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IOTA-Gründer David Sønstebø: Ethereum ist für das Internet der Dinge vollkommen ungeeignet

von Klemens Kilic
Am Sonntag haben die Macher der Kryptowährung IOTA ihr neues Projekt vorgestellt: Qubic. IOTA soll um Smart Contracts, Orakel und Outsourced Computing ergänzt werden. Also unter anderem genau jene Funktionen, die eigentlich Ethereum für sich beansprucht. Es gibt also neue Konkurrenz in der Kryptoszene. WIRED hat mit IOTA-Gründer David Sønstebø über seine Pläne gesprochen.

Die IOTA Foundation hat am Sonntag endlich das von seinen Fans lang erwartete Projekt Qubic vorgestellt – ein Netzwerk für smarte Verträge. Bisher ist die Stiftung jedoch vor allem für ihre Kryptowährung IOTA bekannt, die mit ihrer Tangle-Technologie eine innovative Alternative zur Blockchain bieten will. Der Tangle soll sich besser skalieren lassen und hat keine Transaktionsgebühren. Mit Qubic bekommt sie jetzt weitere Funktionen, wie die Stiftung am Montag auf ihrer offiziellen Website bekannt gegeben hat: Smart Contracts, Orakel und Outsourced Computing. Diese drei Ergänzungen sollen ein Netzwerk um IOTA bauen, welches Ethereum Konkurrenz machen kann.

Qubic will mit Orakeln Daten aus der realen Welt auf die dezentrale Datenbank überführen. Dazu kommt Outsourced Computing, also die Fähigkeit, Rechenkapazität ins Netzwerk auszulagern. Können also bestimmte Aufgaben mangels Rechenkapazität nicht lokal abgearbeitet werden, können diese Aufgaben an andere Maschinen ausgelagert werden, die gerade nichts zu tun haben.

Im Interview spricht der Norweger und Gründer von IOTA, David Sønstebø, über Project Qubic und warum es Ethereum überlegen sein wird.

WIRED: Will Qubic das bessere Ethereum sein?
David Sønstebø: Zwischen Qubic und Ethereum bestehen fundamentale Unterschiede. Mit IOTA war es uns von Anfang an sehr wichtig, dass wir eine Grundlage schaffen, die maximale Skalierung ermöglicht. IOTA will das Rückgrat für das Internet der Dinge, also die Maschinenokönomie der Zukunft, sein. Das kann es nur, wenn wir mit unserem Protokoll der Unzulänglichkeit der Ressourcen mancher Maschinen Rechnung tragen – das sind begrenzte Ressourcen wie Bandbreite, Speicherplatz, Elektrizität und so weiter. Das kann der Tangle, nicht aber die Blockchain. Ein weiterer Punkt ist die Gebührenfreiheit, welche durch den Tangle von IOTA, nicht aber durch die Blockchain von Ethereum gegeben ist. Qubic wurde für das Internet der Dinge geschaffen. Dafür ist Ethereum derzeit vollkommen ungeeignet. Wir kommen der Vision mit Qubic jeden Tag einen Schritt näher.

WIRED: Vitalik Buterin, der Gründer von Ethereum, hat vor Kurzem gesagt, dass er davon ausgeht, dass sein System auf lange Sicht eine Millionen Transaktionen pro Sekunde prozessieren können wird. Hältst du diese Einschätzung für realistisch?
David Sønstebø: Das ist ein sehr ambitioniertes Ziel. Mit Plasma und Sharding wird definitiv eine höhere Skalierung möglich sein, wie hoch ist zur Zeit noch schwer abzuschätzen. Ein Problem aber wird bleiben, und das sind die Transaktionskosten. In einer Maschinenökonomie sind auch geringe Transaktionskostens angesichts der Masse der Transaktionen schlicht nicht tragbar. Der Tangle schafft hier Abhilfe.

Qubic wurde für das Internet der Dinge geschaffen. Dafür ist Ethereum derzeit vollkommen ungeeignet.

David Sønstebø, Gründer von IOTA

WIRED: Ist Qubic also nur eine Plattform für dApps, die Lösungen für das Internet der Dinge bereitstellen?
Sønstebø: Qubic ist natürlich primär auf das Internet der Dinge ausgerichtet. Wir optimieren Qubic für das Internet der Dinge. Allerdings ziehen wir keine Barrieren um diese Vision. Auch andere dApps, die sonst vielleicht auf Ethereum-Basis gebaut worden wären, können auf unserer Plattform entwickelt werden. Ich will klarstellen, dass ich kein IOTA-Maximalist bin. Wenn Ethereum bessere Lösungen anbietet, gönne ich dem Projekt, dass es sich gegenüber Qubic durchsetzt.

WIRED: Weshalb wurde der Veröffentlichungstermin für Qubic immer wieder hinausgezögert?
David Sønstebø: Der Grund für den Aufschub liegt darin, dass wir erstens sehr viele administrative Aufgaben hatten, denen wir nachgehen mussten. Zweitens haben wir intensiv daran gearbeitet unser derzeitiges Kernprodukt IOTA weiterzuentwickeln und drittens ist unsere Belegschaft innerhalb der letzten zwölf Monate um 40 Leute gewachsen. Wir mussten also durchgehend hunderte Aufgaben jonglieren und konnten uns nicht wie erhofft auf Qubic konzentrieren. Da wir nichts überstürzen wollten, haben wir uns darauf verständigt, dass wir Qubic erst vorstellen, wenn wir hundertprozentig zufrieden mit dem Resultat sind. Das entspricht auch unserem Modus Operandi. Wir wollen nichts vorstellen, mit dem wir nicht gänzlich zufrieden sind.

WIRED: Das Konzept hinter den Orakeln scheint unrealistisch. Wie soll denn verhindert werden, dass die Mehrheit der Teilnehmer einer Befragung nicht auf Grundlage von Fehlinformationen falsche Daten im Tangle sichert?
Sønstebø: Ganz ausgeschlossen kann ein solches Szenario natürlich nicht werden. Was Qubic allerdings gewährleistet, ist, dass kein finanzieller Anreiz für einen Teilnehmer besteht, die Unwahrheit zu sagen. Wenn tatsächlich einmal eine Fehlinformation im Tangle gesichert wird, kann das jederzeit durch andere Orakel richtig gestellt und geupdated werden. Die Fähigkeit Informationen zu verifizieren oder zu falsifizieren ist eine der vielen Eigenschaften, welche die Distributed Ledger-Technologie so essentiell für die Zukunft macht. Sind Wahrheiten einmal auf der Tangle gespeichert, lassen sich Lügen und damit auch Fake News schnell entlarven.

WIRED: Anhand welcher Maßstäbe kann denn beurteilt werden, ob etwas wahr oder unwahr ist?
Sønstebø: Das kann es nie. Deshalb haben wird das Konsens-Modell eingeführt, nach dem diejenigen Daten als wahr angenommen werden, die von einer Mindestanzahl – zwei Drittel der Teilnehmer – als wahr beurteilt werden.

WIRED: Ihr habt am Sonntag bekanntgegeben, die Programmiersprache Abra zu nutzen. Welche Vorteile seht ihr in der Sprache im Vergleich zu anderen wie zum Beispiel Ethereums Solidity?
Sønstebø: Abra ist eine vollständig funktionale Programmiersprache. Abra bringt das gute aus beiden Welten zusammen. Es ist so nutzerfreundlich und sicher wie Java Script – und gleichzeitig so flexibel wie C++. Solidity hat im Laufe der letzten Jahre enorme Probleme zu Tage befördert. So sorgen Bugs zum Beispiel immer wieder dafür, dass Smart Contracts ihre Aufträge nicht ausführen. Dieser Problematik soll mit Abra begegnet werden.

WIRED: Wann rechnet ihr damit, dass Qubic mit all seinen Eigenschaften live geht?
Sønstebø: Wir arbeiten schon lange an Qubic. Hoffentlich, werden wir bis Ende des Jahres eine funktionierende Alpha-Version am laufen haben. Wichtiger als dieser Zeitwunsch ist mir aber, dass wir ein gut funktionierendes Produkt entwickeln. Wenn das etwas mehr Zeit beansprucht, dann soll es so sein.

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