Wallets

Wer wirklich anonym bleiben möchte, kommt nicht umhin, mehr Zeit und Aufwand in jede Überweisung zu stecken. Wer die gleiche Wallet für den Empfang und den Versand von Bitcoins nutzt, ist leicht identifizierbar. Daher ist für eine anonyme Nutzung zu empfehlen, diese beiden Vorgänge mit zwei unterschiedlichen Wallets zu abzuwickeln.

Die erste Wallet sollte dabei ausschließlich für den Empfang von Bitcoins gedacht sein. Es empfiehlt sich hier, für jede eingehende Bitcoin-Überweisung eine neue Adresse zu erstellen. So wird es potentiellen Nachstellern schwerer gemacht nachzuvollziehen, wie viele Bitcoins im Besitz des Wallet-Inhabers sind. Denn die Blockchain stellt keinen Zusammenhang zwischen den verschiedenen Adressen einer einzigen Wallet her. Es gibt einige Wallet-Programme, mit denen es Möglich ist, beliebig viele solcher Adressen zu generieren. Eine beliebte Option ist Mycelium.

Wurden einem Bitcoins zugesandt, kann diese Überweisung leicht nachvollzogen werden. Diese Verbindung gilt es zu sprengen: Das geht am besten, indem man die Bitcoins zu einem Bitcoin-Mixer wie SmartMix sendet, der sie dann gegen dieselbe Summe Bitcoins tauscht, die von einem anderen Nutzer an den Dienst geschickt wurden – abzüglich einer kleinen Gebühr. Durch diesen Mechanismus erhält man also Bitcoins mit einer anderen Historie, die nicht mehr mit der eigenen Person in Verbindung gebracht werden können. Hier empfiehlt sich wiederum, für den Empfang der neuen Münzen, eine Adresse zu generieren.

Es ist empfehlenswert, die so eingegangenen Bitcoins immer direkt über den Mixer zur Hauptadresse zu schicken. Denn macht man das irgendwann gesammelt, dann kann das leicht enttarnt werden. Es ist nämlich auffällig, wenn Bitcoins von verschiedenen Adressen gleichzeitig in einem Stoß an dieselbe Adresse geschickt werden. Die naheliegende Annahme: Alle Adressen gehören eigentlich zum selben Nutzer.

3. Macht euch nicht von fremden Servern abhängig

Was den Bitcoin im Vergleich zu einer nationalen Währung so besonders macht: Überweisungen können direkt von Person zu Person geschickt werden – unabhängig von zentralen Strukturen. Diese Dezentralität wird allerdings von vielen Wallets nicht vollständig gelebt. Die allermeisten Wallets sichern nicht die ganze Blockchain auf dem Endgerät, wodurch weniger Rechenleistung vonnöten ist. Allerdings geht das auf Kosten der Privatsphäre der Nutzer. Solche Wallets werden auch Thin Clients genannt. Zum Überweisen müssen sie die eigene Adresse immer über denselben Zentralserver schicken. Wodurch es wiederum einfacher wird, mehrere Adressen einer Person zuzuordnen.

Eine weitere Alternative – Hosted Clients – sind sogar noch gefährlicher. Diese Wallets bewahren den Zugangsschlüssel zentral auf und sind dadurch am effizentesten, aber eben auch am tranparentesten. Alle Informationen über die eigenen Adressen werden auf dem Hauptservers abgelegt. Dazu kommt: Wer seine Bitcoins mit einem Hosted Client aufbewahrt, hat keine vollständige Kontrolle über sie. Wird der Walletbetreiber gehackt, sind die Münzen also schnell gestohlen – und die eigene Identität enttarnt.

Wer also sicherstellen möchte, dass kein zentraler Server die eigenen Bitcoin-Adressen speichert, kann sich nur auf einen Full Bitcoin Client verlassen. Wir empfehlen Armory.

4. Surft anonym im Internet

Wer die drei ersten Schritte beherzigt, kann sich noch nicht in vollständiger Anonymität wähnen. Auch der eigene Internetanbieter hat die Möglichkeit, eine Bitcoin-Überweisung nachzuverfolgen. Wer sich also gänzlich absichern möchte, sollte seine IP-Adresse durch das TOR-Netzwerk oder einen Virtual Private Network (VPN) verschleiern. Beide Optionen ermöglichen es Nutzern, beim Surfen anonym zu sein.

Geheimdiensten ist es zwar in Einzelfällen gelungen, Sicherheitslücken innerhalb des TOR-Netzwerkes auszunutzen, um Kriminelle aufzuspüren. So wurde zum Beispiel der Gründer der zweiten Version von Silk Road, Blake Benthall, vom FBI geschnappt, obwohl er TOR für seine Aktivitäten nutzte. Um zumindest nicht denselben Fehler wie Benthall zu machen, kann man ein öffentliches Wlan nutzen und oft den Zugriffsort welchseln, um nicht vom Cafébesitzer als Stammkunde enttarnt zu werden. Wer jedoch solch ein Level an absoluter Anonymität sucht, ist vielleicht auch ein bisschen paranoid – oder benutzt Bitcoins ähnlich wie Benthall für illegale Zwecke.

Es gibt Alternativen

Wer anonym Kryptogeld bewegen möchte, kann allerdings auch auf andere Währungen ausweichen – zum Beispiel Monero, Bitcoin Private, Zcash und Verge. Ihre Protokolle sind darauf ausgelegt, die Anonymität von Überweisungen zu schützen. Viele der oben genannten Maßnahmen zum Schutz der Privatsphäre sind dann gar nicht mehr notwendig. Es ist jedoch möglich auch das Bitcoin-Netzwerk anonym zu nutzen. Zumindest mit entschieden mehr Aufwand und Vorsicht.

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