Der Fortschritt liegt in der Luft. Erst kürzlich hatte die CSU gefordert, dass beim angesetzten Umbau des Münchner Hauptbahnhofs, auch Landeplätze für Flugtaxis vorgesehen werden – womit sich die Partei einiges an Spott und Hohn eingehandelt hatte. Allerdings gehen die Pläne der bayerischen Regierung nun noch deutlich weiter. Mit der sogenannten Bayerischen Strategie Luftmobilität soll Bayern über die kommenden Jahre zum wichtigsten „Standort für Forschung, Produktion und Einsatz“ von zukünftigen Luftfahrtvehikeln- und Konzepten werden.
„Flugtaxis und elektronisches Fliegen sind Realität“, sagte Ministerpräsident Markus Söder bei der Ankündigung in München. Angedacht sind von der Regierung unter anderem ein Testfeld, das sowohl von Privatunternehmen als auch Forschungseinrichtungen genutzt werden soll. Gemeinsam mit dem geplanten Center for Automated Urban Aerial Mobility der TU München sollen neue Antriebskonzepte erarbeitet, vorangetrieben und Forschungsaktivitäten gebündelt werden.
Als Test- und Erprobungsträger für neue Antriebstechniken soll zudem eine Dornier Do 228 angeschafft werden. Und in einer Urban Air Mobility Ingolstadt getauften Machbarkeitsstudie würde schon einmal der Aufbau eines bayernweiten Streckennetzes mit verteilten Basisstationen für Lufttaxis geprüft. Dafür wird ein Zeitraum bis 2025 angepeilt.
Visionär oder Lachnummer?
Das alles sei, wie der bayerische Ministerpräsident sagte, „keine Illusion“ und „nichts Lächerliches.“ Der innerstädtische Flug würde kommen und könne bereits in den 2020ern Realität werden. Tatsächlich arbeitet mit Lilium in Gilching bei München ein Start-up an einem futuristischen Flugtaxi, dessen Prototyp im vergangenen Jahr seinen ersten Testflug absolvierte. Das Unternehmen Volocopter hat sogar bereits mehrere Testflüge hinter sich und soll sich bald bei einem Pilotprogramm im Emirat Dubai beweisen.
Derzeit hinterfragen jedoch zahlreiche Verkehrs- und Technologieexperten, wie und ob überhaupt sich Flugautos und Flugtaxis sicher und sinnig in die aktuellen urbanen Verkehrsstrukturen einpassen könnten. Denn noch sind nicht zuletzt die realen Betriebs- und auch Nutzungskosten schwer abzuschätzen. Es ist fraglich, ob sie langfristig wirklich für die Allgemeinheit erschwinglich wären oder nur eine luxuriöse Beförderungsmethode für eine gut betuchte Klientel darstellen würden. Dazu sind noch zahlreiche Genehmigungs- und Versicherungsaspekte und Punkte wie Flugleitsysteme und Lärmschutz klärungsbedürftig.
Allerdings soll es bei der Bayerischen Strategie Luftmobilität nicht nur um die futuristischen Flugtaxis gehen. Auch die Fortentwicklung von Drohnen soll gefördert werden. Das ebenfalls bei München gelegene Start-up Quantum Systems konzipiert mit Tron und Trinity zwei für den ferngesteuerten als auch autonomen Flug gedachte Großdrohnen, die beispielsweise Felder und Wälder kartographieren und vermessen können.