Männer sind beim Online-Dating aktiver und initiieren mehr Erstkontakte. Sie selektieren Favoritinnen vor allem nach deren Alter und Fotos. Frauen hingegen beurteilen Männer auf Dating-Plattformen eher anhand deren kulturellen Kapitals: Wie drücken die sich sprachlich aus, welche Hobbys haben sie, welchen Beruf und Lebensstil? Grundsätzlich gilt für beide Geschlechter: Wer offline gute Chancen hat, einen Partner zu finden, hat die ebenfalls online. Das bedeutet aber auch, dass Frauen höheren Alters und Männer mit wenig kulturellem Kapital schlechte Aussichten haben.
Besonders wichtig ist, welcher sozialen Klasse jemand angehört. Die meisten finden auch online einen Partner aus ihrer eigenen; bei Frauen gibt es – trotz großer Veränderungen seit den 70er-Jahren – aber nach wie vor die Tendenz, Männer aus einer höheren Klasse attraktiver zu finden. Zugleich bestimmt die Klassenzugehörigkeit den Lebensstil und die entsprechende Praxis der Selbstinszenierung.
Frauen benutzen häufig das Motiv ‚springend am Strand‘ – Männer eines mit Hund
Individualität wird online gemäß der auch offline herrschenden Vorstellungen etwa durch Urlaubsfotos gezeigt. Frauen benutzen häufig das Motiv „springend am Strand“ – Männer eines mit Hund (nicht etwa mit Auto). Frauen mögen es, wenn Männer sich sportlich präsentieren; Bilder, in denen Alkoholkonsum auftaucht, lehnen sie eher ab. Attraktiv finden beide Geschlechter Fotos, die Positivität und Freude ausstrahlen.
Grundsätzlich lässt sich sagen: Das Online-Dating ist eine Maschine, die den Nutzern symbolisches Kapital (etwa Prestige und Status) zuweist. Einige werden zu Gewinnern, andere dort erst zu Verlierern gemacht.
Andreas Schmitz ist Soziologe und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bonn. Sein Fachbuch „The Structure of Digital Partner Choice. A Bourdieusian Perspective“ ist im Jahr 2016 erschienen.
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