Die Meldung über die Geburt zweier Kinder in China, die mittels der Gen-Schere CRISPR/Cas9 modifiziert worden waren, hat weltweit für Empörung gesorgt. Sowohl im Heimatland der Kinder als auch international war die Genmanipulation, die das Team um den Forscher He Jiankui vollbracht hat, verurteilt worden. Dazu wurden Ermittlungen gegen den Wissenschaftler eingeleitet – die auch klären sollen, ob seine Behauptungen überhaupt der Wahrheit entsprechen. Nun hatte He Jiankui auf einer Konferenz angekündigt, dass es nicht bei den zwei Gen-Babys bleiben wird.
Auf dem Second International Summit on Human Genome Editing in Hongkong hat der chinesische Wissenschaftler enthüllt, dass derzeit eine zweite Frau mit einem genmanipulierten Kind schwanger sei. Die Schwangerschaft sei noch im Frühstadium und müsse beobachtet werden, um sicherzustellen, dass sie ohne Komplikationen verläuft. Das zu erwartende Kind soll die gleiche Modifikation erhalten haben wie die beiden Zwillingsmädchen, die erst kürzlich zur Welt kamen. Bei ihnen hatte der Wissenschaftler das Gen für die Ausbildung von CCR5-Rezeptoren deaktiviert – womit sie für eine Infektion mit dem HI-Virus unanfällig wären.
Bei seinem Auftritt in Hongkong hatte He Jiankui in einem Saal gesprochen, der „bis auf den letzten Platz voll“ war, hatte der Biochemiker Ernst-Ludwig Winnacker dem Ärzteblatt berichtet. Der chinesische Forscher, der von seiner Universität beurlaubt worden war, habe bei seinem Vortrag angeführt, dass er keine Designer-Babys schaffen, sondern Kinder gegen Krankheiten wappnen will. Auf die Geburt der beiden Zwillingsmädchen Lulu und Nana sei er trotz der Kritik, die ihm entgegen schlägt, daher „wirklich stolz.“