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So kann ein Junge mit transplantierten Händen wieder Football spielen

von GQ
Der acht Jahre alte Zion Harvey kann Baseball spielen. Was banal klingt, ist eine Sensation: Er ist das erste Kind, bei dem erfolgreich beide Hände transplantiert wurden.

Wegen einer Infektion mussten bei Zion Harvey beide Hände und Füße amputiert werden. Doch dann erhielt er die Chance auf neue Hände: Ärzte wollten eine Transplantation versuchen. 2015 gelang es, fremde Hände an die Arme des damals Sechsjährigen in Philadelphia zu operieren. Heute, 18 Monate später, kann Zion Harvey schreiben, sich ankleiden, selbstständig essen und sogar mit einem Baseballschläger Bälle treffen. Das ist viel.

Dass der Junge beide Hände kontrollieren kann, ist laut seinen Ärzten ein „Machbarkeitsbeweis”, dass Handtransplantationen bei Kindern erfolgreich sein können. Die Ergebnisse überstiegen sogar die Erwartungen vor der Operation, sagte der zuständige Chirurg.

Handtransplantationen werden eher selten durchgeführt – die erste 1998, gefolgt von einer doppelten im Jahr 2000. Harveys Fall ist in dieser Hinsicht ein Testlauf für eine mögliche Ausweitung des Verfahrens.

Eine Studie, die im Lancet Child and Adolescent Journal veröffentlicht wurde, beschreibt, welche Fortschritte der Junge nach der Operation machte. Der zehn Stunden und 40 Minuten andauernde Eingriff in der Kinderklinik in Philadelphia war das Ergebnis einer zweijährigen Planungsphase. Vier Chirurgen-Teams waren im Einsatz, um die Hände vom Spender sorgsam zu trennen – und sie Zion Harvey zu übertragen.

Nur wenige Tage nach der Operation gelang es dem Jungen, die Finger an seinen neuen Händen zu bewegen. Die Ärzte hatten seine Muskeln mit den Sehnen der Hand verbunden. „Innerhalb von Wochen hatte sich der Patient an die Existenz der neuen Hände gewöhnt und seine Wahrnehmung an die Länge der Gliedmaßen und den Raum um die Hände entsprechend angepasst”, schreiben die Autoren des Artikels im Lancet Child and Adolescent Journal.

Mit der Zeit und mithilfe von Ergotherapie verbesserten sich die Fähigkeiten immer weiter, sodass Zion Harvey bald etwa Videospiel-Controller und Handpuppen benutzen konnte. Ein Jahr später konnte er mit Scheren und Stiften umgehen. Es war auch der Zeitpunkt, an dem sich Berührungsempfinden entwickelte. Auf jede neuerworbene Fähigkeit reagierte er stolz und nahm sich vor, immer besser zu werden.

Wie bei jedem Transplantat – nach der Infektion hatte Harvey schon eine neue Niere bekommen – muss sich der Körper erst an das fremde Organ gewöhnen. Neben kleineren Infektionen war der siebenwöchige Aufenthalt im Krankenhaus und die eingeschränte Beweglichkeit zu Beginn für das Kind auch psychisch belastend. Zion Harvey wird pausenlos medizinisch begleitet werden müssen, da es keine Garantie gibt, dass sein Körper die neuen Hände nicht doch irgendwann abstößt.

„Ob die Nachteile aufgewogen werden von der Tatsache, für ein womöglich nur begrenzten Zeitraum funktionstüchtige Hände zu haben, ist eine individuelle ethische Entscheidung. Wir empfehlen, dass der Patient und seine Eltern diese Entscheidung bewusst fällen”, schreiben die Ärzte. An seinen Beinstümpfen trägt Zion Harvey Prothesen.

WIRED.uk

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.uk
Das Original lest ihr hier.

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