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Kann sich der Reiseführer Lonely Planet online neu erfinden?

von Gründerszene
Der legendäre Reiseführer Lonely Planet ringt um seinen Platz im digitalen Markt. Mit neuen Apps und vielen Fotos will der Verlag Reiselustige überzeugen.

Unter Rucksacktouristen sind sie seit Generationen beliebt: die Reiseführer von Lonely Planet. Mit mehreren Hundert Seiten sind sie oft dicker als die Ausgaben der Konkurrenz, eng bedruckt, wenige Fotos. Mehr als 145 Millionen Bücher hat der Verlag nach eigenen Angaben bisher verkauft.

Doch offenbar will Lonely Planet jetzt weg vom Bleiwüsten-Image – und mit einer neuen App den digitalen Markt erobern: Trips. Auf der Plattform können registrierte Nutzer Bilder und Videos von weit entfernten Orten posten – und zusätzlich über ihre Erfahrungen und Eindrücke schreiben. Klingt nach Instagram?

In der Tat können registrierte Nutzer genau wie bei dem berühmten Vorbild oder auch wie bei Facebook Beiträge teilen, sie mit „gefällt mir” markieren und den Profilen folgen. Auch Beiträge von Lonely-Planet-Autoren sind zu finden.

Zwar hat Lonely Planet eine starke Marke, doch andere Veröffentlichungen haben sich online schon etabliert

Ob das aber reicht, um den digitalen Anschluss nicht zu verpassen? Der Markt mit Reisefotos und -berichten ist hart umkämpft. Allein auf Instagram posten täglich Millionen Menschen ihre Urlaubsfotos. Zwar hat Lonely Planet eine starke Marke, doch andere Veröffentlichungen haben sich online schon etabliert. Dem US-Magazin National Geographic beispielsweise folgen auf Instagram 80 Millionen Nutzer – Lonely Planet gerade einmal 1,4 Millionen. Zusätzlich fluten Reiseblogger das Netz mit Urlaubsfotos. Die „Reiseblog Top 50-Charts“ ranken mehr als 1500 aktive Reiseblogs allein in Deutschland.

Dennoch glaubt Lonely Planet an den Erfolg seiner App: Trips ergänze Instagram und Blogs, heißt es. Reisende müssten damit nicht mehr Online-Fotoalben und eigene Blogs erstellen, sondern fänden die gleichen Funktionen gebündelt auf einer Plattform.

Trips ist bereits die zweite App des Reiseverlegers. Vor einem Jahr stellte Lonely Planet einen mobilen Stadtführer namens Guides vor. Nach Verlagsangaben wurde die App mittlerweile rund eine Million Mal heruntergeladen. Trips soll ähnliche Zahlen erreichen, so die Hoffnung. Der Verlag teilt allerdings nicht mit, wie viele Nutzer die App auch aktiv gebrauchen. Und: Er verdient an den Downloads nichts, denn sie sind kostenlos.

Geld einbringen sollen die Apps trotzdem irgendwann. Man arbeite an „intelligenten Monetarisierungsmodellen”, teilt Lonely Planet auf Nachfrage mit, beispielsweise Buchungsmöglichkeiten innerhalb der Guides-App. Auch bei Trips seien solche Modelle in Zukunft denkbar.

Bereits seit 2011 bastelt Lonely Planet an digitalen Angeboten. Damals kaufte der britische Nachrichtensender BBC den Verlag von den Gründern und entwickelte ihn zu einer Multimedia-Plattform weiter. 2013 verkaufte die BBC den Verlag dann weiter an den US-Medienkonzern NC2 Media – mit großen Verlusten. Wie die BBC zugab, habe sie die Aufgabe, die Lonely-Planet-Angebote auf andere Plattformen wie Online und TV zu übertragen, unterschätzt.

Die Wurzeln von Lonely Planet reichen bis in das Jahr 1972 zurück. Damals tourten die Australier Tony und Maureen Wheeler quer durch den Mittleren Osten und Südostasien. Aus ihren Notizen entstand das 94-seitige Buch „Durch Asien ganz billig“, der Anfang von Lonely Planet.

Um den Verlag in Zukunft gut aufzustellen, müssen sich die neuen mobilen Angebote etablieren – und irgendwann auch rechnen. Ein ungewisses Projekt, doch zumindest eines ist sicher: Die subjektiven Beiträge bei Trips kommen den Lonely-Planet-Anfängen des Gründerduos näher, als die in den Jahrzehnten darauf aufgelegten dicken Wälzer.

Gründerszene

Dieser Artikel erschien zuerst bei Gründerszene
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