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Nehmt Trump endlich sein Smartphone weg!

von Armin Hempel
Getwitterte Passwörter, Uralt-Handys und private E-Mail-Konten: Admin Armin über den dilettantischen Umgang der neuen US-Regierung mit IT-Sicherheit.

Egal, wohin man blickt: Es fällt leicht, Kritik an den ersten Schritten der Trump-Regierung zu üben. Nach nur wenigen Tagen im Amt hat der neue US-Präsident durch einfach zu durchschauende Lügen, fragwürdige politische Entscheidungen, Inkompetenz und fehlende Zurückhaltung jeglichen Welpenschutz verspielt.

Beispiel gefällig? Ein kurzer Blick auf den Umgang mit IT und sozialen Medien genügt: Trump und seine Leute twittern Passwörter, verwenden private Mail-Accounts, pfeifen auf Sicherheits-Einstellungen und benutzen ungesicherte Smartphones.

1. Der Pressesprecher hat vermutlich sein Passwort getwittert
Uff, da gerät jemand ganz nach seinem Chef: Erst eine knappe Woche im Amt, unterläuft Sean Spicer, dem neuen Pressesprecher der Trump-Regierung, bereits der zweite Fauxpas: Nach seinem kindischen Beharren auf der größten Menschenmenge aller Zeiten bei einer Inauguration twitterte Spicer nun wiederholt scheinbar inhaltsleere Zeichenfolgen. Während sein erster Tweet vom 25. Januar noch „Aqenbpuu“ lautete und hoffentlich nur ein Versehen war, sah sein gestriger Tweet „n9y25ah7“ auch für meine Begriffe sehr nach einem Passwort aus. Auch, wenn alles dafür spricht, dass es ein Unfall gewesen ist: An einer Passwortmanager-Pflicht für alle Regierungsmitglieder führt spätestens jetzt kein Weg mehr vorbei.

An einer Passwortmanager-Pflicht für alle Regierungsmitglieder führt spätestens jetzt kein Weg mehr vorbei

2. Mitglieder der Trump-Administration sichern ihre Twitter-Accounts nicht ausreichend ab
Auch andere – eigentlich selbstverständliche – IT-Sicherheitsmaßnahmen werden von Trumps Team vernachlässigt. Selbst die bloße Verwendung von Twitter scheint sie vor Probleme zu stellen: Der von Hacks gegen den IS bekannte Twitterer @WauchulaGhost macht seit einigen Tagen auf ein erhöhtes Hacking-Risiko durch fehlende Sicherheitseinstellungen bei verschiedenen US-Regierungs-Accounts aufmerksam. Er vermisst die Verwendung von Zwei-Faktor-Authentifizierung sowie die Einstellung, dass die Eingabe einer Telefonnummer für einen Passwort-Reset nötig ist. Doch damit nicht genug: 

3. Trumps engste Vertraute benutzen private Mail-Accounts für Regierungsgeschäfte

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Wichtige Accounts der Trump-Administration, darunter @POTUS (Donald Trump) und @VP (Mike Pence), ließen darauf schließen, dass mit Vizepräsident Mike Pence und Social-Media-Direktor Dan Scavino einige Mitglieder von Trumps Kernteam auch nach Antritt der Regierungsgeschäfte ihre privaten Google-Mail-Accounts für dienstliche Zwecke benutzten. Wenn auch bislang noch niemand seinen eigenen Mail-Server zu betreiben scheint, tun sie damit exakt das, was Trump im Wahlkampf seiner Konkurrentin Hillary Clinton bei Androhung von Gefängnis vorgeworfen hat. Denn bei allen Vorbehalten, die ich gegenüber staatlicher IT-Sicherheit im Vergleich zum Privatsektor habe: Wahrscheinlich wird die US-Regierung auf Hacking-Versuche eher aufmerksam, wenn sie sich gegen eine .gov-Adresse richten, als wenn sie auf Google zielen.

#4 Präsident Trump benutzt sein ungesichertes Android-Smartphone weiter
Die Diskussion darum, welches Betriebssystem nun sicherer ist: Geschenkt. Sowohl in aktuellen iOS- als auch in Android-Versionen werden sich so einige Sicherheitslücken finden lassen, falls genügend Geld vorhanden ist, um nach diesen zu suchen. Aber spätestens seit Barack Obamas Auftritt bei Jimmy Fallon im Juni 2016 ist klar, dass ein US-Präsident wohl besser gar kein Smartphone benutzen sollte. Obama erklärte, dass man ihm aus Sicherheitsgründen buchstäblich ein funktionsloses Spielzeugtelefon ausgehändigt habe.

Nach Angaben der New York Times, besteht Präsident Trumps simple Lösung für dieses Dilemma darin, sich nicht weiter um die Empfehlungen seiner Berater zu scheren, sondern einfach sein altes, vollkommen ungesichertes Smartphone weiter zu benutzen. Klar – unzählige Regierungsangestellte haben sich über Jahre damit beschäftigt, die offiziellen Smartphones sicher zu machen, aber was kümmert das schon einen Donald Trump? Wenn man damit nicht twittern kann, dann ist es Schrott! Basta!

IT-Sicherheit ist nur ein kleines Beispiel für die Masse der Dinge, die in der US-Administration gerade schief laufen

Es ist immer leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Und gerade bei deutschen oder europäischen Behörden steht es nicht besonders gut um IT-Ausstattung und -Sicherheit. Aber dass unsere Regierungsmitglieder ihre Sicherheitsrichtlinien bewusst umgehen oder dass sie ihre Passwörter twittern, davon habe ich noch nichts gehört. Vor allem die Häufung dieser kapitalen Ereignisse in der kurzen Zeit nach der Amtseinführung macht mir Kopfschmerzen und zeigt, dass Trump lieber handelt, statt vorher jemanden zu fragen, der sich damit auskennt.

Wir können nur hoffen, dass sich das ändert. Denn IT-Sicherheit ist nur ein kleines, fast unbedeutendes Beispiel für die Masse der Dinge, die in der US-Administration gerade schief laufen: Ob es um den Klimawandel, um die Rechte von LSBTTIQ-Menschen, um Drohungen und Protektionismus in alle Richtungen oder einfach nur um unverhohlene Lügen geht: Präsident Trump zeigt schon in den ersten Tagen seiner Amtszeit, dass es ihm mit allem, was er im Wahlkampf gesagt hat, ernst ist und dass es schwierig wird, ihn einzufangen. 

Bleibt zu hoffen, dass ihm wenigstens bald jemand sein Smartphone wegnimmt. Gar nicht so sehr wegen der Sicherheit – nur, damit er weniger bei Twitter postet.

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