Manchmal dauert es eben etwas länger. Eigentlich wollte das Raumfahrt-Start-up Virgin Galactic nämlich schon vor Jahren erste Touristen mit auf einen Flug an die Grenze zum Weltraum nehmen. Der britische Milliardär und Virgin-Gründer Richard Branson selbst hatte einst davon gesprochen, 2007, 2008, 2010 und dann Ende 2013 mit an Bord seines Raketenschiffes zu sitzen. Doch dann kam es immer wieder zu technischen Problemen, folgenden Terminschiebung und einem tragischen Unfall, der die Planung kräftig aufrüttelte. Jetzt sagte Branson allerdings, dass der erste reale Flug kurz bevorstehe – und eigentlich nichts mehr dazwischen kommen könne.
„Raumfahrt ist schwierig. Raketenwissenschaft ist nun einmal Raketenwissenschaft“, sagte Branson in einem CNN-Interview. Aber er sei jetzt „sehr zuversichtlich“, dass noch vor Weihnachten der erste erfolgreiche Flug mit Menschen an Bord über die 100-Kilometer-Marke – die Kármán-Linie, die als Grenze zum Weltraum betrachtet wird – stattfindet. Dieser Flug und einige weitere Testflüge sollen von erfahrenen Astronauten absolviert werden – ohne Touristen. Wenn diese die Sicherheit des Raumschiffs VSS Unity bewiesen haben, würde er selbst als erster Passagier mit an Bord sitzen.
Erster!
Damit will Branson nicht nur seine Kritiker „eines Besseren belehren“, sondern auch einen symbolischen Sieg im Rennen der privaten Raumfahrtunternehmen und Milliardäre erringen. Denn dann hätte er noch vor Elon Musk mit SpaceX und Jeff Bezos mit Blue Origin erste Menschen in den Weltraum geschossen. „Elon hat außerordentliche Dinge geleistet. Wir wollen außerordentliche Dinge leisten. Jeff, da bin ich sicher, wird außerordentliche Dinge tun“, sagt Branson. Dennoch: „Virgin Galactic wird der erste sein.“
Mittlerweile ist Virgin Galactic nicht mehr das einzige Raumfahrt-Start-up von Branson. Daneben hat er auch Virgin Orbit gegründet, das mit einer Cosmic Girl getauften Boeing 747-400 kleine Raketen in die Luft bringen und von dort mit Satelliten ins All feuern will. Dazu will Branson gemeinsam mit Partnern nebst dem Spaceport America in New Mexico nun auch in Süditalien einen Weltraumbahnhof aufbauen.