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Dieses Startup will Logistikroboter für die Autobranche

von WIRED Staff
Das Fließband hat die Autoindustrie groß gemacht. Jetzt macht es sie unflexibel. Das Startup Arculus will daher Logistikroboter einsetzen, um das System grundlegend zu verändern.

Dieser Artikel erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im November 2017 und ist Teil der Rubrik „Digitale Republik“.

Es sind keine 15 Minuten Fahrt von der Gegenwart der Autoproduktion in eine mögliche Zukunft. Die Gegenwart leuchtet an diesem Tag Anfang September: Die Karosserien glitzern in der Sonne, vor der Audi-Konzernzentrale in Ingolstadt empfangen Kunden ihre Neuwagen.

Weiß, schwarz, rot, allein die Farbe unterscheidet die Autos, die heute aus der Auslieferungshalle kommen. Die Wahrheit aber ist: „Wenn man heute auf einen Parkplatz schaut, ist eigentlich kein Auto mehr wie das andere“, sagt Fabian Rusitschka. Allein beim A3 gebe es je nach Kombination einzelner Komponenten bis zu 10 hoch 38 unterschiedliche Modelle.

Der Gründer des Startups Arculus sitzt die besagten 15 Minuten Autofahrt weit weg von der glitzernden Autostadt in dem, was heute als Symbol für die Zukunft der Autoproduktion herhalten muss: eine alte, etwas abgerockte Lagerhalle, in der drei Autokarosserien Modell stehen. Zwischen ihnen fahren Logistikroboter eigenständig hin und her: kleine Plattformen, mit denen Montageteile zu den Karosserien gebracht werden können.

Mit ihrer Hilfe will Rusitschka die Autoproduktion umkrempeln. Denn das Fließband stoße in Zeiten von individualisierten Kundenwünschen an Grenzen. Er erklärt das Problem anhand von Türdichtungen: Kommt an einer Station in einer heutigen Produktionsstraße ein A5 Coupé an, der auf jeder Seite nur eine Tür hat, sind die Mitarbeiter schneller fertig mit der Montage, als wenn sie ein Auto mit zwei Türen pro Seite versorgen.

Trotzdem können die Mitarbeiter den Zeitvorteil nicht nutzen, denn alles ist durchgeplant: An der Türdichtungsstation muss – vereinfacht ausgedrückt – stets Zeit für das Auto mit vier Türen eingeplant sein, denn das könnte ja als Nächs­tes kommen. Wie wäre es, so Rusitschkas Idee, wenn jeder Wagen nur so lange an einer Station ist, wie er braucht (und das Auto mit nur einer Tür pro Seite nicht unnötig herumsteht, obwohl es schon fertig ist)? Und wenn jeder Wagen nur die Station ansteuert, die im Bauplan vorgesehen ist?

Rusitschka möchte darum statt einer Produktionsstraße mehrere Produktionsinseln in der Halle verteilen. Die Autos würden dann nicht mehr in einer Reihe hintereinander montiert werden, sondern könnten sich ihren Weg je nach Bedürfnis von einer Produktionsgarage zur nächsten bahnen. Automatisiert mithilfe eines Computerprogramms.

Darum braucht Rusitschka zusätzlich die Logistikroboter, die hinter ihm durch die Halle surren. Sie sollen zu jeder Insel die passenden Teile liefern, egal ob Türdichtung, Rückspiegel oder Ledersitze. Und zwar genau dann, wenn sie gebraucht werden. Darum hat der ehemalige Audi-Mitarbeiter Rusitschka sowohl die Transportroboter für Autos und Montageteile als auch die intelligente Software zur Prozesssteuerung konzipiert.

Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Audi hat der 33-Jährige bereits einen Unterstützer; das System wird im Motorenwerk im ungarischen Györ für Elektromotorenfertigung eingesetzt. Das Potenzial aber, da ist sich Rusitschka sicher, gehe über die Autoindustrie hinaus. Er glaubt: Überall, wo individualisierte Produkte notwendig sind, könnte sein modulares System die Fließbandfertigung ablösen.

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