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Kabellos in die Virtual Reality: Ein Selbstversuch

von GQ
Kabellose Virtual-Reality-Brillen funktionieren bisher nur mit einem Computer auf dem Rücken. Das soll sich jetzt durch TPcast ändern. Unser Gadget-Redakteur hat das Add-on für die HTC Vive und Oculus Rift ausprobiert.

Virtual-Reality-Brillen haben derzeit ein Problem: Kabel. Und kaum verheddere ich mich beim Spielen mal darin, schon bin ich augenblicklich wieder zurück in der Realität. Als einzige Lösung bot sich bisher an, sich einen möglichst leichten Computer auf den Rücken zu schnallen – beispielsweise den XMG Walker. Für Heimanwender keine besonders praktikable Lösung, vor allem weil der mobile Highend-PC knapp 2500 Euro kostet. Aber jetzt gibt es eine Alternative.

Der chinesische Hersteller TPcast hat einen Adapter entwickelt, der auf die VR-Brille gesteckt wird und Daten kabellos überträgt. In China ist dieses Gadget schon seit knapp einem halben Jahr auf dem Markt, demnächst soll es auch nach Europa und die USA kommen.

Bei meinem Hands-on zeigt sich schnell, wie befreiend und intensiv sich Virtual Reality anfühlt, wenn sie kabellos ist. Noch mehr als durch den Rucksack-Computer XMG-Walker, weil das zusätzliche Gewicht wegfällt. Der eigentliche TPcast-Empfänger wird auf den Bügel des VR-Headsets gesteckt und fällt dort minimal ins Gewicht. Dazu kommt dann ein Akkupack von Anker, das in die Hosentasche passt. Alternativ kann es auch mit einem Gurt um die Hüften getragen werden. Immer noch leichter als ein Rechner auf dem Rücken.

Gezeigt wird der TPcast mit dem Game Space Pirate Trainer. Ein klassischer, herausfordernder VR-Shooter: Von fast allen Seiten werde ich von kleinen Drohnen mit Laserstrahlen beharkt. Mit einem kabelgebundenen Headset fiel es mir in solchen oder ähnlichen Situationen stets schwer, Angriffen auszuweichen. Mit dem TPcast geht alles leichter von der Hand: Ich ducke mich zur Seite und mache Ausfallschritte. Während die Angriffsdrohnen mich früher spätestens bei Welle vier oder fünf erwischten, überlebe ich kabellos bereits beim ersten Versuch bis zu Welle 14.

Geruckelt hat das Bild in der Brille dabei nicht. Die kabellose Übertragung läuft stets flüssig und ohne Verzögerung, auch bei schnellen Bewegungen. Damit das klappt, werden die Spieledaten als zwei unterschiedliche Signale übertragen.

Das Original-Kabel der VR-Brille wird in einen Transmitter gesteckt. Der überträgt die unkomprimierte Grafik des Spiels als 60-Gigahertz-Radiowellen auf die Brille. Damit es keine Latenz beim Tracking der Bewegungen gibt, werden zusätzliche Daten über einen extra Sensor erfasst, der neben dem regulären Tracker der HTC Vive an die Wand gehängt wird. Dieser überträgt dann über ein eigenes WLAN die Bewegungsdaten an die Brille – damit keine anderen Geräte im regulären WLAN stören können. Der dafür notwendige Router liegt TPcast bei.

„Ein echtes VR-Erlebnis ist das ohne Kabel“, sagt Peter Frohlund nach der Demonstration zu mir. Er ist bei TPcast für den Vertrieb in Europa zuständig. Laut Frohlund seien VR-Entwickler in ihrer Kreativität bisher stark eingeschränkt gewesen. Denn sie mussten stets mit einbeziehen, dass der Spieler ein Kabel hinter sich her zieht. Genau aus diesem Grund tauchen die Angriffsdrohnen bei Space Pirate Trainer auch nur links und rechts neben dem Spieler auf, nicht hinter ihm. Sollte sich kabellose VR durchsetzen, könnte sich das ändern.

Für fünf Stunden Spielzeit soll der Akku des TPcast halten. Ziemlich lange im Vergleich zum XMG-Walker, dem bereits nach 70 Minuten der Strom ausgeht. Auf den ersten Blick erscheint es so, als würde der TPcast den Walker obsolet machen. Doch das stimmt nicht ganz: Denn beim TPcast sind Nutzer durch das Livestreaming und die Sensoren auf einen einzigen Raum beschränkt. Das reicht vollkommen für Heimanwender, aber nicht für VR-Erlebnisparks oder -Eventspaces: Wenn Menschen durch unterschiedliche Räume laufen und dabei im Multiplayer spielen sollen, dann geht das ohne Computer im Rucksack noch nicht. An so etwas arbeitet beispielsweise das Berliner Startup Illusion Walk.

Am 27. Oktober sollen die ersten TPcast für die HTC Vive auch in Deutschland ausgeliefert werden. Wer jedoch nicht vorbestellt hat, wird etwas länger warten müssen. Der Preis für das VR-Add-on liegt bei 349 Euro. Eine Variante für die Oculus Rift ist bereits angekündigt.

Hinweis in eigener Sache: WIRED unterstützt mit dem WIRED Campus Firmen und Einzelpersonen dabei, die digitale Transformation zu gestalten. Aktuell bieten wir unter anderem einen Workshop "Virtual, Augmented and Mixed Reality" an. Hier erfahrt ihr mehr zu unserem Programm.

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