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Das Internet der Dinge erobert die Kleiderschränke

von Marlene Ronstedt
Kann Fashiontech noch mehr als nur bunt leuchten und gut aussehen? Die Gründerin Sabine Seymour macht vor, wie Kleidungsstücke smart werden. Ihr Mix aus Mode und Künstlicher Intelligenz ist stylisch und praktisch, wirft aber auch Fragen auf. Wann kann der eigene Sport-BH gehackt werden?

Sabine Seymour nennt den kleinen runden Knopf Reaktor. Damit werden Kleidungsstücke zu voll empfangsfähigen Sensoren upgegraded. Kaum sitzt der Knopf an der Kleidung, fangen haufenweise Sensoren darin an zu senden. Seymour spricht von „Mode als IoT“ – der menschliche Körper soll darin zum Knotenpunkt werden, an dem man Daten messen, austauschen und auswerten kann, erklärt sie gegenüber WIRED.

Mit dem Reaktor lässt sich dann zum Beispiel der Herzschlag beim Joggen messen oder die Laufstrecke kartographieren. Die gemessenen Daten fließen anschließend in eine App, in der sie sich mit eigens gewählten Parametern und manuell eingegebenen Daten kombinieren lassen. Wie wirkt sich meine Kalorienzufuhr auf meine Performance aus? Mithilfe einer künstlichen Intelligenz kann das ausgewertet werden, um so das eigene Verhalten beim Sport besser zu verstehen.

Seymours hat vor, Kleidungsstücke von anderen Sportartikelherstellern mit dem Reaktor auszustatten und so ihre App SUPA zu einer KI-Plattform für Sportbegeisterte zu machen, auf der man die eigenen Leistungen und die seiner Mitstreiter verfolgen kann. Außerdem bietet sie zusätzlich auch eigene knallig bunte und zudem smarte Sport-BHs und Bänder an, die sich mit dem Smartphone verbinden lassen, um Daten über die Trägerin oder den Träger zu sammeln.

Bei der Entwicklung ihrer KI hat Seymour nicht nur Wert darauf gelegt, dass diese später zuverlässig Leistungen auswertet, sondern auch darauf, dass sich keine Vorurteile in den Code einschleichen. Ihr war es wichtig, dass ihre KI von einer vielfältigen Gruppe von Menschen programmiert wird, damit sich später die App auch von einer Vielzahl von unterschiedlichen Menschen verwenden lässt. So sollen Asthmatiker genauso wie Spitzensportler eine für sie zugeschnittene Auswertung ihrer Daten vorfinden. 

Aber wie sieht es eigentlich mit der Sicherheit aus, wenn ein smartes Sportbekleidungsstück meine tägliche Laufroute kennt oder weiß, wann mein Herzschlag am schnellsten ist? Seymour versichert: Die Privatsphäre ihrer Nutzer sei ihr besonders wichtig, der Fokus den man in Europa auf Datenschutz lege, sei bemerkenswert. Deswegen sei ein hoher Verschlüsselungsstandard in ihren Kleidungsstücken selbstverständlich. Und auch an Krankenversicherungen möchte sie die Daten nicht weiterverkaufen, wie es etwa oft in den USA üblich ist. 

Trotz Verschlüsselung steht es allerdings zur Debatte, ob eine derartige Datensammelwut tatsächlich bessere Laufergebnisse liefert. Seymours Ansatz findet sich auch in der Quantified-self Bewegung wieder. Mit allerhand Fitnesstrackern messen hier Sportler, aber auch Büroangestellte ihre Schritte, ihren Schlafrhythmus, ihre Ernährungsgewohnheiten und seit neuestem sogar ihren Zuckergehalt im Blut. Seymour sagt: „Für mich ist das ein Teil eines Lifestyles, ein bisschen besser zu wissen, was im eigenen Körper vorgeht.“

Für Medizinische Zwecke sind derartige Messungen und Sensoren schon seit langem erfolgreich in Verwendung. Und der Anwendungsbereich für smarte Klamotten ist groß: Nicht nur für Sportler können die Sensoren an der Kleidung interessant sein, auch als VR-Controller könnten diese genutzt werden und auch weitere medizinische Anwendungen sind denkbar. Letztendlich ist es wie bei analoger Mode auch: alles Geschmackssache.

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