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Wie Wissenschaftler mit VR unser Bewusstsein erforschen

von João Medeiros
Woher wissen wir eigentlich, was real ist und was nicht? Forscher der University of Sussex versuchen genau das herauszufinden und untersuchen dazu das menschliche Bewusstsein – ausgerechnet mit Hilfe von Virtual Reality (VR).

Bei seiner Erfoschung des Bewusstseins wollte Anil Seth etwas Neues ausprobieren: Stroboskoplicht. Eine gute Stroboskoplampe, so seine Theorie, müsste im Stande sein, einen veränderten Bewusstseinszustand herbeizuführen. „Ganz sicher sind wir uns aber noch nicht“, sagt Seth. „Wir müssen vorsichtig sein. Wenn man jemanden mit Stroboskoplicht bestrahlt, bekommt man unregelmäßige Daten.“

Seth ist einer der Direktoren des Sackler Centre für Bewusstseinsforschung der University of Sussex. Den Großteil seines Arbeitslebens hat er damit verbracht, einer grundsätzlichen Frage der Wissenschaft nachzugehen: Wie entsteht eigentlich Bewusstsein? „Meine gesamte Forschung versucht herauszufinden, was im Gehirn passiert, wenn wir etwas bewusst wahrnehmen“, sagt er.

Der Standardaufbau eines Experiments zur Wahrnehmung sah lange Zeit so aus, dass Versuchspersonen in einem dunklen Raum computergestützte Tests bewältigen mussten. Diese Experimente produzieren zwar Ergebnisse, sind aber nicht „ökologisch valide“, wie die Wissenschaftler sagen. Das bedeutet, dass die Versuche zwar im Labor funktionieren, aber nicht die Komplexität der Umwelt widerspiegeln, wie sie in der echten Welt zu finden ist. Seth versucht, dieses Problem zu beseitigen, indem er mit externen Stimuli arbeitet. Vom Stroboskop bis zu halluzinogenen Drogen. Während der vergangenen Jahre hat er begonnen, mit Virtueller Realität zu arbeiten.

„Die Neurowissenschaft will schon lange herausfinden, wie wir Dinge als real begreifen. Und wenn wir denken, etwas existiert in der echten Welt, was macht dieses Gefühl aus. Wenn wir diese Frage stellen, wird VR ein wichtiges Versuchswerkzeug“, sagt Seth zu WIRED.

Der Forscher nutzt VR, um zu manipulieren wie wir uns selbst wahrnehmen und welche Rolle der eigene Körper bei der Wahrnehmung des Selbst spielt. „Wir können mit VR auf eine Weise beeinflussen, wie wir es mit anderen Mitteln nicht können“, sagt Seth. „Das Potenzial für die Neurowissenschaft ist enorm und steht erst am Anfang. In fünf Jahren wird es wegweisend sein.“ Hier sind drei Beispiele wie Seth zusammen mit Kollege Keisuke Suzuki VR nutzt, um besser zu verstehen, wie wir die Welt und uns selbst wahrnehmen.

Das unzuverlässige Objekt

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In diesem Experiment testen Seth und Suzuki, wann wir Objekte als wirklich real oder nur als Abbilder wahrnehmen. „Bei einem echten Objekt nehmen wir die Rückseite wahr, obwohl wir sie nicht sehen können.“ Eine Hypothese ist, dass das Gehirn gewissermaßen vorhersagt, wie sich Sinneseindrücke ändern würden, wenn man mit dem Objekt interagiert. In der Augmented Reality haben Seth und Suzuki verschiedene merkwürdig geformte Gegenstände platziert, die sich nicht so verhalten wie sie es in der echten Welt tun würden. Ein Objekt zeigt dem Probanden etwa immer die selbe Seite, egal wie sie es rotieren. Ein anderes reagiert auf Bewegungen auf eine unzuverlässige Weise.

Die Hundehalluzination

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Mit Googles Deep Dream-Algorithmus untersuchen Seth und Suzuki, was im Gehirn bei visuellen Halluzinationen passiert, etwa bei einer Psychose oder Drogentrips. In diesem Beispiel sieht man den Campus der University of Sussex als psychedelische Halluzination mit Hundegesichtern.

Die Gummihand

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Die Gummihand-Illusion ist ein exzellenter Partytrick und entscheidendes Experiment für das Verständnis von Körperwahrnehmung. In der Standardversion wird eine unechte Hand auf den Tisch vor der Versuchsperson platziert, währen die echte Hand hinter einer Pappwand versteckt wird. Die echte und unechte Hand werden dann gleichzeitig mit einem Pinsel gestreichelt. Das führt dazu, dass die Gummihand als die eigene wahrgenommen wird. In Seths VR-Version kann eine virtuelle Hand synchron mit dem Herzschlag aufleuchten, die Größe oder Farbe ändern. Somit kann Seth nicht nur erforschen wie formbar die Wahrnehmung des eigenen Körpers ist, sondern auch herausfinden, wie es zu Fehlwahrnehmung des Körpers kommen kann, etwa bei Patienten mit Dysmorphophobie. Ein etwas, nunja, brutaleres Gummihand-Experiement hat die Universität Freiburg durchgeführt.

WIRED.uk

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.uk
Das Original lest ihr hier.

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