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Dieses Startup verwandelt schlechtes Obst zu Pulver

von WIRED Editorial
Fast ein Drittel des weltweit angebauten Obstes und Gemüses landet gleich nach der Ernte im Müll, weil es schlicht zu unansehnlich fürs Supermarktregal ist. Ein Startup aus Bremen will erreichen, dass wir weniger Früchte verschwenden – mit gefriergetrocknetem Pulver.

Dieser Artikel erschien zuerst in der gedruckten Ausgabe des WIRED Magazins im Juni 2017 und gehört zur Rubrik Digitale Republik. Wenn ihr die Ersten sein wollt, die einen WIRED-Artikel lesen, bevor er online geht: Hier könnt ihr das WIRED Magazin testen.

Zu klein, zu krumm, zu gelb, zu hässlich. Mehr als 30 Prozent des weltweit angebauten Obstes und Gemüses schafft es nie in ein Supermarktregal, einfach nur deshalb, weil es überreif ist oder den ästhetischen Ansprüchen für den Import in die EU oder die USA nicht genügt. Das ist schlecht für die Produzenten, die weniger verdienen, als sie könnten. Vor allem ist es aber schlecht für die Umwelt. Gut ist es dagegen für ein Startup aus Bremen, das aus diesem Problem ein neues Produkt entwickelt.

Der Ansatz: Hässliches Obst wird durch Gefriertrocknung pulverisiert. „Eine Banane ist dann nicht mehr zwei Wochen haltbar, sondern zwei Jahre“, erklärt Mitgründerin Vita Jarolimkova. Mit dem gewonnenen Bananenpulver kann man zum Beispiel Smoothies mixen oder backen.

Dass sich Jarolimkova und ihre Co-Founder mit ihrem Startup FoPo – kurz für Food Powder – ausgerechnet in Bremen niedergelassen haben, war eher Zufall. Vita Jarolimkova ist Tschechin, Gerald Perry Marin stammt von den Philippinen, Ada Balazy aus Polen. Die drei kennen sich aus einem Mas­ter zu Lebensmittelinnovation und haben gemeinsam in halb Europa studiert.

Eine Banane ist dann nicht mehr zwei Wochen haltbar, sondern zwei Jahre

Vita Jarolimkova

In dieser Zeit entwickelten sie auch FoPo, als Idee für einen Wettbewerb für nachhaltige Nahrungsmittel – den sie gleich gewonnen haben. Nach Bremen brachten sie günstige Umstände: Im dortigen City Accelerator können sie ein Jahr lang ihr Produkt weiterentwickeln, mit einem festen Monatsgehalt, Büroplätzen und Zugang zu Mentoren. Gleichzeitig sei der Standort perfekt, sagt Jarolimkova: Die Häfen von Hamburg und Bremerhaven sind nah und die Gegend hat eine starke Lebensmittelindustrie. 

Vor allem sei aber der deutsche Markt das beste Labor für ihre Produktidee. „Hier in Deutschland leben viele Lohas, also Konsumenten, die sich um die Umwelt und gesundes Essen sorgen.“ Der ideale Nährboden, um darauf ein Produkt zu vermarkten, das mit Nachhaltigkeit für sich wirbt: „Aus geretteten Früchten“ steht auf den 20-Gramm-Packungen. Botschaft: Wenn du Verschwendung auch so hasst wie wir, kauf FoPo!

Die hässlichen Zutaten für ihre pulverisierten Bananen, Limetten oder Oliven rettet das Startup bisher vor allem in Israel und den Philippinen. Als dritter Standort kommt bald Kenia dazu, wo FoPo mit einheimischen Bauern eine Solaranlage zum Trocknen von Mangos und Ananas aufbauen will. Überall arbeiten sie mit lokalen Produzenten, die ihre Werte teilen, sagt Vita Jarolim­kova – und ihren Profit maximieren wollen. Wenn man Müll in ein Produkt verwandeln kann, hilft das auch den Herstellern.

Das Problem dürfte weniger sein, Partner zu finden, die das Obst in Staub verwandeln und nach Bremen schiffen, sondern FoPo an die Leute zu bringen. Die Deutschen mögen tatsächlich eine Nation von Lohas sein, aber der Markt wird bereits gut bedient: In jedem Supermarkt kann man Frucht­riegel und Smoothies in Bio-Qualität kaufen. Wer braucht da noch 20 Gramm Apfelpulver für zwei Euro?

„Mit den Riegeln wollen wir gar nicht konkurrieren“, sagt Jarolimkova. Auch frisches Obst soll FoPo nicht ersetzen. Das Pulver soll vor allem beim Kochen, Backen und Mixen zum Einsatz kommen. „Viele Leute bekommen es nicht hin, ihren Einkauf zu organisieren.“ Das Obst vergammelt oder es fehlen frische Zutaten. Mit FoPo hat man einen Vorrat für den Shake oder Nachtisch immer im Haus.

Besonders von jungen Menschen und Familien mit kleinen Kindern sei bisher gutes Feedback gekommen, sagt Jarolimkova. Menschen also, die vielleicht auch mehr Geld ausgeben für ein Produkt, solange es ein gutes Gewissen gratis dazu gibt.

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