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Die Genschere CRISPR erschafft den Menschen nach Maß

von Karsten Lemm
Die Gen­schere CRISPR/Cas9 erlaubt weit genauere Eingriffe ins Erbgut als bisher. Defekte DNA könnte mit dieser sensationellen Entdeckung einfach entfernt und durch gesunde ersetzt werden. Doch CRISPR könnte noch etwas schaffen – und zwar den Menschen nach Maß. 

Dieser Artikel erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im Dezember 2016. Wenn ihr die Ersten sein wollt, die einen WIRED-Artikel lesen, bevor er online geht: Hier könnt ihr das WIRED Magazin testen.

Bakterien wehren sich gegen Viren, indem sie ihren Angreifern ein Stück vom Erbgut heraustrennen. Dazu kombinieren sie RNA (Ribonukleinsäure) mit einem Protein namens Cas9: Das eine Molekül sucht, das andere schnei­det.

Vor vier Jahren beschrieben die Biologinnen Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doud­na, wie sich das Prinzip aus der Natur als Alternative zu etablierten Methoden der Genmanipulation nutzen ließe. Heute werden sie als Heldinnen der Bio­technologie gefeiert. „Das ist eine sensationelle Entdeckung“, sagt etwa Heyo Kroe­mer, Dekan der Universitätsmedizin Göttingen. „Das Potenzial lässt sich noch gar nicht abschätzen.“

Das Besondere an dem Verfahren – bekannt als Crispr/Cas9 – ist seine hohe Genauigkeit bei sehr geringen Kosten. Viele Erbkrankheiten entstehen durch Fehler an einigen wenigen Stellen im Genom. Sind die Mutationen identifiziert, fällt es mit Crispr vergleichsweise leicht, die defekte DNA zu entfernen und durch korrekte zu ersetzen.

Sorgen bereitet vielen Experten, dass Crispr dazu dienen könnte, Menschen nach Maß zu erschaffen – das Erbgut also nicht zu reparieren, sondern gezielt zu manipulieren. Experimente an Stammzellen sind bei Tieren in vielen Laboren bereits Alltag. Eine Idee: die DNA von Moskitos so umzuprogrammieren, dass diese keine Malaria mehr übertragen können.

Skeptiker warnen vor unvor­hergesehenen Konsequenzen – und bezweifeln, dass die Natur es dem Menschen so einfach macht. „Je mehr wir über Genetik her­ausfinden“, sagt John Parring­ton, Molekularbiologe an der Universität Oxford, „umso komplexer wird das Bild.“

Update, 22.2.2017: Das US-Patentamt und die Warenzeichenbehörde haben Stellung bezogen zur Frage, wer bei Crispr das Patent halten sollte. Statt die revolutionäre Technik zum Eigentum eines Einzelnen zu erklären, entschied der zuständige Patentrichter, ein Team von der Berkeley-Universität und Forscher sowohl vom MIT als auch von der Harvard-Universität teilten sich die Eigentümerschaft. Nun haben also die, die Crispr entdeckt haben, gleichzeitig Einfluss darauf, wer es nutzt. Das macht es für alle anderen kompliziert. Anwälte haben deshalb nun eine Petition eingereicht, die fordert, die Bundesregierung solle dafür sorgen, dass Crispr der gesamten Bevölkerung gehöre und der Umgang damit nicht davon abhängt, was Forscher der drei beteiligten Universtitäten wollen. 

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