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Diese Romane und Graphic Novels sollten auf Game of Thrones folgen

von Michael Förtsch
Gerade läuft die Produktion der achten Staffel von Game of Thrones an. Damit endet dann eine der aufwändigsten und prägendsten Serien überhaupt. Diese Lücke zu füllen, wird nicht leicht. WIRED Germany hat einige Vorschläge für den Ersatz.

Mit einem derartig durchschlagenden Erfolg hatte wohl keiner gerechnet. Im Jahre 2007 hatte sich HBO die Rechte an George R. R. Martins Fantasy-Saga Das Lied von Eis und Feuer gesichert. Nach dem Start im Jahre 2011 hat sich die Roman-Adaption Game of Thrones dann zu einem weltweiten Gesellschafts- und Popkultur-Phänomen entwickelt. Die Figuren der Serie wurden sogar herangezogen, um Weltpolitik zu erklären. Der Fantasy-Stil hat Autoren, Filme- und Spielemacher inspiriert. Und nicht zuletzt hat uns die HBO-Show Memes wie „Winter is coming!“ und „You know nothing, Jon Snow!“ geschenkt. Das Ende von Game of Thrones wird daher eine klaffendes Loch hinterlassen. Eines, das Platz für ein neues Epos mit Anspruch und Größe hinterlässt.

Einige epische Romanwerke aber auch Graphic Novels haben durchaus das Rüstzeug, um die Nachfolge anzutreten. WIRED Germany präsentiert zehn epische Werke, die das nächste Game of Thrones werden könnten.

Der Rama-Zyklus

Im Jahre 2131 entdecken Astronomen, die ein Asteroiden-Frühwarnsystem überwachen, ein riesenhaftes Objekt. Zunächst glauben sie, einen interstellaren Felsbrocken ausgemacht zu haben. Wie sich aber herausstellt, handelt es sich um einen fast 50 Kilometer langen Zylinder, der auf das Zentrum unseres Sonnensystem zuhält: Der erste handfeste Beweis für intelligentes Leben außerhalb der Erde. Der Rama-Zyklus vom 2001-Autor Arthur C. Clarke spannt sich von hier an über vier Romane und mehrere Jahrzehnte an Zeitgeschichte hinweg.

Nachdem Wissenschaftler den Zylinder aus der Ferne analysiert haben, wird das Raumschiff Endeavour entsandt, um ihn zu untersuchen. Tatsächlich schafft es die Mannschaft in das Innere des Alien-Raumers, wo sie eine gänzlich neue Welt erwartet. Jedoch bleibt dieses Raumschiff nicht das einzige, das der Menschheit begegnet. Der Science-Fiction-Zyklus entfaltet eine wissenschaftlich akkurate Zukunftsvision. Die wird von Clarke genutzt, um die Verständnisgrenzen des Menschen aufzuzeigen, soziale Dynamiken und die Angst vor dem Unbekannten zu durchdenken und darüber zu spekulieren, welche Herausforderung im Wissen steckt, dass wir nicht alleine sind. Anläufe, den Rama-Zyklus in bewegte Bilder zu übersetzen, gab es schon. Aber die sind bislang durchweg gescheitert.

The Dinosaur Lords

Es will schon etwas heißen, wenn George R.R. Martin eine Roman-Reihe empfiehlt und diese dann noch mit seinem Epos Game of Thrones vergleicht. So geschehen bei The Dinosaur Lords von Victor Milán. In der darin erfundenen Mittelalterwelt Paradise sind Dinosaurier so alltäglich wie Pferde, Ochsen und Kühe. Der Herrscher Felipe will den, in feudale Reiche gegliederten, Kontinent Tyrant's Head vereinen und tritt dafür eine Welle von Schlachten los, in der Ritter auf Triceratops und Tyrannosaurus Rex in den Kampf reiten. Der Roman-Zyklus wird dem Vergleich mit Games of Thrones durchaus gerecht – zumindest was Gewalt, Tode und Blut angeht.

Ebenso tauchen die bislang drei Bände tief in die Politik und den Alltag der Bewohner der fiktiven Welt ein. Religionsführer streiten um die Deutungshoheit von himmlischen Zeichen und konkurrierende Ritterorden fechten um Ansehen und Einfluss. Dabei werden Ränge und Adelstitel, Hierarchien und primitive Technologien erklärt. Jedoch existieren nebst Menschen und Dinosauriern auch noch übernatürliche Mächte, die sich dann und wann zeigen – und offenbar Einfluss auf die weltlichen Geschehen nehmen. Das alles würde ein bildgewaltiges wie auch komplexes TV-Epos abgeben.

Transmetropolitan

Die Graphic Novell Transmetropolitan in eine TV-Serie zu überführen, wäre ein Kraftakt. Denn die 60-teilige Reihe ist in einer futuristischen Cyberpunk-Mega-Metropole angesiedelt. Im Fokus der Handlung steht der nihilistische Gonzo-Journalist Spider Jerusalem. Der hat es sich zur Aufgabe gemacht, mit seinen ätzenden Enthüllungsberichten das Netz aus Korruption, Verbrechen und Vetternwirtschaft zu entlarven, das die Stadt durchzieht. Dabei hat er sich zuvorderst auf den „Das Biest“ getauften Präsidenten eingeschossen, der sein Amt nach einem bizarren Wahlkampf an den faschistoiden Gary Callahan verliert.

Der Comic-Autor Warren Ellis verarbeitet in Transmetropolitan unter anderem erschreckend aktuelle Themen wie Presse- und Redefreiheit, Elitendenken, Leaks, gesellschaftliche Abgrenzung, Polizeigewalt und Überwachungsstrukturen. Dabei entfaltet die, in den 1990ern gestartete Comic-Reihe, eine gleichsam surreale wie auch farbenfrohe Welt. Denn in der namenlosen Megacity prallen nicht nur verschiedenste Kulturen aufeinander. Sondern es gibt ebenso sprechende Polizeihunde, Zigaretten rauchende Katzen, mit Alien-DNA manipulierte Menschen und drogenabhängige Künstliche Intelligenzen.

Wer fürchtet den Tod

Nnedi Okorafors Wer fürchtet den Tod könnte sich tatsächlich zum nächsten Game of Thrones entwickeln. Denn, wie die Autorin selbst im Juli angekündigt hat, hat der Kabelsender HBO die Rechte für eine Serienadaption erworben und George R. R. Martin als ausführenden Produzenten angefragt. Verortet ist der Roman im Sudan der nahen Zukunft. Ein nuklearer Schlagabtausch hat weite Teile der Bevölkerung ausgelöscht. Rivalisierende Stämme wie die Nuru ziehen nun als mordende, versklavende und vergewaltigende Gruppen durch Ruinen der einstigen Welt.

Aus der brutalen Vergewaltigung der jungen Najeeba geht das Mädchen Onyesonwu hervor, das mit sandig-goldener Haut geboren wird. Ihre Mutter schlägt sich mit ihr durch die atomare Wüste und zieht sie groß, wobei Onyesonwu mit zunehmendem Alter mystische Kräfte offenbart, durch die sie ihre Gestalt verwandeln kann. Stetig müssen sich Mutter und Tochter verteidigen und gegen Ausgrenzung und Gewalt ankämpfen. Okorafors erschafft in Wer fürchtet den Tod eine originelle wie kompromisslose Postapokalypse, die Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Wut und Aberglauben adressiert. Bislang ist lediglich der Auftaktroman verfügbar, der mit einem offenem Ende zurücklässt. Jedoch ist mit Das Buch des Phönix auch schon eine Quasi-Vorgeschichte der düsteren Alternativwelt erschienen.

Lazarus

In Greg Ruckas und Michael Larks Science-Fiction-Comic-Epos Lazarus sieht es mit der Zukunft nicht allzu rosig aus. Die Gesellschaft der Erde hat sich in ein groteskes Kastensystem gegliedert. An deren Spitze sitzen reiche Dynastien, denen sämtliche Regierungen und Firmen unterstellt sind. Diese Familien befinden sich seit Jahrzehnten in einem angespannten Verhältnis von Rivalitäten und brüchigen Allianzen. Daher unterhalten sie riesige Privatarmeen, die jeweils von einem Lazarus angeführt werden: Bionisch geschaffenen Kriegern, die einzig für diese Aufgabe kreiert wurden.

Die Geschichte folgt hauptsächlich dem Carlyle-Klan, dessen Patriarch nach einem Giftanschlag ins Koma fällt. Daraufhin kommt es zum Krieg. Die Lazarus-Attentäterin Forever muss nun ins Gefecht ziehen und den Überfall des Carlyle-Reiches verhindern. Wobei sie bald daran zweifeln muss, ob sie wirklich für die richtige Seite kämpft. Lazarus ist durchsetzt mit Komplotten, Gesellschafts- und Politkritik und brutaler Gewalt. Dabei skizziert das Autorengespann vor allem ein faszinierend austariertes und glaubhaftes Gerüst aus Kulissen, Figuren und Narrativen, das wie für eine TV-Serie geschaffen ist.

Die Nebelgeborenen

Scadrial wird seit über tausend Jahren vom ewigen Herrscher Rashek geknechtet. Der hat einst eine übernatürliche Macht bezwungen, die es ihm erlaubte, die komplette Welt neu zu gestalten – und die Quelle seiner Kraft zu verstecken. Die Skaa, die Nachkommen seiner einstigen Gegner, werden gedemütigt – und ihre Rebellionen gegen die Unterdrücker immer wieder niedergeschlagen. Wohingegen die Kinder seiner Unterstützer als Adelige leben und mit übernatürlichen Kräften zur Welt kommen, die sich aus Metallen speisen. Der Skaa-Dieb Kelsier entdeckt, dass auch er über magische Kräfte verfügt und stößt einen Aufstand an.

Die Nebelgeborenen-Reihe von Brandon Sanderson zeichnet eine recht einzigartige Fantasy-Welt mit Steampunk-Einschlag, deren politische und gesellschaftliche Eigenarten präzise ausgestaltet sind. Dazu spielt die Saga mit Anachronismen. Denn aus der ursprünglichen Trilogie wurden mittlerweile sechs Romane, die sich über mehrere hundert Jahre spannen, in denen Schießpulver und Dosenfleisch erfunden wurden und die einstigen Helden zu Mythen und Legenden verkamen. Es gab bereits Versuche, die Fantasy-Reihe in einen Film und einer Serie zu übersetzen. Zuletzt hatte das chinesische Unternehmen DMG Entertainment die Fantasy-Lizenz erworben.

Der Incal

Der Detektiv John Difool lebt und arbeitet in einer megalomanischen Arkologie, die den Planeten Ter21 überspannt. Der recht tölpelhafte Ermittler gelangt zufällig in den den Besitz eines merkwürdigen Kristalls – der Incal –, der ihn zum meistgesuchten Mensch der Galaxis macht. Sowohl die außerirdische Rasse der Berg, korrupte Regierungsbehörden, mystische Technopriester als auch ein dunkler Kult sind hinter ihm her. Denn: Wer den Incal besitzt und an seine Macht glaubt, wird angeblich unbesiegbar. Dadurch entbrennt in Der-Incal-Reihe ein abgedrehte Hetzjagd durch Metropolen, Planeten und das All.

Ebenso zieht die von Regisseur Alejandro Jodorowsky und Comic-Ikone Moebius erdachte Serie ein ganzes Universum mit eigenen ideologischen Strukturen, absurden Technologien und skurrilen Glaubenssystemen auf. Aus diesen entspinnen sich wiederum Nebenhandlungen um gesellschaftliche Separation, subliminale Bevölkerungsmanipulation, politische Intrigen und kosmischen Mystizismus. Mittlerweile haben sich aus Der Incal daher nicht nur drei Pre- und Sequel-Serien abgeleitet, sondern auch ein Jodoverse getaufter Comic-Kosmos zu dem die Spin-offs Die Meta-Barone, Die Techno-Väter und Mégalex gehören.

Das Rad der Zeit

Viele Fans hatten gezweifelt, ob Das Rad der Zeit jemals vollendet werden würde. Denn Autor Robert Jordan war 2007 an den Folgen der Zellerkrankung Amyloidose verstorben. Allerdings hatte er Aufzeichnungen hinterlassen, mit denen Nebelgeboren-Autor Brandon Sanderson den Fantasy-Zyklus vollenden konnte. In dessen Zentrum steht der Schafhirte Rand al'Thor, der auserkoren ist, den dunklen König zu besiegen. Denn nach Tausenden von Jahren scheint das Böse in die Welt zurückzukehren und damit auch Tier- und Fabelwesen, die die Menschheit längst vergessen hatte.

Um Rand al'Thor gruppieren sich über die 14 Roman-Bände über ein Dutzend weitere Hauptcharaktere und unzählige Nebenfiguren. Deren Erlebnisse spreizen sich in weit verzweigte Epochen und Handlungsstränge auf, die letztlich mehr oder minder ineinanderfließen. Dabei wird eine unglaublich detailverliebte Welt mit verschiedensten menschlichen und fantastischen Völkern vorgestellt, die jeweils eigene kulturelle, gesellschaftliche und religiöse Facetten mitbringen. Dazu kommen Schlachten, Magie und auch auch Drachen. Tatsächlich will sich Sony Pictures gemeinsam mit Agents-of-Shield-Produzent Rafe Judkins daran versuchen, das als unverfilmbar geltende Epos auf den TV-Schirm zu hieven.

The Straw Men

Alles ist verflochten. Nicht obwohl, sondern gerade da Ereignisse scheinbar nichts miteinander zu schaffen haben. Genau darum geht’s in Michael Marshall Smiths The-Straw-Men-Trilogie, die mit einem Amoklauf zweier Männer in einem McDonalds-Restraurant beginnt. Jedoch schießen sie nicht wild um sich, sondern exekutieren zielgenau 68 Menschen. Zehn Jahre später bereitet sich Ward Hopkins auf die Beerdigung seiner Eltern vor, die bei einem Autounfall ums Leben kamen – oder auch nicht. Gleichzeitig versucht ein FBI-Agent, eine Reihe von Entführungsfällen aufzuklären – nachdem nun bereits ein fünftes Mädchen von der Straße verschwand.

Der erste Band Der zweite Schöpfer lässt zunächst an einen klassischen Krimi- und Attentäter-Thriller glauben. Allerdings entwickelt sich aus den scheinbar separaten Geschichten ein dichtes Geflecht an Nebenhandlungen und Figuren, die vor allem in den Folgewerken Engel des Todes und Blutsbruder von einer tiefgehenden Mythologie und sinistren Verschwörung unterfüttert werden. Was passiert und wieso, reicht teils bis in die Gründerzeit der USA zurück und noch darüber hinaus. Sollte es The Straw Men irgendwann ins Fernsehen schaffen, könnte es sowohl Game of Thrones, True Detective als auch Akte-X in einem werden.

Der Pliozän-Zyklus

Als Julian May in den 1980ern den Pliozän-Zyklus – auch bekannt als The Saga Of The Exiles – verfasste, sah sie für das 21. Jahrhundert ziemlich schwarz. Die Menschheit reist zwar zu den Sternen und lebt ohne größere Probleme, aber fühlt sich auch von der zunehmenden Komplexität der Zivilisation ermüdet. Einem französischen Wissenschaftler gelingt es, eine Zeitmaschine zu entwickeln. Doch diese lässt nur Ein-Weg-Reisen in das 6 Millionen Jahre zurückliegende Pliozän zu. Tausende Gelangweilte und Abenteuerlustige wagen die Odyssee in die Vergangenheit und hoffen auf ein unbeschwertes Utopia. Stattdessen müssen sie erkennen, dass sie dort nicht alleine sind.

In der Urwelt haben sich mit den Tanu und Firvulag zwei Alien-Rassen angesiedelt, die auf der Erde strandeten. Die sind von den heranströmenden Menschen überrascht. Die Tanu beginnen, sie zu versklaven und zur Zucht von Alien-Mensch-Hybriden zu missbrauchen aber integrieren sie auch nach und nach in ihre Gesellschaft. Die Firvulag hingegen schotten sich ab. Einige Menschen errichten zudem geheime Dörfer. Das bringt territoriale wie religiöse Spannungen, Eskalationen und stark wandelnde Charaktere hervor. Gleichsam spielt die vierteilige Roman-Saga mit philosophischen Fragen. Denn die Aliens und Menschen sind es, die mit ihrem Tun die Basis für Ur-Mythen und Denkmuster unserer Gegenwart schaffen.

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