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Ein Exoskelett aus Augsburg soll die Arbeit am Montageband verändern

von Marlene Ronstedt
Exoskelette kommen bisher vor allem in Sci-Fi-Filmen vor oder wenn es darum geht, Gehbehinderten zu helfen. Eine Firma aus Augsburg will die mechanischen Stützen nun an den Montagebändern der Autoindustrie einsetzen. Doch wozu eigentlich, wenn dort doch zunehmend Roboter die Arbeit übernehmen?

Peter Heiligensetzer zieht gern den Marvel-Superhelden Iron Man zum Vergleich heran, um das Exoskelett seiner Augsburger Firma German Bionic Systems zu beschreiben. Wie im Film kann der Nutzer hineinsteigen in das stützende Körpergerüst. Da enden die Parallelen dann aber auch schon, denn während Iron Man komplett in seine Rüstung eingehüllt zur fliegenden Wunderwaffe wird, wird das acht Kilo schwere Bionic Cray lediglich auf den Rücken geschnallt und an den Oberschenkeln befestigt.

Die Träger können bisher auch weder fliegen noch Verbrecher in die Luft jagen. Stattdessen handelt es sich beim Bionic Cray um das erste marktreife System seiner Art aus Deutschland: ein Exoskelett für Industriearbeiter. Es soll Menschen dabei helfen, schwere Gegenstände zu heben, indem es die Bewegungen des Trägers nachahmt und verstärkt. So können beispielsweise bestimmte Arbeitsschritte bei der Montage von Autos beschleunigt werden.

Das Exoskelett wurde in Kooperation mit Fiat entwickelt und ist vor allem für den Einsatz in der Autoindustrie gedacht. Die Hersteller setzen bisher sogenannte Handlinggeräte ein, das sind Roboterarme, die den Arbeitern bei der Montage helfen, schwere Gegenstände zu bewegen. Diese seien jedoch nicht sehr flexibel und kosteten auch deutlich mehr als das Bionic Cray, sagt Heiligensetzer. Der CEO hat selbst jahrelang in der Robotik gearbeitet, bevor er vor fünf Jahren mit der Entwicklung seines Exoskeletts begann.

Doch wieso ein Exoskelett für menschliche Arbeiter, wenn die bald ohnehin großteils durch Roboter ersetzt werden sollen? „Ich glaube nicht, dass wir es noch erleben, dass uns die Maschinen komplett ersetzten“, sagt Heiligensetzter. Manche Produktionsabläufe in der Autoindustrie würden nach wie vor die Flexibilität und Intelligenz von Menschen benötigen.

Genau hier setze das Bionic Cray an, indem es diese menschlichen Stärken mit maschineller Kraft kombiniere. Der Fokus liegt laut Heiligensetzer auf der Stärkung des Rückens, weil dieser bei der Automontage besonders belastet wird. So sollen Arbeitsunfälle und Beschwerden im Alter vermieden werden.

Sogar Menschen mit Rückenproblemen könnten mit dem Exoskelett unbelastet arbeiten

Als Mix aus Mensch und Maschine könnte Bionic Cray auch zu einer Möglichkeit werden, sinnvoll auf den demographischen Wandel zu reagieren. „Dann können auch ältere Mitarbeiter weiter voll eingesetzt werden“, sagt Heiligensetzer. Sogar Menschen, die bereits Rückenprobleme hätten, könnten mit Hilfe des Exoskeletts unbelastet arbeiten.

Bisher fanden solche Stützgeräte vor allem Anwendung in der Medizin und beim Militär. Querschnittsgelähmte Menschen bekommen etwa mit Hilfe des Exoskeletts der ebenfalls in Deutschland ansässigen Firma ReWalk Robotics seit einigen Jahren die Möglichkeit, wieder aufrecht zu gehen.

Die Idee des Exoskeletts hat sich der Mensch im Tierreich abgeschaut. Dank eines verstärkenden Panzers aus Chitin können etwa Ameisen das 100-fache ihres eigenen Körpergewichtes stemmen.

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