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Digitalisierung muss ganz oben anfangen – beim Vorstand

von WIRED Editorial
Fränzi Kühne hat die Digitalberatung TLGG mitgegründet und ist mit 34 Jahren Deutschlands jüngste Aufsichtsrätin und zwar bei Freenet. Im WIRED-Interview erklärt sie, wie Firmen die Digitalisierung meistern können.

WIRED: Frau Kühne, im Juni sind Sie in den Aufsichtsrat von Freenet gewählt worden. Schon realisiert, was das bedeutet?
Fränzi Kühne: Ich stehe plötzlich viel mehr in der Öffentlichkeit. Gerade stelle ich mir die Frage, wie ein neuer Aufsichtsrat ein Unternehmen am besten kennenlernt. Ich will nicht nur zu Sitzungen fahren, um Unterlagen zu unterschreiben, sondern wissen, was Mitarbeiter und Vorstand wirklich beschäftigt.


WIRED: Wie machen Sie das?
Kühne: Ich fahre hin. Die zweite Führungsebene unter dem Vorstand habe ich schon getroffen, auch das Logistikzentrum von Freenet habe ich besucht. Ich muss nur aufpassen, dass ich nicht plötzlich zu operativ werde, das ist ja nicht die Idee. Aber als Unternehmerin denke ich eben schnell: „Kommt, lasst uns ein Projekt machen!“

WIRED: Freenet erhofft sich von Ihnen digitale Kompetenz. Was müssen Firmen tun, um die Digitalisierung zu meistern?
Kühne: Es reicht nicht, eine Abteilung zu haben, die sich etwa mit Community Management beschäftigt. Es gibt aber auch keine Standardantwort. Für das eine Unternehmen ist vielleicht ein Innovationszentrum die Lösung, für ein anderes ein Startup-Hub, das nächste braucht Programmierer. Eines gilt aber für alle: Das Thema gehört auf die Vorstandsebene, das Digitale verändert Geschäftsmodelle. Unternehmen müssen sich ständig erneuern. Müssen wir bei TLGG ja auch.

WIRED: Inwiefern?
Kühne: Wir sind als kleine Social-Media-Agentur vor neun Jahren gestartet, heute sind wir eine Kreativ- und Strategieberatung mit 170 Mitarbeitern. Jedes Mal, wenn wir drei Gründer dachten, dass wir eine gute Struktur in den Teams haben, mussten wir wieder umbauen. Wir sagen Mitarbeitern schon bei der Einstellung: „Das ist dein Sitzplatz, aber morgen ist er vielleicht woanders.“

WIRED: Wer erfolgreich digitalisieren will, braucht also vor allem flexible Mitarbeiter?
Kühne: Sie müssen zur Kultur des Unternehmens passen. Außerdem wichtig: Lösungskompetenz. Ich werde wütend, wenn jemand bei einem Problem keinen Lösungsansatz hat, egal ob es nachher der richtige ist. Wir alle müssen im Zuge der Digitalisierung Neues testen.

WIRED: Ausprobieren – wäre das auch Ihr Tipp für Konzerne?
Kühne: Ja, es muss nicht immer gleich der große Digitalumbau sein. Oft helfen auch schon kleinere Projekte, die dann von unten hochwachsen.


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