Das Versprechen von HyperSurfaces und dessen gleichnamiger Technologie ist, gelinde gesagt, mal echt ambitioniert. Die kleine Truppe aus Informatikern, KI-Experten und Designern aus London will nämlich „jedes Objekt in der Welt intelligent“ und „jeden Raum clever“ machen – und dadurch die physikalische Welt und die Datenwelt „nahtlos miteinander verschmelzen“. Dass das Start-up das so adhoc hinbekommt, das darf natürlich bezweifelt werden. Allerdings ist das, was die Entwickler um den Forscher Bruno Zamborlin entwickelt haben tatsächlich bemerkenswert: ein kleines Gerät soll jede Oberfläche in eine Touch-Oberfläche verwandeln können.
Funktionieren soll das, so demonstriert und erklärt Zamborlin in mehreren Videos, mittels eines Vibrationssensors. Tippt oder schlägt jemand gegen eine Glas- oder Holzwand oder hängt Schlüssel oder einen Kleiderhaken an einen Haken, registriert der Sensor die Schwingungen, die dabei erzeugt werden. Daraufhin werden sie von einer Künstlichen Intelligenz analysiert, die die jeweils einzigartigen Schwingungsmuster erkennen und den Gegenständen und Aktionen zuverlässig zuordnen kann.
Dafür wurde ein künstliches neuronales Netz mit zahlreichen Objekten beziehungsweise deren Schwingungen auf unterschiedlichsten Oberflächen trainiert. Das Ergebnis dieser Arbeit passe auf eine einzige Platine – ein System on a Chip, das sich problemlos in alle möglichen Räume und Geräte verbauen lasse. Eine Anbindung an einen Cloud-Service oder eine Künstliche Intelligenz, die auf einer Serverfarm läuft, brauche das System nicht. Mögliche Anwendungen sieht HyperSurfaces quasi überall.
Viele Möglichkeiten
Mit HyperSurfaces lasse sich die Türverkleidung oder der Dachhimmel eines Wagens in eine Touch-Oberfläche verwandeln, die mit einem Fingerstreich die Temperatur hoch- oder runter regelt. Mit einem Klopfen auf den Küchentisch könnte sich das Licht an- oder abschalten lassen. Statt einem Zahlencode könnte zukünftig ein Klopfcode die Haustür aufschließen. Aber ebenso ließen sich damit auch ganze Räume oder Gänge in Sensoren für eine Alarmanlage verwandeln, die die Schritte der Hauskatze von der eines Einbrechers unterscheiden kann. In Alten- und Pflegeheimen könnte wiederum ein Pfleger alarmiert werden, wenn der Schwingungssensor feststellt, dass ein Patient gestürzt ist.
Der große Vorteil der HyperSurfaces, das sagt Zamborlin, sei der geringe Hardwarepreis. Denn sowohl Vibrationssensoren als auch der nötige Chip seien günstig fabrizier- und verbaubar. Daher sei die Technologie auch nicht mehr weit von der Umsetzung in praktische Prozesse entfernt. Viele der Anwendungen wären durchaus schon jetzt und sofort umsetzbar, wenn man nur wolle. Tatsächlich gäbe es schon einige große Unternehmen, die mehr als interessiert wären.