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Seabubbles: Das sollen die Wassertaxis der Zukunft werden

von Pauline Schnor
Die Gründer des Pariser Start-ups Seabubbles bauen Elektro-Boote für den Einsatz in Großstädten. Sie finden: Wasserwege werden derzeit viel zu sehr vernachlässigt.

Für Venedig-Reisende beginnt der Urlaub am Flughafen: Sie müssen sich nicht in stickige Busse und überfüllte U-Bahnen quetschen, um zu ihrem Hotel zu gelangen. Das Zentrum der italienischen Stadt kann man per Boot erreichen – Meeresbrise um die Nase inklusive. Wenn das doch auch bei uns so luftig wäre: Einfach am Flughafen Tegel ein Boot rufen und sich bis zum Hauptbahnhof übers Wasser schippern lassen.

Bisher gibt es solche Wassertaxis aber nur an wenigen Orten, neben Venedig etwa in Amsterdam oder Bangkok. In einigen deutschen Städten, auch in Berlin, fahren zumindest Fähren – allerdings so selten, dass spontane Fahrten unmöglich sind. Es hat auch Nachteile, wenn Flüsse zu öffentlichen Verkehrswegen werden: Motorboote sind laut und schaden der Umwelt. Doch was wäre, wenn sie leiser würden – und obendrein elektrisch?

Emissionsfreie Wassertaxis auf den Flüssen der Großstädte: Das ist die Vision des französischen Start-ups Seabubbles. Dazu baut das junge Unternehmen Elektro-Boote, wie es sie vorher noch nicht gab. Sie gleiten auf zwei Finnen übers Wasser – und sehen dabei aus, als würden sie schweben. Die Idee stammt von Zweien, die das Extreme lieben: dem Franzosen Alain Thébault, zweifacher Weltrekordhalter im Speed-Segeln, und dem Schweden Anders Bringdal, vierfacher Weltmeister im Windsurfen und schnellster Surfer 2012. Die beiden lernten sich 2008 in Frankreich als Sportkameraden kennen – und fragten sich irgendwann: Wieso sind wir eigentlich nur beim Sport im Wasser und nicht auch im Alltag? „Mobilität der Zukunft“, sind die beiden überzeugt, „funktioniert nur, wenn alle Verkehrswege einbezogen werden. Auch Wasserwege“.

Seekrank wird niemand

Die Boote, die sie mit ihrem Startup bauen, beruhen auf der Hydrofoil-Technik. Für die ist Thébault Experte: 2015 stattete er sein selbstgebautes Segelboot „Hydroptère“ damit aus, mit dem er von Los Angeles nach Honolulu segelte. Das Schiff hob sich ab einer bestimmten Geschwindigkeit aus dem Wasser und glitt dann auf drei langen, schmalen Tragflügeln über das Wasser.

Genauso funktionieren nun auch die Seabubbles-Boote. Statt Wind treiben die Bubbles, wie die Gründer ihre Boote nennen, allerdings Elektromotoren der bayrischen Firma Torqueedo an. Und während „Hydroptère“ mit 100 Stundenkilometern übers Meer glitt, sind es bei den zwei mal vier Meter großen Bubbles nur 25.

Vier Fahrgäste finden in den E-Fahrzeugen Platz. Seekrank wird laut den Erfindern niemand: Sie haben die Gleittechnik so optimiert, dass die Boote nicht schaukeln. Das hat auch den Vorteil, dass sie kaum Wellen produzieren. In Venedig ist der Wellengang, den die Motorboote erzeugen, zum echten Problem geworden: Die Wellen schlagen schon so lange gegen die Grundmauern der Stadt, dass sie bereits bröckelig werden. Auf Spree, Rhein und Seine sieht man die E-Boote aus Frankreich trotz all der Vorteile noch nicht. „Wir sind die Bauer der Boote, nicht die Betreiber“, sagen die Gründer. Derzeit suchen sie nach Käufern für ihre Bubbles.

In Deutschland könnte es an den Wasser-Verkehrsregeln scheitern

Könnte eine deutsche Stadt den Anfang machen? Schließlich fließen durch zahlreiche Metropolen der Bundesrepublik Flüsse. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur zeigt sich zumindest nicht abgeneigt. „Wir stehen einer Nutzung der Bundeswasserstraßen mit neuen Modellen der Personenbeförderung grundsätzlich offen gegenüber“, teilt das Ministerium auf Nachfrage mit. Es müsse lediglich gewährleistet sein, dass diese neuen Modelle den „verkehrsrechtlichen Anforderungen“ genügen.

Das heißt, die Seabubbles würden den gleichen Anforderungen unterliegen wie alle anderen Fahrgastschiffe. So dürften sie etwa nur an genehmigten Stellen anlegen und müssten sich an Geschwindigkeitsvorgaben halten: Auf den Wasserstraßen der Spree dürfen Boote nicht schneller als zwölf Kilometer pro Stunde fahren. Das könnte zum Problem werden. Die Technik, dank der die Bubbles über das Wasser gleiten, funktioniert erst ab einer Geschwindigkeit von 13 Stundenkilometern. Und das ist schon ein großer Fortschritt: Vor einem Jahr noch benötigte sie 17 Stundenkilometer. So schnell hätten die Boote aber auch in Frankreich nicht fahren dürfen.

SeaBubbles will das Uber der Flüsse werden

SeaBubbles will das Uber der Flüsse werden

von Benedikt Plass-Fleßenkämper

In seinem Heimatland hat Seabubbles einen prominenten Fan. Anne Hidalgo, die Bürgermeisterin von Paris, unterstützt das Mobilitäts-Startup mit Geld und öffentlichem Lob. Auf Twitter publiziert sie alle Neuigkeiten rund um das Startup, und im Mai saß sie bei einer Testfahrt auf der Seine mit im Boot. Prominenz kam auch andernorts vorbei: Fürst Albert II. begleitete die Probefahrt in Monaco. Finanzielle Unterstützung bekommt das Jungunternehmen zudem von der französischen Versicherung Maif und Business Angels. Wie viel Kapital sie bisher eingesammelt haben, verraten die Gründer nicht.

Auch zum Verkaufspreis der Bubbles sowie den Produktionskosten äußern sie sich nicht – ebensowenig zu bisherigen Interessenten. Man sei „mit vielen Städten in verschiedenen Ländern im Gespräch“, heißt es lediglich. Ihre Vision äußern Bringdal und Thébault dafür deutlich: In fünf Jahren wollen sie ihre Bubbles über den Gewässern von 50 Städten weltweit schweben sehen.

Dieser Artikel erschien zuerst im Mobility-Magazin von Gründerszene. Das Heft steht euch hier zum Download bereit.

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