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Das OnePlus5T ist eine günstige Top-Kopie

von Dominik Schönleben
Der chinesische Smartphone-Hersteller OnePlus veröffentlicht seine Highend-Telefone seit 2016 auch in Europa. Mit dem OnePlus5T bekommt das bis dato aktuelle Modell nach nur fünf Monaten ein überraschendes Update. Geändert hat sich wenig: Das Telefon bleibt eine gute Alternative zu Samsung und Google.

Beim neuen Smartphone von OnePlus hat sich im Vergleich zum Vorgänger wenig verändert: Es hat einen größeren Bildschirm. Ganz randlos wie das iPhone X wird es dadurch jedoch nicht, es macht eher dem Google Pixel 2 XL oder dem Samsung Galaxy S8+ Konkurrenz. Warum aber veröffentlicht OnePlus wegen solch einer kleinen Änderung ein neues Telefon? Der Release des Vorgängers ust schließlich erst fünf Monate her. Die Antwort liegt in der offensichtlichen Strategie des chinesischen Herstellers: Kopieren, kopieren, kopieren, und dann den Preis drücken.

Seit OnePlus 2016 mit seinem Smartphone OnePlus3 auf den europäischen Markt gekommen ist, läuft dessen Produktionzyklus immer nach demselben Muster ab. Nachdem Google, Samsung und Apple ihre Innovationen vorgestellt haben, kommt ein Telefon von OnePlus auf den Markt, das ähnlich leistungsstark ist und auch die wichtigen Neuerungen besitzt.

Und das ist nichts Schlechtes: Die Geräte von OnePlus waren stets sehr gut. So auch das OnePlus5T beziehungsweise sein Vorgänger ohne T. Es hat einen der schnellsten Smartphone-Prozessoren auf dem Markt und kommt mit OxygenOS – einem Android-Ableger ohne viel Schnickschnack und nerviger Zusatzsoftware. Einzig bei der Kamera mussten OnePlus-Nutzer schon immer Abstriche machen. Im Vergleich zum aktuellen Pixel oder iPhone wirken die Fotos verwaschen und dunkel. Aber wer selten fotografiert, bekommt auch dieses Mal ein Telefon mit zweckmäßigem Design zu einem guten Preis.

Der Preis war und ist weiterhin das Argument für die Smartphones von OnePlus. Während das neue Pixel 2 XL und das Galaxy S8+ bis zu 950 Euro kosten, gibt es das OnePlus5T für knapp die Hälfte: 499 Euro. Ein wirklich aggressives Angebot. Vor allem, da man an vielen Stellen fast dasselbe bekommt.

Hier liegt auch der Grund, warum OnePlus sein Smartphone mit einem größeren Bildschirm updatet. Kleinere Ränder sorgten dieses Jahr dafür, dass Kunden sich neue Highend-Telefone kaufen wollten. Angefangen beim Galaxy S8 beziehungsweise S8+ und dem Pixel 2 XL bis zum komplett randlosen iPhone X. Das nahezu randlose Display mit seinen abgerundeten Ecken ist ein neuer Formfaktor, der bald zum Standard werden wird. Wer ihn nicht bieten kann, der sieht aus wie ein Modell vom vergangenen Jahr – oder eine zweitklassige Alternative. Vor allem letzteres scheint OnePlus nicht sein zu wollen: Man versucht, mit den Besten mitzuhalten. Ohne randlosen Bildschirm geht das nicht mehr.

Das OnePlus5 und das OnePlus5T sind sich so ähnlich, dass sogar der kleine Rahmen in dem die SIM-Karte steckt, beim Umstieg direkt von einem in das andere Telefon gesteckt werden kann. Angepasst wurden nur die nötigen Kleinigkeiten: Der Fingerabdrucksensor wurde auf die Rückseite verlegt, um mehr Platz für den Monitor zu schaffen. Das ist im ersten Moment ungewohnt, aber man gewöhnt sich schnell daran. Statt dem Fingerabdruck können Nutzer jetzt sowieso Face Unlock nutzen, sie können ihr Smartphone also über das eigene Gesicht entsperren. Hier orientiert sich OnePlus klar an Apple und dessen Face ID.

Beim Einrichten von Face Unlock scheiterte die Kamera des OnePlus5T im Test allerdings an Bärten. Hier fehlt scheinbar der Tiefensensor von Apple. Wer jedoch ordentlich rasiert ist, wird begeistert sein. Das Smartphone entsperrt ähnlich schnell wie beim neuen iPhone X. Einziges Manko: Beim iPhone X muss man zusätzlich Wischen, um Face ID zu aktivieren, im Test ging das beim OnePlusT ganz automatisch – schneller geht das, aber die Notifications auf dem Lockscreen kann man so nur von der Seite anschauen.

Wie beim Vorgänger können auch beim OnePlus5T die digitalen Tasten selbst mit Shortcuts belegt werden. Eine der wichtigsten Standardfunktionen von Android fehlt jedoch: zurück zur letzten App wechseln. Stattdessen soll man jetzt den Split-Screen-Modus benutzen. Der hat im Test allerdings nicht überzeugt, denn so richtig flüssig lief er nicht.

Was OnePlus auch beim 5T noch nicht gemeistert hat, ist der Transfer von Daten beim Umstieg auf das neue Telefon. Während Google und Samsung hier längst das Layout der Apps auf dem Startbildschirm und alle Widgets mit auf das nächste Gerät nehmen, werden beim OnePlus5T nur die nötigsten Profile übertragen. Das ist nur ein kleines Manko: So oft wechselt man sein Smartphone dann ja doch nicht.

Telefone wie das iPhone X oder das Pixel 2 sind Lifestyle-Produkte. Sie sind mehr als die Summe ihrer Hardware-Spezifikationen. Mit ihnen schmücken sich Nutzer, weil sie von der Marke überzeugt sind oder zeigen wollen, dass sie am Puls der Zeit leben. Die Macher des OnePlus5T hätten das auch gerne für ihr eigenes Telefon – zumindest geben Produktpräsentationen dieses Gefühl. In der Realität hat das OnePlus5T etwas mehr von einem Werkzeug. Ein Gerät, das gut funktioniert und alles leistet, was es eben muss. Und das reicht, denn viele Menschen erwarten gar nicht mehr von ihrem Telefon. Da ist es schon egal, dass OnePlus sein Versprechen vom perfekten Highend-Smartphone zum günstigsten Preis nicht ganz ohne Vorbehalte erfüllen kann.

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