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Die erste Wasserflasche aus recyceltem Plastikmüll kommt in die Läden

von Wolfgang Kerler
Das Berliner Start-up Share will Vorbild für die gesamte Getränkeindustrie sein. Daher verkauft es sein Mineralwasser ab sofort nur noch in Flaschen, die zu 100 Prozent aus recyceltem Plastikmüll hergestellt werden. Das gab es noch nie. Als Partner konnte das Start-up mit REWE und dm zwei große Einzelhandelsketten gewinnen.

In Deutschland wird zwar fleißig Müll getrennt. Das heißt aber nicht, dass der ordentlich gesammelte Plastikabfall wirklich recycelt wird. Tatsächlich wird über die Hälfte des alten Kunststoffs nur „energetisch verwertet“, also: verbrannt. Auf der anderen Seite bestehen handelsübliche Getränkeflaschen momentan nur zu 30 Prozent aus recyceltem Kunststoff, der mit 70 Prozent frischem Plastik vermischt wird. Obwohl jedes Jahr Millionen von Tonnen an Plastikmüll verfeuert werden, müssen für jede neue Getränkeflasche daher begrenzt verfügbare Rohstoffe wie Rohöl verbraucht werden. Für Sebastian Stricker passt das nicht zusammen. (Lesen Sie auch: Endlich! Forscher entwickeln Super-Enzym, das Plastik auffrisst)

Er gehört zu den Gründern von Share Foods, einem Berliner Start-up, das im April 2017 an den Start ging und den Anspruch hat, ein soziales Unternehmen zu sein. Derzeit bietet Share Mineralwasser, Handseife und Bio-Nussriegel an. Für jedes verkaufte Produkt spendet die Firma eine vergleichbare Menge an Trinkwasser, Lebensmitteln oder Seife für Menschen in ärmeren Ländern. „Aber wenn wir wirklich eine soziale Marke sein wollen, müssen wir auch versuchen so nachhaltig wie möglich zu sein“, sagt Sebastian Stricker im Gespräch mit WIRED. Daher die Idee mit den Recycling-Flaschen.

Nur im Schraubverschluss steckt noch frisches Plastik

„Weil es bisher niemand macht, war es schwierig, geeigneten Plastikmüll zu bekommen“, erinnert sich Stricker. In ganz Europa konnte sein Team nur zwei Recycling-Unternehmen finden, die den geeigneten Rohstoff liefern können. Produziert werden die Flaschen nun bei einem Unternehmen in Luxemburg, das Share auch erst ermitteln musste. Denn auch die Herstellung ist aufwendiger als bei herkömmlichen Flaschen. „Die Recycling-Flasche muss schließlich genauso appetitlich aussehen, sich genauso anfühlen und genauso riechen wie herkömmliche Plastikflaschen und dabei auch noch genauso stabil sein“, sagt Stricker. Mit einem von grauen Schlieren durchzogenen Kompromiss hätten sie sich nicht zufrieden gegeben.

Ein halbes Jahr dauerte schließlich die Entwicklung der neuen Wasserflaschen, die vollständig aus Recyclat hergestellt werden, wie das wiederverwertete Plastik auch genannt wird. Nur der Schraubverschluss enthält noch neues Plastik, für den gelten nämlich besonders strenge Zulassungsvorschriften, erklärt Stricker. In den nächsten zwölf Monaten hofft er auf die Zulassung für Deckel aus Recyclat. Das Mineralwasser in seiner neuen Verpackung ist schon jetzt auch für Babynahrung geeignet. Es hat also keine Qualitätsnachteile gegenüber Wasser in herkömmlichen Flaschen.

Erhältlich in 5.000 Filialen von REWE und dm

Sebastian Stricker will nicht wirklich darüber spekulieren, warum die großen Getränkekonzerne bisher nicht auf Recycling-Flachen setzen. Eine Rolle könnte aber der Preis spielen. „Die Herstellung einer Flasche kostet uns jetzt zwischen ein und zwei Cent mehr“, erklärt Stricker. „Im Lebensmittelhandel, wo um den Bruchteil von Centbeträgen verhandelt wird, macht das einen Riesenunterschied.“ Trotzdem ist er überzeugt, dass sich seine Idee auf Dauer durchsetzen wird. „Das mag jetzt noch eine Nische sein, aber in fünf Jahren wird es zum Standard“, prognostiziert er. Schließlich dürften die Produktionskosten sinken, wenn die Stückzahlen erstmal steigen.

Durch die neuen Flaschen will Share pro Jahr 200 Tonnen Plastikmüll vermeiden, was immerhin zwei gefüllten olympischen Schwimmbecken entspricht. Würde die gesamte Getränkebranche mitziehen, könnten allein in Deutschland bis zu 300.000 Tonnen pro Jahr eingespart werden. Das wären immerhin zehn Prozent des Plastikmülls, der durch Kunststoffverpackungen anfällt. Das Share-Mineralwasser in Recyclat-Flaschen ist ab sofort in über 5.000 Filialen von REWE und dm erhältlich.

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