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War dieses Wrack voll Gold nur ein Krypto-Scam?

von WIRED Staff
Die südkoreanische Shinil Group will das Wrack eines russischen Kriegsschiffs gefunden haben. An Bord wurden 200 Tonnen Gold vermutet. Gleichzeitig wurde eine Kryptowährung mit eben diesem Gold als Gegenwert ausgerufen. Mittlerweile ist die Shinil Group verschwunden und Behörden ermitteln wegen Betrugsverdacht.

Es ist schon eine fantastische Geschichte. Seit Februar 1904 herrschte zwischen Russland und Japan ein heftiger Krieg. Eine Flotte russischer Kriegsschiffe sollte nach einer Umrundung von Afrika nach Wladiwostok durchzubrechen. Aber Ende Mai 1905 wurden die Schiffe in der Koreastraße von japanischen Aufklärern entdeckt und dann von Kreuzern, Zerstörern und Torpedobooten unter Feuer genommen. Mittendrin in der Schlacht von Tsushima war auch die Dimitri Donskoi, die so stark beschädigt wurde, dass ihr Kapitän sie versenken ließ. Denn, wie es heißt, hatte der fast 100 Meter lange Panzerkreuzer etliche Tonnen Gold an Bord, das nicht dem Feind in die Hände fallen sollte.

Im Juli dieses Jahres hatte das südkoreanische Unternehmen Shinil Group verkündet, dass es die Dimitri Donskoi vor der Küste der Insel Ulleungdo entdeckt habe. In 450 Metern Tiefe soll sie dort seit 113 Jahren liegen. Als Beweis veröffentlichte die Firma zwei Videos, die auch das Heck mit dem Namen des Schiffes zeigten. Aber vor allem: „Wir gehen davon aus, dass dort Goldkisten liegen“, ließ sich ein Mitarbeiter der Shinil Group von der Presse zitieren. Auch wenn nicht sicher sei, wie viel sich im Bauch des rostigen Wracks befinde, wäre das Gold mindestens 113 Milliarden Euro wert. Schon zu diesem Zeitpunkt gab es starke Zweifel an der Geschichte. Mittlerweile ermittelt die südkoreanische Polizei.

Alles nur eine Lüge?

Die Shinil Group war erst einen Monat vor der angeblichen Sensationsentdeckung gegründet worden. Deren Hauptgeschäft war, wie sich auf der unfertigen Website ersehen ließ, das Gechäft mit Kryptowährungen. Tatsächlich war kurz nach dem Goldfund mit dem Shinil Gold Coin von einem Ableger des Unternehmens in Singapur eine Kryptowährungen gestartet worden. Das versprach Investoren zehn Prozent Dividende aus dem Wert des Goldes im Wrack, das spätestens 2019 geborgen werden solle. Über 120.000 südkoreanische Investoren sollen auf das abenteuerliche Angebot eingegangen sein und hätten insgesamt mehr als 54 Millionen US-Dollar angelegt. Wobei die Shinil Group schnell bestritt, am Shinil Gold Coin beteiligt zu sein oder zu wissen, wer dahinter steht.

Mittlerweile hat die Shinil Group angekündigt, dass sie dabei gescheitert wäre, das „Gold auszumachen.“ Seitdem sind die Videos des Wracks nicht mehr auf Youtube zu finden, die Website der Firma offline ebenso wie, wenig überraschend, die der Kryptowährung. Die südkoreanische Polizei geht davon aus, dass die gesamte Dimitri-Donskoi-Geschichte nur Teil eines großangelegten Betrugs war, mit dem Geld über die Kryptowährung abgegriffen werden sollte.

Wobei: Zumindest ein Teil der Geschichte scheint zu stimmen. Phil Nuytten vom kanadischen Tauchunternehmen Nuytco Research sagte gegenüber Motherboard, dass sein Team im Auftrag der Shinil Group gearbeitet habe. Es sollte das Schiff finden, es identifizieren und mit einem Tauchroboter ein HD-Video des Wracks anfertigen. Das habe man getan – das Wrack wäre also echt. Aber was das Gold angehe, da hätte man bei der kanadischen Firma „keine Ahnung.“

Eine Familie steht wohl hinter dem Betrug

Die Ermittler glauben, dass eine Familie hinter dem mutmaßlichen Betrugsfall steht: Shinil-Chef Choi Yong-seok war direkt nach Beginn der Ermittlungen zurückgetreten. Ein Geschwisterpaar, das ebenfalls mit der Shinil-Gruppe verbandelt sein soll, wird derzeit polizeilich gesucht. Einer der Geschwister hatte sich bereits nach einem anderen Betrugsfall im Jahr 2014 nach Vietnam abgesetzt.

Die Dimitri Donskoi hat in Südkorea schon seit Jahren den Status einer Nationallegende. Bereits 2001 hatte das südkoreanische Bauunternehmen Dong-Ah Construction mit der Behauptung für Aufsehen gesorgt, das Schiff gefunden zu haben. Auch da war von Gold die Rede. Daraufhin schnellte der Aktienkurs der finanziell ruinösen Firma in die Höhe – nur um wenig später abzustürzen und die Firma in den Konkurs zu reißen.

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