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Keiner weiß, wer für die gen-manipulierten Babys bezahlt hat

von WIRED Staff
Ein chinesischer Wissenschaftler hat die Geburt zweier gen-manipulierter Babys bekannt gegeben. Das Projekt wird weltweit kritisiert. Wer für das Experiment bezahlt hat, das ist bisher nicht bekannt.

In einem Video hat der chinesischer Wissenschaftler He Jiankui seinen angeblichen Erfolg verkündet. Wie er behauptet, wären kürzlich die weltweit ersten genmanipulierten Kinder zu Welt gekommen. „Zwei wunderschöne kleine chinesische Mädchen namens Lulu und Nana kamen vor einigen Wochen weinend und so gesund wie jedes andere Baby zur Welt“, sagt He Jiankui. Er und sein Team an der Southern University of Science and Technology im chinesischen Shenzhen hätten die beiden Embryonen modifiziert bevor sie in die Gebärmutter eingesetzt wurden. Teilnehmer des Experiments waren ungewollt kinderlose Paare.

Wie der Laborleiter sagt, hätten er und seine Mitarbeiter die gerne als Gen-Schere bezeichnete Technik CRISPR/Cas9 verwendet, um gezielt die Erbanlage für CCR5-Rezeptoren zu entfernen. Dadurch könnten, das versprechen sich die Forscher, die Kinder im Laufe ihres Lebens nicht am HI-Virus erkranken. Ansonsten wären die beiden Mädchen jedoch vollkommen unverändert – und dadurch keine Designer-Babys. Wobei es bislang keinen geprüften Studienbericht über den Vorgang gibt. Auch eine Bestätigung durch chinesische Behörden steht noch aus.

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Wissenschaftler verurteilen das Experiment

Die Geburt der Kinder wäre, wenn die Angaben des Forschers stimmen, eine große wissenschaftliche aber ethisch sehr fragwürdige Leistung. In zahlreichen Industrienationen wie Deutschland, weiteren EU-Nationen und den USA sind derartige Eingriffe verboten. Entsprechend groß und vielfach entsetzt war der internationale Aufschrei aus der Wissenschaft. Insgesamt 122 Wissenschaftler haben die Gen-Manipulation in einem gemeinsamen Schreiben als Verletzung der Menschenrechte verurteilt, die „der Vertrauenswürdigkeit der Wissenschaft schweren Schaden zugefügt.“

Auch die Leitung der Southern University of Science and Technology in Shenzhen gab an, „zutiefst schockiert“ zu sein. He habe gegen „die akademische Ethik und akademische Normen“ verstoßen. Die Universitätseinrichtung habe von den Forschungsarbeiten nichts gewusst und sei nicht von den teilnehmenden Wissenschaftlern über die Ziele informiert worden. Stattdessen sei die Arbeit unter Billigung des privaten HarMoniCare Frauen- und Kinderkrankenhauses in Shenzhen durchgeführt worden.

Gelder aus unbekannter Quelle

Mittlerweile hat der Medizinische Ethikrat der Stadt Shenzhen angekündigt, den Fall zu untersuchen und festzustellen, ob das Team mit seinem Experiment gegen chinesische Gesetze verstoßen hat. Einer vorläufigen Einschätzung nach hätten He Jiankui und das Krankenhaus zumindest nicht die erforderlichen Stellen über die Versuche unterrichtet und diese unzureichend dokumentiert. Denn selbst der Leiter des Hospitals habe keine Kenntnis davon gehabt.

Ebenso hat auch die Universität eine außerordentliche Versammlung der Leitungs-, Forschungs- und Lehrkräfte einberufen, um den Fall zu diskutieren. He Jiankui wurde zudem vorerst ohne fortlaufende Bezahlung freigestellt. Denn bislang ist unklar, wo genau die Forschungsarbeit durchgeführt worden war und wer sie eigentlich finanziert hat. Sollte der Wissenschaftler die Räume und Gelder der Universität für diese Arbeit genutzt haben, wäre das eine schwere Verletzung der Uni-Richtlinien.

He Jiankui selbst sagt in seiner Videobotschaft, dass ihm klar sei, welche Debatte seine Arbeit auslösen würde. „Aber ich glaube, Familien brauchen diese Technik“, erklärt er. Ihm gehe es nicht darum, den IQ von Kindern zu steigern oder es Eltern zu ermöglichen, Haar- und Augenfarbe zu wählen, sondern die Gefahr von Krankheiten auszuschalten.

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