
Flüchtlinge und Asylbewerber stehlen, plündern und vergewaltigen. Das sind Behauptungen, die dieser Tage haufenweise in Social-Media und an Stammtischen verbreitet werden. Die Online-Karte Hoaxmap sammelt diese – und widerlegt sie mit Fakten. WIRED Germany hat mit den Entwicklern gesprochen.
Derzeit finden sich 187 Einträge auf der Karte von Hoaxmap.org. Quer über Deutschland aber auch Österreich sind sie verteilt. Es sind kurze Schilderungen, wonach etwa im sächsischen Oschatz Südländer eine Zehnjährige überfallen, einen Supermarkt im bayrischen Landshut geplündert oder eine 21jährige im thüringischen Sonneberg vergewaltigt hätten. Allesamt sind bloße Gerüchte und Falschmeldungen. Dennoch werden sie derzeit immer wieder in den Kommentarspalten von Online-Magazinen, Facebook-Seiten oder in Foren als vermeintliche Tatsachen gestreut. Allerdings reicht bei Hoaxmap ein einziger Klick auf „Hier widerlegt“, um das Gerücht mit einer Pressemeldung, einer Stellungnahme oder Gegendarstellung zu entkräften.
Hinter dem Projekt stehen die freiberufliche Beraterin Karolin Schwarz und Softwareentwickler Lutz Helm aus Leipzig. Beide wollten es nicht länger hinnehmen, dass mit üblen Behauptungen Stimmung gegen Menschen in Not geschürt wird. „Hier in Sachsen ist das Thema Pegida omnipräsent“, sagt Schwarz. „Die Bewegung arbeitet, ebenso wie andere Organisationen aus dem rechten Spektrum, oft gezielt mit diesen Gerüchten.“ Vor gerade einmal zwei Wochen hatte das Duo daher begonnen, diese Hoaxes und vermeintlichen Skandale zu sammeln – samt Gegenbeweisen. Wobei die aktuellen Einträge nur einen Zwischenstand darstellen. „Viele Fälle aus dem vergangenen Jahr sind noch überhaupt nicht eingearbeitet“, erklärt Helm. „Wir sind froh, das die Karte jetzt erst einmal online ist, aber Erweiterungen sind natürlich immer noch denkbar.“
Nicht immer ist es so einfach, auf Anhieb eine Quelle zu einem regional verorteten Gerücht zu finden.
Das Ziel der Hoaxmap ist es vor allem, eine Argumentationshilfe gegen die aufs immer Neue zitierten aber eben hanebüchen Meldungen zu bieten. Ebenso solle auch ein Anlaufpunkt für Verunsicherte geschaffen werden, um einen scheinbaren Fakt schnell auf seinen Wahrheitsgehalt abklopfen zu können. „Nicht immer ist es so einfach, auf Anhieb eine Quelle zu einem regional verorteten Gerücht zu finden“, klärt Schwarz. „Daher die Karte.“ Allerdings könne das schnell wachsende Archiv gleichfalls eine Ressource für weitere Projekte darstellen. „Es ist auch eine Datensammlung, mit der Menschen Dinge anstellen können, an die wir gerade noch gar nicht denken“, überlegt Softwareentwickler Helm. „Sehr spannend fände ich es zum Beispiel, wie die Gerüchte einander gleichen und welche Themen sich häufen.“