
Unter dem Motto „The Day Will Come“ findet in Hamburg gerade die 6. Triennale der Photographie statt. In mehr als 50 Ausstellungen setzen sich Fotokünstler aus aller Welt mit dem Thema Zukunft auseinander. Außerdem gibt es Vorträge, Partys und Workshops. Viele Einzelausstellungen werden auch noch nach dem Ende des Festivals zu sehen sein. Wir stellen die spannendsten Beiträge vor.
Wie sieht unsere Zukunft aus? Kann man sie fotografisch darstellen, obwohl Lichtbilder immer nur das Vergangene wiedergeben? In seiner Ausstellung „When Millennium Begins“ lässt der Hamburger Fotograf Henrik Spohler erahnen, wohin die Reise geht. Denn schon jetzt gleicht unser Planet vielerorts einem kühlen Science-Fiction-Szenario.

Die vier seit der Jahrtausendwende entstandenen Serien von Spohler, die bei der 6. Hamburger Phototriennale erstmals in einer großen Werkschau ausgestellt werden, zeigen eine sauber konstruierte, lichtdurchflutete Welt. In den großen Warenumschlagplätzen und Produktionsstätten, in denen der Fotograf nach seinen Motiven sucht, kommt der Mensch kaum noch vor. Alles an diesen Orten ist auf Effizienz ausgerichtet. Auf größtmögliche Gewinnmaximierung und kleinstmögliche Komplikation. Genetisch optimierte Nutzpflanzen stehen Spalier, in jungfräuliches Weiß gehüllte Autos warten auf ihre Abholung, Datenkabel und Transportsysteme erfüllen ihre Bestimmung. Der Mensch ist zum Störenfried geworden, die Maschine längst Herr der Lage.


Und doch sind diese Welten von Menschen und für Menschen gemacht. Die Produkte, die in riesigen Hallen hergestellt und auf hermetisch abgeschirmten Äckern herangezüchtet werden, landen in unserem Häusern und unseren Mägen. Und zwar schneller und billiger als jemals zuvor. Die Informationen, die durch in gleißendes Licht getauchte Serverräume und Datenknotenpunkte hindurchfließen, nutzen wir täglich. Man könnte zurecht von verwirklichten Utopien sprechen, wäre da nicht jener Moment des Unheimlichen, der all diesen Fotografien trotz ihrer Schönheit innewohnt. „Eine Besucherin hat mir erzählt, dass sie mit einem etwas ungutem Gefühl aus diesen Bildwelten rausging“, sagt Spohler. „Das hat mich gefreut.“