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Wie die Astrophysikerin Laura Spitler Radioblitze im Weltall aufspürt

von Anna Schughart
Laura Spitler spürt mit einem Teleskop Radioblitze im Weltall auf. Steuern kann die Astrophysikern das gigantische Gerät vom Sofa aus. Für WIRED erläutert sie, wie das Gerät Radiowellen misst und wie man damit das Universum wiegen kann.

„Radioblitze sind sehr starke Radiowellen-Pulse – in unserer Galaxie kennen wir fast nichts, das so viel Energie in so kurzer Zeit aussendet. Wenn wir einen Radioblitz mit unseren Augen sehen könnten, würden wir beobachten, wie ein Punkt am Himmel einen ganz kurzen Moment aufleuchtet und wieder verschwindet. Doch was diese Radioblitze aussendet, wissen wir noch nicht. Die meisten Theorien kreisen um Neutronensterne, denn die haben unglaublich starke Magnetfelder, die Radiowellen erzeugen. Aber alle Pulsare, die wir bisher kennen, sind eigentlich viel zu schwach.

Das Teleskop in Effelsberg ist für meine Arbeit ungeheuer wichtig: Ich kann mit ihm die Radiowellen von der Erde aus aufnehmen und messen. Wir glauben, dass pro Tag mehrere Tausend Radioblitze über den ganzen Himmel verteilt auftreten, bisher hat man aber nur ungefähr 30 von ihnen gemessen. Das Problem ist, dass das Blickfeld des Teleskops so klein ist – wir müssen ziemlich lange messen, warten und Glück haben.

Bis auf eine Ausnahme haben wir alle Radioblitze bisher nur einmal gesehen: Nur den mit dem Namen FRB121102, den ich vor ein paar Jahren entdeckt habe, haben wir mehrmals gemessen. Manchmal sieht man ihn bis zu zehn Mal in einer Stunde. Dann muss man wieder Wochen warten, in denen er nichts tut. Die große Frage ist: Warum macht er das?

Das Radioteleskop ist ein großes, komplexes Gerät, es braucht viele Menschen, um es am Laufen zu halten. Ich selbst bin leider nur alle paar Monate dort. Denn solange ich eine Internetverbindung habe, kann ich vom Institut oder sogar von zu Hause aus das Teleskop einstellen. Wenn ich Beobachtungszeit bekomme, richte ich es ein, starte und stoppe die Messgeräte und nehme meinen Daten auf.
Radioblitze sind gute Werkzeuge zur Erforschung des Universums. Wir wissen etwa, dass die Quelle von FRB121102 drei Milliarden Lichtjahre entfernt ist.

Der Radioblitz muss auf dem Weg zu uns die ganze Materie durchqueren, die zwischen der Erde und seinem Ursprung liegt. Dabei werden die Radiowellen wie bei einer Art Prisma von Elektronen gebrochen. Die höheren Frequenzen kommen zuerst an, die tieferen später. Diese Zeitverzögerung können wir messen und sagen, wie viele Elektronen auf der Bahn des Radioblitzes sind. So können wir das Universum wiegen.“

Laura Spitler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut für Radioastronomie in Bonn und bedient das Radioteleskop in Effelsberg.   

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