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Von Fotografie bis LSD: Bei diesen Erfindungen half der Zufall

von Cindy Michel
Manche der besten Erfindungen hätte es nicht gegeben, hätte nicht ein Zufall mit reingespielt. Aktuell verblüffen drei Wissenschaftler die Welt mit einer Methode aus CO2 Ethanol zu machen – sie stießen versehentlich darauf. Was bitte verdanken wir denn noch alles dem Zufall? WIRED stellt fünf Erfindungen vor, die so definitiv nicht geplant waren.

Nicht nur in der Welt der Wissenschaft und der der Umweltschützer sorgen derzeit zwei unverhoffte Erkenntnisse für Aufsehen, die entscheidende Fortschritte im Kampf gegen Naturverschmutzungen erzielen könnten. Zum einen haben amerikanische Wissenschaftler eine Methode entdeckt, mit der sie Kohlendioxid in Treibstoff umwandeln können. Dies passierte ganz unverhofft während eines Versuchsaufbaus zur Umwandlung von Kohlendioxid in Brennstoff. Eigentlich hatten die Forscher eine ganze Serie chemischer Reaktionen geplant. Doch bereits nach dem ersten Schritt stellten sie fest, dass sie am Ziel waren: Nano-Spike-Katalysatoren hatten das CO2 in Ethanol verwandelt.

Zum anderen hat ein bayerischer Chemiker eine so genannte „Zauberwatte“ entwickelt, die Öl aus Gewässern aufsaugt und zugleich Wasser abweist. Ein Watte ähnliches Wachs, das etwa Ozeane, Flüsse und Seen nach einer Ölpest wieder reinigen könnte und schon jetzt von Rettungskräften und Umweltaktivisten erfolgreich eingesetzt wird. Ursprünglich handelte es sich bei der Wachswatte um ein Fehlprodukt nach einer Produktionspanne.

Es muss also nicht unbedingt der Zufall sein, dessen Existenz in vielen Bereichen der Wissenschaften eh umstritten ist, oft ist es etwa ein ganz gewöhnliches Missgeschick oder das Nebenprodukt eines Laborversuchs, die neue Entdeckungen möglich machen. WIRED hat für euch recherchiert und etliche Erfindungen gefunden, die es ohne ungeplante Ereignisse nicht gäbe. Bei vielen ist das längst bekannt, wie etwa dem Penizillin, dem Herzschrittmacher, dem Feuerwerk oder auch dem Post-It. Wir haben fünf davon herausgesucht, die uns besonders überrascht haben oder bei denen uns die Art und Weise, wie sie entdeckt wurden, zum Schmunzeln gebracht hat.

Die Mikrowelle
Vielleicht war es Zufall, vielleicht auch Schicksal, aber vor allem die Vorliebe von Percy Spencer für Süßes. So hatte er an einem Tag im Januar 1945 einen Schokoriegel in seiner Hosentasche. Der Forscher ohne Schulabschluss war ein Experte auf dem Gebiet der elektromagnetischen Strahlung und forschte gemeinsam mit der Firma Raytheon an einer Geheimwaffe gegen die Nazis. Bei einem der zahlreichen Experimente stellt er plötzlich fest, dass die Schokolade in seiner Tasche geschmolzen war. Als auch der Mais zu Popcorn wurde, den er darauf in die Maschine getan hatte, wusste er, dass er etwas Revolutionäres erfunden hatte. Die erste Mikrowelle produzierte die Firma Raytheon 1947. Sie wog rund 350 Kilogramm, war etwa eineinhalb Meter hoch und kostete 5000 US-Dollar.

Der Gummireifen
Charles Goodyear war überzeugt davon, dass Kautschuk ihn irgendwie reich machen würde, nur wusste er noch nicht genau wie. Daher forschte er in alle Richtungen mit dem Material. Es war zwar wasserfest, aber wenig beständig bei extremen Temperaturen. War es zu kalt, wurde das Kautschuk brüchig, bei zu hohen Temperaturen klebrig und schmierig. Der autodidaktische Chemiker Goodyear experimentierte mit dem Stoff indem er das Kautschuk mit verschiedenen Chemikalien und Materialen versetzte. Doch der Erfolg blieb erstmal aus. Bis 1839, als ihm versehentlich eine geringe Menge eines Kautschuk-Schwefel-Gemisches auf eine heiße Herdplatte fiel. Das Ergebnis: eine trockene und dauerhafte Substanz – Gummi. So hatte Goodyear ganz ungeplant das Vulkanisieren entdeckt.

LSD
„Das LSD ist zu mir gekommen.“ So soll der Erfinder der halluzinogenen Droge LSD, Albert Hofmann, seine unverhoffte Entdeckung einmal resümiert haben. Eigentlich forschte der Chemiker am Mutterkorn-Pilz, um einen Wirkstoff zur Stimulation des Blutkreislaufs zu finden. Dabei synthetisierte er 1938 erstmals Lysergsäurediethylamid, kurz LSD. Im Tierversuch blieb die erhoffte Wirkung aus und Hofmann legte seine Forschungen erstmal ad acta.

Doch LSD ließ ihm keine Ruhe, 1943 kehrte er zurück ins Labor. Versehentlich nahm er selbst eine geringe Menge zu sich und erlebte die wildesten Halluzinationen. Gleich tags darauf folgte der erste gewollte Selbstversuch mit LSD. In den 1950er Jahren wurde die Droge vor allem in der Psychatrie genutzt und zu militärischen Forschungszwecken. Viele Wissenschaftler, Künstler und Kreative loben die Wirkung von LSD. Der Apple-Gründer Steve Jobs etwa meinte einmal, dass die Erfahrung mit dieser Droge eines der wichtigsten Dinge in seinem Lebens gewesen wäre, denn „LSD zeigt dir die andere Seite der Münze“, so Jobs.

Viagra
Eigentlich suchten Pharmazeuten des US-Konzerns Pfizer Ende der 1990er Jahre nach einem Medikament, das die Durchblutung des Herzmuskels fördern würde. Das Mittel sollte die Gefäße entspannen und so die Beschwerden der Angina Pectoris lindern. Sie fanden den Wirkstoff Sildenafil. Was das Herz betraf, waren die Ergebnisse eher ernüchternd, dafür profitierten andere Körperregionen von dem Stoff. Die männlichen Probanden stellten schnell fest, dass ihr Penis wunderbar durchblutet wurde – und sie mit dem Mittel schnell zu einer Erektion kommen können.

Laut der ZEIT weigerten sich einige der Männer, die restlichen Medikamente nach Studien-Ende herauszugeben. Unbekannte sollen sogar in ein Sildenafil-Labor eingebrochen sein, um sich mehr von dem Stoff zu besorgen. Im März 1998 ließ die US-Arzneimittelbehörde das Medikament unter dem Namen „Viagra“ zu.

Fotografie-Verfahren

Da oft das Quentchen Zufall darüber entscheidet, ob eine Fotografie gelingt oder nicht, ist es nur konsequent, wenn die Technik selbst auch auf einem ungeplanten Vorfall basiert. Der Maler Louis Jacques Mandé Daguerre suchte lange Jahre nach einer Methode, die flüchtigen Bilder der Camera Obscura zu fixieren. Er fand heraus, dass lange Belichtungsverfahren von bis zu zwölf Stunden auf Silberplatten Erfolg zeigten. Das dauerte allerdings viel zu lange, um damit Geld verdienen zu können.

Doch dann gab es ein Donnerwetter: Bei einem Experiment im Freien, überraschte ihn ein Gewitter. Zuhause angekommen, verstaute er die belichtete Platte in einem Schrank in seinem Labor. Als er diesen am nächsten Morgen öffnete und die Platten hervor holte, sah er das Bild vom Vortag – es war noch erhalten. Kleine Quecksilberkügelchen lagen in dem Schrank neben den Platten, das Mittel zur Fixierung war gefunden und das erste anwendbare Fotografie-Verfahren hatte einen Namen: Daguerrotypie.

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