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Health-Special: Die Angst vor Datenmissbrauch bremst E-Health

von Bernd Skischally
E-Health kommt in Deutschland nicht voran. Denn das Gesundheitswesen fürchtet einen Datenmissbrauch. Vielleicht kann ihnen das Smartphone die Angst nehmen.

Von fast jedem Patienten, den Johannes Holz behandelt, benötigt er ein Röntgenbild. Als Facharzt für Unfall­chirurgie kümmert er sich um gerissene Kreuzbänder, Knorpelschäden oder beschädigte Hüften. Häufig aber vergessen Patienten, die Aufnahmen von Röntgenbildern aus dem Krankenhaus mitzubringen – ein Ärgernis, für das Holz eine innovative Lösung gefunden hat: Künftig sollen Patien­ten ihre medizinischen Daten auf dem Smartphone speichern. „Das“, sagt der Hamburger Mediziner, „vergisst heute fast niemand.“

Für die sichere Abwicklung des digitalen Datenaustauschs nutzt Holz LifeTime, ein System des Startups Connected Health. LifeTime legt eine verschlüsselte Patien­ten­akte auf dem Smartphone an, auf die Ärzte über eine direkte Verbindung zugreifen können: Das Handy nimmt – ebenfalls verschlüsselt – mit einem Empfangsgerät Kontakt auf, LifeHub genannt, um Befunde, Röntgenbilder oder Verschreibungen zu übertragen. Ohne dass die Daten dabei ins Internet wandern.

Dass LifeTime nach zwei­jähriger Entwicklung heute zu Deutschlands großen Hoffnungen in der Digitalisierung der Medizin zählt, hat es einem Versagen an anderer Stelle zu verdanken: Eigentlich sollte die elek­tronische Gesundheitskarte längst den digitalen Austausch von Patientendaten ermöglichen. Ärzte, Politiker und Krankenkassen stritten jedoch fast zehn Jahre lang ergebnislos über Befugnisse und Datenschutzstandards. Mit dem Ergebnis, dass weiterhin Fax­geräte, Drucker und stapelweise Papier den Alltag in Krankenhäusern und Arztpraxen prägen.

Hilfreich sind nur Apps, die den Arzt voll miteinbeziehen und als integraler Bestandteil der Behandlung angelegt sind

Klemens Budde

Zwar unternimmt die Bundesregierung mit dem Anfang des Jahres verabschiedeten E-Health-Gesetz einen weiteren Versuch, die Digitalisierung der Patien­tendaten zu beschleunigen. Eine staatlich geregelte, flächendeckende Infrastruktur für den Umgang mit Daten in Arztpraxen und Krankenhäusern schafft aber auch das neue Gesetz nicht.

Mehr und mehr E-Health-­Startups versuchen, die Lücke zu füllen. „Da gibt es viele nützliche Ideen, aber auch noch zu viele Stand-alone-­Lösungen“, sagt Professor Klemens Budde, der an der Berliner Charité seit 20 Jahren digitale Patienten-Datenbanken forciert. „Hilfreich sind nur Apps, die den Arzt voll miteinbeziehen und als integraler Bestandteil der Behandlung angelegt sind.“

Die Angst vieler seiner Kollegen vor Datenschutz­prob­lemen hält Budde in den meisten Fällen für überzogen. „Wir haben dazu in Deutschland klare Regelungen“, sagt er. „Die sollten wir ernst nehmen, aber nicht dafür einsetzen, Modernisierung zu blockieren – wie es bei der Gesundheitskarte lange geschehen ist.“

Die Frage, wo Patientendaten gespeichert werden sollten – allein beim Patien­ten, in einer staatlich regulierten Cloud oder bei Dienstleistern –, hat Matthias Lau, Geschäftsführer von Connected Health, bereits zu seinen Gunsten beantwortet: „Wir sagen, der Patient muss zu jeder Zeit über seine Daten bestimmen können“, erklärt er. „Deshalb setzen wir bei LifeTime auf das Smartphone: Das eignet sich besser zum Verwalten und zum verschlüsselten Datenaustausch als eine Plas­tikkarte.“

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