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The Cloverfield Paradox: Ein wirrer Netflix-Film ohne Zusammenhang

von Michael Förtsch
Heute Morgen erschien der erste Trailer für den Science-Fiction-Horror „The Cloverfield Paradox“. Nur wenige Stunden später feierte er dann Premiere auf Netflix. Leider ist der dritte Teil von J.J. Abrams' Mystery-Saga nicht gelungen.

Damit hatte wohl niemand gerechnet. Bereits seit einem Jahr rätseln die Fans, wann und unter welchem Namen der dritte Teil der Cloverfield-Serie in die Kinos kommen könnte. Die Reihe hatte vor fast zehn Jahren als Found-Footage-Film des Planet-der-Affen-Survival-Regisseurs Matt Reeves und Lost- und Star-Wars-Produzenten J.J. Abrams ihren Anfang genommen. 2016 folgte überraschend dann die Fortsetzung 10 Cloverfield Lane. Zwischen deren Ankündigung und Kinostart lagen nur zwei Monate – ein Extrem, das nun deutlich getoppt wurde.

Mit einem 30-Sekunden-Spot wurde The Cloverfield Paradox während des Super-Bowl-Endspiels enthüllt. Unmittelbar nach dem Sieg der Philadelphia Eagles war der bislang als God Particle bekannte und von Julius Onah gedrehte Film dann auf Netflix verfügbar.

Anders als die zwei bisherigen Cloverfield-Filme ist The Cloverfield Paradox in der Zukunft angesetzt. Die Welt ächzt unter einer Energiekrise. Stromausfälle sind Alltag – ebenso wie Konflikte um die verbleibenden fossilen Brennstoffe. Unter anderem bahnt sich zwischen Deutschland und Russland ein Krieg an. Eine internationale Mission soll jedoch die Erlösung bringen.

Auf der Raumstation Cloverfield wurde ein Teilbeschleuniger installiert, der eine unerschöpfliche Energiequelle verspricht. Eine Team von Wissenschaftlern – unter anderem gespielt von Gugu Mbatha-Raw, David Oyelowo und Daniel Brühl – sollen ihn in Betrieb nehmen. Nach zwei Jahren gelingt kurzzeitig der Start der Maschine. Jedoch geht dabei etwas schief.

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Wie die Crew der Raumstation entsetzt feststellen muss, ist plötzlich die Erde verschwunden. Es lässt sich kein Kontakt mehr zur Missionsleitung herstellen. Aber vor allem spielen sich unerklärliche Phänomene auf der Station ab. Inmitten einer Wand, durchbohrt von Kabeln und Stahlstreben, wird eine unbekannte Astronautin entdeckt. Ein Arm ohne Körper zieht sich durch die Korridore, eine Kolonie von Regenwürmern und das zur Navigation notwendige Gyroskop verschwinden.

Dadurch wird die schon zuvor angespannte Atmosphäre zwischen den Forschern immer kritischer. Offenbar hat der Beschleunigerring weit mehr getan, als nur Energie zu liefern. Er hat einen Riss in die Trennschicht zwischen den Dimensionen gerissen.

Der Regisseur Julius Onah spielt in The Cloverfield Paradox mit zahlreichen Genres und Elementen. Er vermischt Mystery-Thriller, Body-Horror und Science-Fiction und zeichnet viele faszinierende Szenen. Dabei bleiben jedoch die divers und eigentlich interessant angelegten Charaktere erschreckend dumpf und ihre Beziehung zueinander unerforscht.

Impulsartig und nicht nachvollziehbar sind etliche ihrer Entscheidungen. Dabei hätte der begabte und vielfältige Cast durchaus mehr ermöglicht. Ebenso wirkt vieles, was auf der Station geschieht, wirr und ohne Zusammenhang. Weite Strecken der Handlung werden nur halbherzig aufgearbeitet und Mysterien nicht aufgeklärt. Das lässt enttäuscht und irritiert zurück.

Zu schnell wird zwischen den einzelnen Horror- und Mystery-Passagen hin- und hergesprungen, als dass sie eine Wirkung entfalten könnten. Zu flüchtig bleiben Gefühle der Intimität, Bedrängnis und Unsicherheit, die Cloverfield und noch mehr 10 Cloverfield Lane auszeichnen. Kein Moment mag wirklich erschüttern oder verblüffen.

Aber immerhin bringt The Cloverfield Paradox den Fans der Reihe einiges an Denk- und Arbeitsmaterial mit. Denn die Vorgänge auf der Station sind nicht so wahllos wie sie scheinen, sondern lassen sich durchaus logisch erklären. Ebenso zieht der Mystery-Film eine Verbindung zu den vorausgegangenen Cloverfield-Filmen und installiert auch einen Ausgangspunkt für eine Fortsetzung.

In The Cloverfield Paradox sind viele fantastische Ideen angelegt, die an Kultklassiker wie Event Horizon, Alien, The Thing und Sunshine zurückdenken lassen. Aber leider weiß der The-Girl-Is-in-Trouble-Regisseur Julius Onah deren Potential nicht zu entwickeln und auszuspielen.

Der Film bleibt damit hinter den Erwartungen zurück – was jedoch auch Bright nicht vom Erfolg abgehalten hat. Wirklich relevant und sehenswert ist The Cloverfield Paradox allein im Kontext des wachsenden Cloverfield-Universums und seiner Geschichten. Bereits jetzt soll unter dem Arbeitstitel Overlord der nächste Cloverfield-Film abgedreht sein und womöglich schon im Oktober erscheinen.

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