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Google will, dass wir nie wieder anstehen müssen

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Wie voll ist es gerade im Naturkundemuseum? Wie lange bleiben die Gäste im Restaurant um die Ecke? Google weiß solche Dinge – und teilt dieses Wissen mit seinen Nutzern über die verbesserte „Popular Times“-Funktion. Damit stößt der Suchmaschinen-Gigant in einen Bereich vor, an dem sich schon verschiedene Unternehmen erfolglos versucht haben.

Man könnte manchmal vermuten, dass Google allwissend ist, noch allerdings stimmt das – zum Glück – nicht. Dennoch: Die Suchmaschine samt all ihrer vernetzten Dienste hat von Tag zu Tag mehr Informationen. Viele der Erkenntnisse gibt sie an seine Nutzer in Form von neuen Features weiter – zum Beispiel mit der „Crowd Control“-Funktion für Popular Times. Was unheimlich technisch klingt, umschreibt Google als „Know before you go, with Google“, wisse Bescheid, bevor du das Haus verlässt.

Was hat es nun damit auf sich? Seit Mitte vergangenen Jahres gibt es in der Google-Suche wie auch bei Google Maps besagte Popular-Times-Informationen. Sucht ein Nutzer nach einem Restaurant, Café oder einem Museum, erhält er unter anderem – neben der Adresse und einer Telefonnummer – auch ein kleines Kurvendiagramm. Dieses zeigt, an welchen Uhrzeiten normalerweise wie viel los ist. Die Übersicht beinhaltet zwar keine absoluten Zahlen à la „Um 15 Uhr halten sich 250 Menschen im Café auf“, aufgrund der Höhe der Balken kann man allerdings gut abschätzen, wie stark der Vor-Ort-Betrieb ist.

Die Popular-Times-Darstellung hilft also bei der persönlichen Terminplanung, weil man nun die Stoßzeiten in einem Restaurant kennt oder weiß, wann man eine Attraktion ohne großes Gedrängel besuchen kann. Neu ist nun die Erweiterung in Echtzeit-Daten: Statt wie bisher nur den erwarteten Besucherstrom anzuzeigen, verrät die kostenlose Google-Funktion nun auch, wie es gerade jetzt – quasi live – vor Ort aussieht. Zudem erfahren Nutzer, wie lange die Menschen durchschnittlich bleiben, bis sie gehen. Damit kann man seinen geplanten Besuch auf die Minute genau timen. Außerdem unterteilt Google seine Informationen neuerdings in verschiedene Bereiche. Besteht eine Location zum Beispiel aus einem Park und einem Museum, so erfährt man mittlerweile die unterschiedlichen Öffnungszeiten.

Woher bekommt Google all diese Live-Informationen? Sie werden automatisch und anonymisiert von allen Nutzern aggregiert, die auf ihrem Smartphone den Google Standortverlauf aktiviert haben. Das heißt, das oft als Datenkrake verschriene Unternehmen nutzt die Bewegungsprofile der Android- und Google-App-User aus, um damit zu ermitteln, wie viele Personen sich wie lange an einer Örtlichkeit aufhalten. Da die Datenerhebung selbstständig erfolgt und niemand proaktiv einchecken oder von Hand Informationen preisgeben muss, dürften die Daten aufgrund der hohen Verbreitung von Android-Smartphones recht valide sein. Wer nicht will, dass Google den eigenen Standort ermittelt und an seine Server schickt, kann seinen Standortverlauf deaktivieren und die bisherigen Daten löschen. Wie das geht, erklärt Google in seiner Hilfe-Rubrik.

Schon vor Google wollte ein deutsches Startup derlei Informationen der breiten Masse zugänglich machen: Nightsnap aus Mainz. Das junge Unternehmen ging im Sommer 2014 an den Start und stattete von dort an zahlreiche Nachtleben-Locations mit speziellen Sensoren aus, um in Echtzeit zu erheben, wie voll diese sind. Über eine kostenlose App wie auch über die Website konnte jeder Interessierte die Live-Infos sehen. Das „Nachtleben-Barometer“ funktionierte technisch zwar, das Startup musste trotzdem im Frühjahr 2016 den Betrieb einstellen, da eine weitere benötigte Finanzierungsrunde nicht zustande kam.

Und auch vor Nightsnap versuchten sich schon zahlreiche Apps und Web-Anwendungen an ähnlichen Konzepten. Doch egal, ob Heatmapz, Yoooble oder Locaside, sie alle sind bereits Geschichte. Nun rollt also Google das Feld auf – der Erfolg bleibt abzuwarten.

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