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Fahren wie Fred Feuerstein: Dieses Auto hat Pedale

von Jack Stewart
Beim Autofahren abnehmen? Das war bisher unmöglich. Doch jetzt hat eine niederländische Firma ein Auto mit Pedalen entwickelt. Klingt vielleicht etwas absurd, hat aber sogar eine Zulassung von der zuständigen Behörde bekommen.

Es gibt bisher nicht viele Möglichkeiten, Staus irgendwie produktiv zu gestalten. Man kann telefonieren, Hörbücher hören oder Atemübungen zur Beruhigung machen. Aber das ändert nicht viel an der Tatsache, dass man in einer Metallkiste gefangen ist – umgeben von Tausenden anderen Metallkisten, die sich Meter für Meter über den Asphalt quälen.

Der saudi-arabische Erfinder Nasser Al Shawaf wollte sich damit nicht mehr abfinden. Er entschied, dass man die Zeit im Auto mit etwas Nützlichem verbringen sollte: mit Bewegung. Also beauftragte er den niederländischen Automotive-Spezilisten BPO. Der sollte herausfinden, wie das funktionieren könnte. „Ich habe nicht zu ihm gesagt ,Sie verrückt sind!‘, weil das nicht das Beste ist, was man einem neuen Kunden sagen sollte, ich sagte ,Das ist eine große Herausforderung‘“, erinnert sich Oscar Brocades Zaalberg, der Gründer von BPO.

Wer voran kommen will, muss strampeln

Die Firma willigte trotzdem ein. Das Ergebnis ist – nach ein paar bizarren Prototypen – ein Auto mit Fahrradpedalen, die dort sitzen, wo sonst die normalen Pedale sind. Um vorwärts zu fahren, muss man in die Pedale treten. Die Bewegungen werden in elektrischen Strom umgewandelt, mit dem das Gaspedal ausgelöst wird. Tritt man schneller, fährt das Auto schneller. Es ist wie ein Spinning-Rad gekreuzt mit der etwas primitiveren Technologie des Autos von Fred Feuerstein.

BPO begann seine Experimente ganz einfach. „Wir haben ein Modell aus Holz entwickelt, um zu sehen, ob es möglich ist, im Auto zu rudern oder zu radeln“, sagt Brocades Zaalberg. „Rudern ist aber sehr gefährlich, es gibt nicht genug Platz“, sagt er. Das Treten erwies sich aber als überraschend einfach, sowohl auf engstem Raum als auch für die Bedienung eines Autos.

Der nächste Schritt war die Konstruktion eines Prototypen auf Basis eines Smarts, der trotz seiner Größe erstaunlich viel Platz im Innenraum hat. Der Einbau sah aus wie die untere Hälfte eines kleinen Hometrainers. Die Ingenieure ersetzten den Signalweg des einen Gaspedals durch das Signal der beiden rotierenden Pedale und installierten eine Handbremse. Sie waren ziemlich überrascht, als alles auf der Teststrecke sehr gut funktionierte. „Wenn man es versucht, ist es fast schon logisch, einfach ins Auto zu steigen und loszutreten.“, sagt Brocades Zaalberg. Allerdings fährt er mit dem Fahrrad zur Arbeit, weil er in den Niederlanden arbeitet. Daher war die körperliche Ertüchtigung für ihn vielleicht etwas angenehmer als für die meisten amerikanischen Autofahrer.

Der Antrieb kommt weiterhin vom normalen Motor

Als nächstes kam ein Audi A4 Avant mit einem 2-Liter-Benzinmotor und einem Automatikgetriebe. Wie bisher bieten die Fahrradpedale keine zusätzliche Kraft oder Bewegung, sie lösen nur das Gaspedal aus, während das Auto von seinem normalen Motor angetrieben wird. Es gibt drei Einstellungen – langsam, schnell und stationär –, um unterschiedliche Tretgeschwindigkeiten bei verschiedenen Arten von Verkehr zu ermöglichen, oder einfach nur, um an Ort und Stelle zu bleiben und stationär zu trainieren. Zum Beispiel im Stau. Hardcore-Radler können sogar den Widerstand wählen, um das Treten schwerer zu machen. Man sollte sich aber vorher Gedanken darüber machen, wie lange die Fahrt sein wird.

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Das Auto ist in den Niederlanden zugelassen

Das Auto mit dem Namen FitCar PPV ist ein Proof of Concept und spricht wahrscheinlich einen sehr begrenzten Markt von Menschen an, die zu viel Zeit auf der Straße verbringen, um es ins Fitnessstudio zu schaffen. Es sind wahrscheinlich dieselben Leute, denen Stehpulte im Büro nicht mehr gereicht haben – und die deshalb auf Tische mit Laufband umgestiegen sind. Trotzdem ist die Sache nicht so verrückt, wie sie zunächst klingen mag. Es gibt Hinweise darauf, dass zu viel Sitzen nicht gesund ist, da einige Gesundheitsexperten es als das neue Rauchen bezeichnen. Die Autopedale könnten einem Fahrer aber helfen, in 30 Minuten 300 Kalorien zu verbrennen.

Es kann daher mit gesundheitlichen Vorteilen verbunden sein, im Auto zu trainieren. Aber wie sieht es mit der Sicherheit aus? Die niederländische Verkehrssicherheitsbehörde hat den Audi durchgecheckt und sagt, dass das „Auto“ auf öffentlichen Straßen zugelassen ist. Die handbetätigte Bremse ist ein Standard-Umbau für Fahrzeuge für behinderte Fahrer, und es gibt keine Richtlinien, wie ein Gaspedal aussehen muss. So bereitet sich Brocades Zaalberg auf eine neue Runde von Tests vor.

Klappversion ist geplant

Brocades Zaalberg schwört, dass es super einfach ist, die Geschwindigkeit mit den Pedalen zu modulieren, und dass man sich sehr schnell daran gewöhnt. Er sieht keine Probleme damit, dass die Leute jetzt treten, obwohl die Crashsicherheit ein weiteres Thema ist. Moderne Autos sind sorgfältig entwickelt worden, um die Unterschenkel der Beifahrer mit Knieairbags und deformierbaren Pedalen zu schützen. BPO wird sich damit in einer zukünftigen Weiterentwicklung der Erfindung befassen. Man will auch ein System entwickeln, das sich unter dem Fahrersitz zusammenklappen lässt, wenn es nicht in Gebrauch ist, so dass das Auto auch normal gefahren werden kann.

Langfristig hoffen die Erfinder, einen Autobauer oder Kit-Hersteller dazu zu bringen, diese Ausrüstung für „gesündere“ Autos zu bauen und zu verkaufen. Im Moment gibt es nur den einen Audi, der Pedale hat. Für das alltägliche Fred-Feuerstein-Gefühl müsst ihr also erst einmal Fahrrad fahren und euch den Rest vorstellen.

WIRED.com

Dieser Artikel erschien zuerst bei WIRED.com
Das Original lest ihr hier.

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