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Zum Glück nehmen uns Computer die Arbeitsplätze weg!

von Johnny Haeusler
Industrieroboter bauen selbstfahrende Autos und Maschinenjournalisten schreiben darüber — ganz ohne menschliches Zutun. Ein Horrorszenario? Unser Kolumnist findet: Nein, großartige Zukunftsaussichten.

Seit Jahrzehnten beschäftigen sich Menschen in den Industrieländern mit der Frage, inwiefern Arbeitsplätze durch Computerisierung bedroht sind. Aktuelle Studien sprechen laut Tagesspiegel von fünf Millionen Jobs, die bis 2020 in den Industrieländern an Maschinen verloren gehen, andere sehen in den nächsten 20 Jahren eine Halbierung der Jobs in den USA auf uns zukommen. Nach der bereits erfolgten Übernahme der Fließbandarbeit durch Maschinen lassen Meldungen von selbstfahrenden Autos oder Software, die journalistische Texte verfassen kann, manchen Taxifahrer und Redakteur unruhig werden.

Aber warum eigentlich? Wenn Computer für uns schuften und unsere Jobs sogar besser machen als wir, dann erwirtschaftet ihre Arbeitskraft schließlich auch die Einnahmen für uns. Womit eine neue Ära der Menschheit und des Wohlstands beginnen könnte, in der man sich eben nicht mehr fragen muss, wo man einen Job bekommt, um überleben zu können. Sondern in der man über die luxuriöseste Frage nachdenken kann, die es für einen Menschen gibt: Wie möchte ich leben?

Die Suche nach Antworten auf diese Frage wird wohl noch einige Generationen überfordern, denn sie steht auf keinem Lehrplan, sie ist einfach nicht vorgesehen in den Strukturen, in denen wir existieren. Wir sind klar konditioniert: Birth, School, Work, Death. Schon in der Schule lernen wir: Man arbeitet, um leben zu können. Man muss sich ein gutes Leben durch Arbeit verdienen. Und je härter, länger, ausdauernder, klüger und schneller man arbeitet, desto mehr hat man sich ein gutes Leben verdient. Dass man dafür dann gar keine Zeit mehr hat, wird verschwiegen.

Uns wird eingeredet, dass wir uns um unsere Arbeitsplätze sorgen sollten, weil „Arbeit“ mit „Beschäftigung“ gleichgesetzt wird. Und das ist ein großer Irrtum, denn es wird immer etwas zu tun geben. Kinder bespaßen und erziehen. Älteren oder kranken Menschen helfen. Den Garten hübsch machen. Sich etwas ausdenken. Schreiben. Musizieren. Erfinden. Malen. Essen. Lachen. Lieben. Rennen. Schlafen. Träumen.

Nur, weil man etwas nicht den ganzen Tag lang und nicht gegen den eigenen Willen macht, nur, weil man für etwas nicht bezahlt wird, bedeutet das nicht, dass es sinnlos ist, ganz im Gegenteil. Es ist nämlich in Wahrheit viel bekloppter, sein Leben mit dem Ausfüllen der immer gleichen Formulare zu verbringen, als stattdessen darüber nachzudenken, wie man ein schönes Blumenbeet anlegen könnte.

Letzte Woche bei „Digital ist besser“: Zwei große Ideen wider den noch größeren Startup-Einheitsbrei.

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