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Samsung Gear Fit2 Pro im Test: Der Personal Trainer, den ich nie wollte

von Steve Haak
Schwimmen, Radfahren, Spazieren: Der Gear Fit2 Pro ist der ideale Begleiter für fast alle Aktivitäten. Trotzdem wollte unser Redakteur den Fitness-Tracker nach wenigen Tagen nicht mehr tragen.

Bisher habe ich die Smartwatch Gear S2 Classic im Alltag verwendet. Deshalb kenne ich mich mit den Funktionen von Samsung-Uhren aus. Deren Tracking-Funktionen wie der Herzfrequenzmesser und die Sportprogramme reichten mir aus. Aber mehr Bewegung geht immer. Und der neue Gear Fit2 Pro von Samsung sollte durch ihre zusätzlichen Sport-Apps eigentlich das Armband sein, das mich dazu animiert, mehr Sport zu treiben. Dachte ich mir.

Die Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark in Berlin. Der ideal Ort, um den Gear Fit2 Pro zu testen. Ich will herausfinden, welche meiner Körperfunktionen das Armband überwacht und wie mich der Gear Fit2 Pro Tracker beim Schwimmen unterstützen kann. Also rein ins Wasser.

Laut Samsung ist der Fit2 Pro wasserdicht. Gegenüber dem Vorgängermodell – das wir hier getestet haben – sogar für einen Tauchgang bis zu 50 Meter. Das ist praktisch für Profitaucher, für mich als Gelegenheitsschwimmer jedoch irrelevant.

Für beinahe jede Sportart gibt es ein Programm. Auch Schwimmen steht zur Verfügung. Hier kann ich einstellen, wie lang die Schwimmbahnen sind und in welchem Intervall mich der Tracker benachrichtigen soll. Ein kurzes Tippen auf Start, schon fängt die Uhr an, von drei bis null runterzuzählen, und das Training kann beginnen.

Mich überfordern schon die Standardfunktionen der Anwendung.

Während des Schwimmens habe ich keine Zeit, auf den Tracker zu schauen. Zu sehr bin ich mit mir selbst beschäftigt. Erst nach 20 Bahnen werfe ich einen Blick auf die gemessenen Daten. Unter anderem steht da, wie viele Kalorien ich verbraucht habe, wie hoch mein Puls während des Schwimmens war und welche Geschwindigkeit ich erreicht habe. Was ich mit diesen Informationen anfangen soll, sagt mir auch das Sportarmband nicht. Profischwimmer können anhand der Daten vermutlich Leistungssteigerungen erkennen und gezielter trainieren. Als Laie werden ich jedoch allein gelassen.

Immerhin verbindet sich das Armband mit der App Samsung Health auf dem Smartphone und bereitet dort sämtliche Daten grafisch auf. So sehe ich unter anderem, wie weit ich täglich gelaufen bin, wie lange ich geschlafen habe und wie hoch mein durchschnittlicher Puls ist. Ich kann mich auch über die Community mit anderen Nutzern in meinem Alter messen und durch das Meistern von Herausforderungen neue Stufen erreichen. Dazu muss ich mich aber mit meiner Telefonnummer identifizieren, um der Community beitreten zu können. Genau diese Funktion, der Vergleich mit Freunden oder Konkurrenten ist es, der begeisterte Sportler vermutlich bei der Stange hält. Mich überfordern solche Funktionen.

Am nächsten Tag will ich den Gear Fit2 Pro beim Fahrradfahren testen. Die Strecke zur Arbeit und zurück ist jeweils rund 5 Kilometer lang. Diesmal stelle ich kein Workout-Programm ein, sondern lasse den Tracker selbst erkennen, was ich mache. Dass ich Fahrrad fahre, erkennt er zuverlässig. Aber der Gear Fit2 meldet sich öfter, als mir lieb ist: An jeder roten Ampel vibriert die Uhr und will mich motivieren. „Weiter so“ steht da zum Beispiel oder „Gut gemacht“. Das nervt. Auf dem Rückweg fährt der Fitness-Tracker im Rucksack mit.

Der Gear Fit2 meldet sich öfter, als mir lieb ist.

Nächster Tag. Es steht ein Spaziergang mit schnellem Schritt auf dem Programm. Der Gear Fit2 Pro begleitet mich. Nach ein paar Minuten passiert es wieder: „Gesundes Tempo“. Das sehe ich anders und werde langsamer, denn mir geht die Puste aus. Dem Fitness-Armband ist das egal. Keine Motivationsnachrichten. Der Tracker ist plötzlich unerwünscht still geworden. Eigentlich sollten es ja genau solche Situationen sein, in denen er sich zu Wort meldet, um mich zu mehr Bewegung zu animieren. Immerhin: Nach rund einer Stunde habe ich mein Tagesziel von 6500 Schritten erreicht. Dann meldet sich auch der Gear Fit2 wieder.

Der Zeitpunkt, als die Stimmung zwischen dem Gear Fit2 Pro und mir endgültig kippt, ist ein paar Tage später im Büro. Der Fitness-Tracker vibriert. „Zeit, sich zu bewegen“, steht auf dem Display. Seit 50 Minuten saß ich am Schreibtisch. Wieder bin ich genervt und überlege, die Benachrichtigungsfunktionen auszuschalten. Aber welchen Sinn hat ein Fitness-Tracker, wenn er mich nicht darüber informieren darf, wenn ich mich zu wenig bewege? Eben. Ich stehe auf und gehe zur Obstschale, um mir einen Apfel zu holen. „Großartig“, freut sich der Gear Fit2 Pro.

Auch wenn das Obst-Erlebnis ein schöner Moment war, erfüllt das Samsungs Fitness-Armband seine Aufgabe nur schlecht. Wie ein Personal-Trainer, den ich nie wollte, macht mir der Gear Fit2 Pro immer wieder ein schlechtes Gewissen und will mich motivieren. Manchmal zum richtigen Zeitpunkt, aber oft zu unpassenden Gelegenheiten.

Viele der Funktionen zum Messen von Körperfunktionen und Trainingseinheiten brauche ich nicht. Beim Bewegen, egal ob beim Radfahren, Schwimmen oder Laufen, will ich meinen Kopf abschalten. Ein Fitness-Tracker wie der Gear Fit2 Pro mit seinen Überwachungsfunktionen und Motivationssprüchen nervt dann nur.

Das Experiment, mich mit Hilfe des Gear Fit2 Pro mehr zu bewegen, scheitert. Für Profi-Sportler und die, die es werden wollen, ist Samsungs Hybrid aus Smartwatch und Fitness-Tracker hingegen eine sinnvolle Sache. Ich jedoch bin froh, als ich den Gear Fit2 Pro wieder gegen meine S2 Classic austauschen kann. Die hat zwar weniger Funktion, aber dafür genau die, die ich benötige.

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