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Hier seht ihr einen selbstfahrenden Mercedes aus dem Jahre 1993

von Michael Förtsch
Selbstfahrende Autos sind Zukunftsmusik? Ganz und gar nicht. Bosch hat bereits vor fast 30 Jahren einen Mercedes-Benz-Van in ein autonomes Auto umgebaut, das auf öffentlichen Straßen fahren konnte.

Der Traum vom selbstfahrenden Auto ist alles andere als neu. Bereits seit Jahrzehnten forschen Technologiekonzerne, wie sich diese Vision verwirklichen ließe. Darunter war auch das deutsche Unternehmen Bosch, das nun eine faszinierende Aufnahme aus dem Firmenarchiv veröffentlicht hat. Das zeigt einen Mercedes-Benz-410-Van, den das Unternehmen vor fast 30 Jahren zu einem autonomen Fahrzeug umgerüstet hat – mit imposanten Resultaten.

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Wie Bosch beschreibt, habe der deutsche Automobilzulieferer und Elektronikkonzern im Jahre 1990 ein Forschungsprojekt zur Entwicklung eines Selbstfahrsystems gestartet, das „nicht nur das Auto auf der Straßen halten und Unfälle verhindern sollte […], sondern auch eine eigenständige Navigationstechnologie und Routenführung bereithält, die Bosch zu diesem Zeitpunkt entwickelte.“ Gemeint ist das seinerzeit äußerst revolutionäre Travelpilot IDS, das über Kompass und Radsensoren die Fahrrichtung und Position des Wagens bestimmte – Navigationssysteme mit GPS waren da noch in der Experimentierphase.

Die Umsetzung des Projektes, dessen erste experimentelle Anfänge bis in die 1970er zurückreichen, war nicht gerade einfach und deutlich sperriger als heute. Denn alleine das Navigationsgerät war so groß wie ein Reisekoffer. Statt kompakter Lidar- und Radar-Sensorik kamen Kaffeepackung-große Kameras zum Einsatz. Aus deren Bildern extrahierte ein Bordcomputer, der einen guten Teil des Ladebereichs im Van ausfüllte, den generellen Fahrbahnverlauf, Ausfahrten und Kurven. Dabei orientierte sich das System vor allem an Bordsteinkanten und Straßenmarkierungen. Auch Verkehrsschilder soll eine spezielle Auswerteelektronik bereits identifiziert haben.

Beeindruckend aber teuer

Die Umrüstung des Wagens unter dem Forscher Gert Siegle soll seinerzeit rund 100.000 D-Mark gekostet haben – zusätzlich zum Kaufpreis des Wagens selbst, versteht sich. Aber die Technik habe es dem Van ermöglicht, wie im Video zu sehen, 1993 unfallfrei über einen Straßenabschnitt bei Hildesheim zu sausen. Auch Ortsdurchfahrungen und selbst Verkehrskreisel hätten dem Kleintransporter keine Probleme gemacht. Warum das Projekt eingestellt wurde? Die Technik war für eine kommerzielle und ökonomisch sinnvolle Nutzung schlichtweg zu teuer.

VaMP und VITA-2

Das Bosch-Projekt war jedoch kein Einzelunterfangen, sondern Teil des EU-Forschungsprogramms Prometheus, das Autobauer, Tech-Konzerne und Forscher anspornte, neue Arten der Mobilität zu erkunden und Zukunftstechnologien für einen sicheren Verkehr zu entwickeln. Im Rahmen dessen wurden über 700 Millionen Euro für Projekte bereitgestellt, Kooperationen geschmiedet und Forschungserkenntnisse geteilt.

Auch ein Team der Universität der Bundeswehr unter Ernst Dickmann war in Prometheus eingebunden, das gemeinsam mit Mercedes Benz eine VaMP genannte S-Klasse und deren Zwillingswagen VITA-2 entwickelte, die nur zwei Jahre nach dem Bosch-Van auf einer belebten Straße bei Paris mit bis zu 130 Kilometern pro Stunde selbstständig Spurwechsel und Überholmanöver vollzogen. Kurz darauf unternahm eine verbesserte Fassung von VaMP einen Trip von München nach Kopenhagen – wobei die längste Strecke ohne menschliches Eingreifen bei 158 Kilometern lag.


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