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Vergesst Pokémon Go, das neue Ingress ist da – aber noch nicht fehlerfrei

von Michael Förtsch
Ohne Ingress hätte es Pokémon Go niemals gegeben. Dennoch kam das bereits 2012 gestartete Smartphone-Game nie an den Erfolg der Taschenmonster heran. Nun hat Entwickler Niantic das Augmented-Reality-Spiel komplett überarbeitet und neugestartet.

Im vergangenen Jahr hatte das einstige Google-Start-up Niantic angekündigt, seinem Debüt-Werk Ingress einen Neustart zu verpassen. Das war vor nunmehr sechs Jahren als Augmented-Reality-Experiment für Android-Geräte gestartet. Es war eines der ersten Smartphone-Games, die die reale Infrastruktur unserer Welt über eine Karte mit digitalen Spielelementen überzogen. Die Spieler wurden dabei eingebunden und motiviert, hinauszugehen, zusammenzuarbeiten und dabei auch Lücken in der Spielwelt aufzufüllen. Erst dadurch wurde die Daten-Basis für das spätere Pokémon Go geschaffen und der Erfolg der Niantic-und-Nintendo-Kooperation möglich. Die Spielerbasis von Ingress selbst blieb verglichen mit der Taschenmonster-Hatz aber jedoch sehr klein. Zwischen 300.000 und 500.000 aktive Spieler zählt die Ingress-Community. Der gestern gestartete Reboot Ingress Prime soll das ändern.

Anders als bei Pokémon Go geht es in Ingress um eine finstere Verschwörung und einen geheimen Krieg, der von zwei rivalisierende Fraktionen, den Erleuchteten und dem Widerstand, ausgefochten wird. Denn eines Tages tauchten auf der Erde merkwürdige Portale auf, die oft an Sehenswürdigkeiten oder markante Landmarken gebunden sind. Aus denen sickert sogenannte exotische Materie – kurz XM – in unsere Welt, die, je nach Fraktion, als Gefahr oder Segen für die Menschheit betrachtet wird. Das Ziel beider Seiten ist das gleiche: Die Portale unter die eigene Kontrolle bringen und sie gegen die Rivalen verteidigen. Wobei Niantic den Konflikt immer wieder mit große Events, den sogenannten Anomalien, anheizt, bei denen sich Spieler gemeinsam in Großstädten versammeln, um dort um die Vorherrschaft zu streiten – das können gerne bis zu 15.000 sein.

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Wie Pokémon Go – nur komplexer

Die grundlegenden Spielelemente und Handlungen von Ingress und Pokémon Go sind sehr ähnlich. Jedoch ist das Agenten-Game gleichzeitig auch umfangreicher, vielschichtiger und komplexer. Denn wo bei Pokémon Go nur Pokémon auf Arenen gesetzt werden, werden bei Ingress erbeutete Portale mit Resonatoren in Beschlag genommen und können zusätzlich mit Schilden, Kraftverstärkern, Geschützen, Wärmetauschern und anderen Upgrades aufgerüstet. Um sie zu erbeuten, werden sie mit Energiewaffen geschwächt. Dazu können die Portale durch Energiebänder verlinkt werden, die dann ganze Landstriche unter die eigene Kontrolle bringen – und gleichzeitig generische Energiebänder sperren. Die Spieler werden dadurch animiert, taktischer vorzugehen, stärker zu kooperieren und sich über über den integrierten Chat und Foren abzusprechen.

Dieses Spielgeschehen hat sich von Ingress zu Ingress Prime nicht geändert. Allerdings werden Neulinge nun mit einer umfangreichen Einführung in die Welt, die Geschichte und die Spielelemente begrüßt. Bisher mussten sich Einsteiger nämlich zumindest durch den Wikipedia-Artikel und das Ingress-Wiki kämpfen oder mit erfahrenen Ingress-Spielern zusammentun, um die grundlegenden Mechaniken zu verstehen. Zudem wurde Ingress nun auf die gleiche Technologiebasis wie Pokémon Go gehoben, die wiederum auf der Unity Engine aufbaut. Deutlich effektvoller und räumlicher wirkt das Spielgeschehen. Dazu sind die Schriftarten, Knöpfe und die gesamte Benutzeroberfläche schlanker, moderner und dynamischer geworden – und gleichen den fiktiven Interfaces aus Filmen wie Ender's Game oder dem Total-Recall-Remake.

Eine echte KI im Spiel

Die wichtigsten Handgriffe wie das Angreifen, Hacken und Verlinken eines Portals und das Setzen von Resonatoren sind nun nicht mehr in einem Menü untergebracht, sondern direkt im Hauptspielschirm integriert. Weitere kleine Neuerungen sollen nach dem großen Neustart nun noch nach und nach eingeführt werden. Unter anderem soll das schon jetzt recht umfangreiche Objekt- und Hilftsmittel-Portfolio um weitere Waffen, Upgrades und andere Gadgets erweitert werden. Und auch Spieler-gegen-Spieler-Duelle könnten dazu kommen.

Am interessantesten könnte sich allerdings ein Experiment erweisen, dass die Ingress-Entwickler „demnächst“ starten wollen. Denn in die Hintergrundgeschichte, die sich sowohl beim Spielen in Videoschnipseln, einer Dunraven Project getauften Web-Serie als auch in einer Anime-Serie, die 2019 auf Netflix starten wird, entfaltet, spielen auch Künstliche Intelligenzen eine Rolle. Jede Fraktion wird nämlich von einem Computerverstand unterstützt. Diese beiden sollen auch im Spiel auftauchen. Dabei handle es sich um angeblich echte KI-Systeme, die einzelne Spieler über den integrierten Chat kontaktieren und sogar versuchen, sie für die jeweils andere Seite zu rekrutieren. Über den Spielverlauf hinweg sollen die Künstlichen Intelligenzen dazu lernen und ihre Text- und Argumentationsfähigkeiten verbessern.

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Vielleicht auf das nächste Update warten

Wer bereits ein Ingress-Veteran ist, der kann nach dem Herunterladen und dem Einloggen eigentlich sofort im neuen Ingress Prime starten. Jedoch werden die alten Agenten – ähnlich dem Prestige-Modus in den Games der Call-of-Duty-Reihe – vor die Wahl gestellt, entweder mit all ihren erspielten Leveln weiterzumachen oder sich freiwillig auf Stufe 1 degradieren zu lassen – und von vorne zu beginnen. Allerdings darf der Spieler bei diesem sogenannten „Recurse“ dennoch einige Vorteile und Inventargegenstände und dadurch einen gewissen Startbonus mitnehmen.

Derzeit mag aber noch nicht alles in Ingress Prime wirklich glatt laufen. Nicht wenige alte Spieler sehen nach dem Update eine Fehlermeldung, dass ihre bestehenden Spielerdaten von Ingress nicht in Ingress Prime portiert werden konnten – ein Problem, das die Niantic-Entwickler schon im Auge haben. Zudem beklagen sich Spieler – wie auch der Autor – derzeit über die zu kleine und dünne Schriftart oder mickrige Knöpfe, die schwer zu lesen und mit den Fingern zu treffen sind. Ebenso scheint Ingress Prime auf manchen Smartphones, wie auch einst Pokémon Go, binnen weniger Minuten den Akku zu leeren. Aber auch hieran würde schon gearbeitet.

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